ScheißAdventure (3e)
Nach einer längeren künstlerischen Pause mal wieder: Webster's Aufarbeitung alter und uralter Quellen ... nachdem es im neu überarbeiteten Digest 00 hie߸ daß wir ohne meine Beiträge erst bei Ausgabe 35 wären¸ mußte ich einfach mal wieder einige Sachen weiterbearbeiten¸ die schon Ewigkeiten in meiner Schublade (bzw. auf der Festplatte) lagen.
In so manchem kleinen Rollenspielladen finden sich Kostbarkeiten¸ die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat. Einer meiner Mitspieler fand bei einer solchen Wühlaktion das
ScheißAdventureJa¸ so ist es leider¸ weder ein Verlag noch die Adressen der Urheber sind in dem nachlässig gebundenen¸ schwarz-weißen DIN A4-Heft zu finden¸ immerhin aber der genaue Tag (!) des Erscheinens: Der 2. September 1992. Aber das macht nix. Das passt perfekt zum Stil dieses 'Abenteuers'. Hier eine Kostprobe aus der Einleitung:
'Das ultimative Abenteuer'
von Patrick Baudisch und Ernst Joachim Preussler
© ... Fehlanzeige
Verlag: Fehlanzeige
ISBN *aeh* auch Fehlanzeige
"Bei diesem Abenteuer werden die Spieler bald merken¸ daß sie weder mit roher Muskelkraft noch mit intelligentem Nachdenken weiterkommen. Vielmehr sind sie dem Spielleiter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert¸ und um ehrlich zu sein¸ so sollte es doch auch sein..."
Wie hieraus schon leicht zu ersehen ist: Dies 'Abenteuer' darf man nicht
allzu ernst nehmen¸ weder als Spielleiter noch als Spieler. Wir spielten
es ohne größere Probleme an einem Abend durch (und hatten
immer noch genug Zeit¸ zwischendurch dummes Zeug zu labern)¸ allerdings
hatte uns unser Spielleiter vorgewarnt: Abenteurergruppen¸ die johlend
auf jeden Orc losgehen¸ kann man in dieser Story nicht
gebrauchen...
Das ganze Heft ist mit dummen Sprüchen und ironischen Anspielungen
derart gespickt¸ daß es sich hier kaum lohnt¸ eine Auswahl zu
treffen - es sind einfach zu viele!
Die "Story"
Eine dumme Verwechslung führt dazu¸ daß einer der Abenteurer
von einer nicht näher benannten 'Firma' gesucht wird ... ein
deutliches Anzeichen sind die Briefe¸ die er in allen möglichen
(und unmöglichen) Situationen von einem schwäbelnden
Orc-Postboten ausgehändigt bekommt ...
Die eigentliche Geschichte beginnt im 'Wirtshaus zum fröhlichen Auftraggeber'
im Ort Elfenhausen¸ zahlreiche Abenteurer sitzen an den Tischen und
warten - teilweise mit Schildern um den Hals - auf Auftraggeber. Eine
Orc-Band spielt sanften Blues ...
Im Laufe des Abends erhalten die Abenteurer verschiedene 'Angebote'¸ bis
sie schließlich für "Geld¸ Gold¸ ein sorgenfreies Leben
und 80 Erfahrungspunkte" von einem Priester aufgefordert werden¸
den heiligen Kuhfladen der letzten der ausgestorbenen heiligen Kühe
vor dem Zertreten zu retten¸ der Priester weiß noch zu sagen¸ wie
man ihn erkennen kann: Er schmeckt nach Himbeeren!
Selbstverständlich können sich die Abenteurer noch im Ort mit
mancherlei 'nützlichen' Gegenständen eindecken¸ bevor sie ihre
Reise nach Ogersheim antreten.
Auf der Reise begegnen ihnen die seltsamsten Figuren: Sie werden von
einem Yuppie mitgenommen¸ begegnen einem 'ungewöhnlichen' Schiff¸
einem Assassinen¸ der sich an ihre Fersen gehängt hat¸ und
vielleicht sogar Rambo persönlich!
In Ogersheim geht es dann richtig rund: Nach einer - nicht alltäglichen - Flucht durch ein - ebenso ungewöhnliches - Dungeon endet schließlich das Abenteuer - aber gerade über diese letzte Sequenz möchte ich nicht allzuviel verraten!
Die Verfasser des Abenteuers schlagen vor¸ die Briefe¸ Karten etc. einfach aus dem Heft zu trennen oder auszuschneiden (übrigens gibt es für Analphabeten eine Extraversion des Briefes...)¸ da die Bindung des Heftes beim Kopieren wahrscheinlich sowieso aufgeht¸ ist das durchaus machbar - wie gesagt¸ das ScheißAdventure will seinem Namen alle Ehre machen!
Also: Wenn ihr's zufällig irgendwo seht¸ kauft es euch einfach mal. Es gibt immer wieder Phasen¸ in denen man einfach nur mal albern sein möchte und das Rollenspiel nicht zu ernst nimmt¸ für solche Phasen ist das ScheißAdventure eine echte Alternative! (außerdem ist es das einzige Abenteuer¸ für das man 104 Smarties und vier Salzstangen braucht)
Nächstes Mal geht's wieder ernsthafter zu. Versprochen!
Eine Rezension von: Webster