Jolly Roger - Piraten in der Karibik
Midgard ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Da dachte ich¸ daß mir inzwischen die wichtigsten Publikationen zum Thema Midgard bekannt seien - und Pustekuchen.
Der Kleinverlag Caedwyn Games ist mir wohl trotz seines numehr 10 jährigen Bestehens schlicht durch die Finger geschlüpft. Doch Vergangenes sei vergessen¸ denn nun liegen mir die ersten Caedwyn-Produkte zur Rezension vor.
Jolly Roger - Piraten der Karibik ist ein ziemlich umfangreicher Quellenband¸ der sowohl historische wie auch Phantastische Hintergrundinformationen zu einer brauchbaren Mischung für Rollenspieler kombiniert. Prinzipiell eignet sich das Material für Spieler jedes Rollenspielsystems in dem die klassischen Seeräuber auftauchen können. Alle beschriebenen Regelvorschläge orientieren sich jedoch auf Midgard und Midgard 1880.
So leiten die Autoren ihr Vorwort ein. Nach einem kurzen Inhaltsverzeichnis (wird durch einen knappen Index am Bandende ergänzt) und einer Seite Lexikon mit Seemannssprache¸ beginnt ein umfassender Abriß über die Geschichte der irdischen Piraterie. Ein Kapitel gehört der Christlichen Seefahrt¸ bevor es mit dem Kapitel Piratenleben wieder ans Wesentliche geht. Hier erfährt man vieles über Verhaltensweisen¸ psychologische Tricks und Gesetze der Piraten. Ein Kapitel beschäftigt sich mit Arten und Aufbau von Segelschiffen¸ daß durch ausführliche Regeln für Besatzung (angepaßte Klassen¸ Hintergründe¸ etc.)¸ neue Fertigkeiten und Seeschlachten (Gruppengefechte) mit Leben gefüllt wird. Natürlich darf auch eine Abhandlung über Schußwaffen und Geschütze nicht fehlen (für M1880). Auch die Gefahren des Seeklimas findet sich in Tabellenform wieder.
Immerhin 30 Seiten wurden für das spielfertige Abenteuer 'Der Schatz von Captain Crumble' verwendet¸ das der Spielleiter entweder sofort benutzen oder als Vorlage für eigene Piraten-Abenteuer verwenden kann.
Technisches
Mit seinem gut lesbarem und ausreichend großem Zeichensatz und zweispaltigem Layout¸ lädt Jolly Roger zum gemütlichen Lesen ein. Man findet eine Vielzahl von Illustrationen¸ die sich leider qualitativ sehr stark unterscheiden. Teils liegt dies sicherlich am Zeichenstil¸ in anderen Fällen schlichtweg an der fehlenden Nachbearbeitung. Aus manchen Bleistiftskizzen hätte sich sicher weitaus mehr herausholen lassen. Ansonsten können die meisten Illustrationen aber durchaus mit gleichalten Midgard-Publikationen mithalten. Das Kartenmaterial ist ordentlich¸ wenn auch nicht gerade künstlerisch wertvoll.
Tabellen¸ besondere Textpassagen und Charakterwerte wurden durch Umrahmungen oder Schattierungen hervorgehoben. Das Abenteuer weist sogar netterweise die von DSA bekannten 'Textstellen zum Vorlesen' auf.
Einer der großen Knackpunkte dieses Bandes ist sicherlich die Bindung¸ die versucht die 23 Papierbögen (=94 Seiten) dauerhaft durch Klammern zu binden. Zwar gab es während der Rezension damit keine Probleme¸ aber wer sich mal häufig benutzte Regelhefte (z.B. die Midgard-Regelbände) nach Jahren anschaut¸ weiß daß das Leben endlich ist.
Fazit:
Rollenspieler mit Vorliebe für historische oder fantasylastige Settings finden mit Jolly Roger eine gelungene Piraten-Hintergrundbeschreibung. Zwar muß man technisch (Illustrationen¸ Bindung) Kompromisse eingehen¸ dafür ist der Preis mit 25.-DM aber auch recht günstig. Die enthaltenen Ausführungen und Ideen sind den Preis allemal wert.
Da die offizielle Beschreibung der Küstenstaaten - und damit auch der Piraterie auf Midgard noch lange auf sich warten lassen wird¸ kann man Jolly Roger jedem Midgard-Spieler empfehlen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de