Das Tor nach Ta-Meket (3)
Das Tor nach Ta-meket ist eine Sammlung von Fantasygeschichten¸ die allesamt auf der Fantasy-Welt Midgard angesiedelt sind¸ die durch das gleichnamige Rollenspiel bekannt wurde. Immerhin zwölf Geschichten von neun Autoren finden sich im Band¸ die die in den unterschiedlichsten Kulturkreisen Midgards spielen. Eine solche Ansammlung ist selten homogen in Qualität und Stil¸ aber im Gegenzug sollte auch für jeden Midgard-Fan die ein oder andere passende Kurzgeschichte dabei sein.
Auch wenn ein anderes Rollenspiel dem ersten deutschen Rollenspiel Midgard (seit 1982) den Rang der Auflagenstärke und Anzahl erschienener Romane abgelaufen hat¸ gibt es eine treue Fangemeinde¸ die hinter diesem Rollenspiel steht. Sicherlich ein Grund dafür ist die Fantasywelt¸ die größtenteils ohne allzu große phantastische Übertreibungen auskommt¸ und sich statt dessen mehr an der Geschichte der Menschheit¸ ihren Sagen¸ Legenden und dem Glauben orientiert und verschiedene¸ besonders interessante Epochen der Menschheitsgeschichte im Schmelztiegel einer Welt vereint hat. Gerade die geringe Fluktuation in den Reihen der Autoren¸ die diese Welt geprägt hat¸ hat dazu geführt¸ daß die Welt von Midgard nie ihre Konsistenz eingebüßt hat¸ wie es bei vielen anderen Spielwelten der Fall war¸ sobald die Leser nach höher¸ breiter und schneller verlangten.
Den gemeinsamen Rahmen hat der Herausgeber Dr. Rainer Nagel geschaffen¸ dessen Namen man auch bereits in vielen Midgard-Publikationen finden kann. Damit wurde neben der Textqualität auch die Konsistenz zur Spielwelt gewährt¸ was gerade für Kenner der Spielwelt ein wichtiges Kriterium ist.
Bei den Geschichten handelt es sich um:
- Die Vanasfarne-Geschichten von Rainer Nagel
Eine der besseren Geschichten dieses Bandes und der Versuch einer Umsetzung der Canterbury Tales¸ die Geschichte um ein finstermagisches Manuskript. - Gebrandmarkt! von Christel Scheja
Eine der besseren Geschichten die von der Sehnsucht nach Abenteuern handelt¸ zu der eine Wirtstochter von einer Söldnerin angeregt wird. Beide sind verbunden durch die Vergangenheit¸ die sie irgendwann einholt. - Branwen und Aid von Dieter Paschier
Eine märchenhafte Geschichte mit Lagerfeuer-Atmosphäre. - Uggreis Brunnen von André Muhmood
Eine gute Waelinger-Geschichte im Stil einer nordischen Heldensaga mit einem überrraschenden Ende. - Die Katze von Isolde Popp
Ein wenig abgefahren aber sehr gelungen. Diese Geschichte entführt den Leser nach Kan-Thai-Pan. - Das Tor nach Ta-meket von Alfred Bekker
Mit 118 Seiten die längste Geschichte im Band¸ die ihm auch ihren Namen gegeben hat. Leider fand ich sie eher durchschnittlich. Vielleicht für Freunde des ägyptischen Midgard-Hintergrunds dennoch lesenswert.
Kurz umrissen geht es um Nordländer die ein Handelsschiff überfallen und an Bord einen Magier vorfinden¸ der den Wickingern ein zu verlockendes Angebot unterbreitet: die gemeinsame Suche nach den Schätzen des Ta-meket. Eine klassische Abenteuergeschichte in den Wüstenreiche. - Der Magier von Rainer Nagel
Mit nur vier Seiten eine leider sehr kurze Geschichte. Der Titel sagt recht präzise worum es geht. - Mord in der Via Orc Axel Gottschalk
Ein Kriminalfall im Stil von Edgar Allen Poe¸ der die Ermittler und den Leser lange im Dunklen tappen läßt. - Die Wölfin von Dunwold von Christel Scheja
Eine Geschichte im nördlichen Alba (mittelalterliches Irland bzw. Schottland).
- Die Bandor-Triologie von Alexander Huiskes
Diese Minitriologie handelt vom unbeholfenen Magier Bandor. - Brans Tod von Manfred Roth
Eine Geschichte im Stil irischer Heldenepen die im Nordland spielt.
Fazit:
Vor einiger Zeit erschien mit Lechvelian der erste und zugleich enorm unterdurchschnittliche Roman in der geplanten Midgard-Serie¸ danach konnte es nur besser werden - und zum Glück sind die Midgard-Macher auch kein weiteres Risiko eingegangen.
Zwar sind Geschmäcker bekanntlich verschieden und jedem mag eine andere der Geschichten am besten Gefallen¸ aber ich bin mir relativ sicher¸ daß hier jeder Leser auf seine Art bedient wird. Schade nur¸ daß die längste Geschichte nicht unbedingt zu den Besseren im Band gehört hat. Aber gerade hier wirkt sich die Vielzahl an Autoren wohltuend aus.
Wer eine gelungene und zur Fantasywelt Midgard konsistente Geschichtensammlung sucht¸ wird mit diesem Band gut bedient.
Eine Rezension von: Thomas König