Bluttränen (5e)
Midgard: Bluttränen
Autor: Dirk Richter, Nico Rielin System: Midgard Erschienen: 2017 Umfang: Mini-Kampagne (20-30 Stunden)
Warum habe ich das AB gelesen?
Weil ich von "Blutmond" (s.o.) so begeistert war und ein Anschlussabenteuer gut in unsere Kampagne "Im Auftrag des Sternenkönigs" passen könnte.
Plot
Die Abenteurer werden erneut von ihrem alten Lehrmeister losgeschickt, um einige Informationen zu beschaffen, die mit den Ereignissen aus "Blutmond" zu tun haben. Am Zielort Earnsgard angekommen, merken sie schnell, dass die Vergangenheit auch hier noch immer ihre Schatten wirft und dass so mancher friedlicher Dorfbewohner die eine oder andere Leiche im Keller hat.
Eindruck
Gemischt. Vielleicht sollte man einfach nicht mit solch hohen Erwartungen an ein Abenteuer herangehen, aber "Bluttränen" hat für mich Licht und Schatten.
Zunächst zum Licht: Die Beschreibung des Dörfchens Earngard ist zum Verlieben. Nicht nur, dass ich mich überhaupt nicht erinnern kann, schon mal ein Midgard-Abenteuer in der Hand gehabt zu haben, wo sich Alba so sehr nach Alba angefühlt hat wie hier im Grenzland. Nein, auch die liebevolle Bechreibung des Dorfes und der NSC, die es bevölkern, machen diese ca. 22 Seiten für mich zum Highlight des Buches und sind allein schon das Geld wert. Gleich mehrere der NSC könnte ich mir sofort als richtig spannende SC vorstellen! Und nett ist auch die Idee, dass der Ruf der Abenteurer für jede Heldentat der bei bestimmten Bevölkerungsgruppen steigt, während er bei anderen leidet.
Es folgen einige Kurzabenteuer, die sich jeweils locker an einem Abend oder auf einer Con-Sitzung durchspielen lassen und für meinen Geschmack etwas zu wenig Fleisch auf den Knochen haben. Hier geht es dann vor dem ganzen, wundervollen Hintergrund plötzlich nur noch darum, irgendwen zu verhauen (Szenario 1-3) oder mit jemandem zu reden (Szenario 4). Davon war ich nicht so begeistert.
Im Grunde ist also Szenario 5 (Ein altes Übel), das fast 30 Seiten füllt, das eigentliche Abenteuer (wobei man im Grunde Szenario 4 mit dazuzählen muss, so ganz lassen sich die beiden nicht trennen). Und dieses Abenteuer ist vor allem etwas für die Dungeoncrawler unter den Spielern. Natürlich sind die Dungeons (denn es sind mehrere) wie bei Midgard üblich keine schwachsinnige Aneinanderreihung von Räumen und Monstern wie bei so manchem D20-Abenteuer, sondern sind in sich recht logisch. Und es gibt auch das eine oder andere Highlight wie etwa den Steinernen Wald. Trotzdem stelle ich mir das Durchsuchen von Raum um Raum ziemlich ermüdend vor, denn so richtig viel außer Suchen und Kämpfen gibt es eigentlich nicht zu tun. Gerade die Sozialcharaktere werden hier wohl irgendwann die Krise kriegen.
Hinzu kommt, dass ich die Hintergrundgeschichte ein bisschen arg konstruiert finde. Allein schon der Gedanke, dass die Zwerge sieben total gefährliche, mächtige und magiebegabte Weltzerstörer einfach auf magische Weise einsperren und dann meinen, es reicht, ein paar "Vorsicht! Nicht betreten!"-Schilder vor die Tür zu hängen... Nein, das überzeugt mich nicht. Und auch die Genrekonvention, dass Fallen immer total gut versteckt sind, um dann bei Auslösen 1W6 Punkte Schaden (Rüstung hilft) zu machen, oder dass Rätseltüren immer mit einem Hinweis versehen werden müssen, wie man sie öffnet, stört für mich das Bild.
Was ich jetzt damit machen werde? Vermutlich werde ich das Abenteuer kräftig abspecken und mit den Dorf Earnsgard und der ersten Hälfte des Hauptabenteuers ("Corwins Turm") ein knackiges Abenteuer für 2-3 Sitzungen basteln.
Auffällig ist übrigens das Fehlen von Bildern im Abenteuer. Außer den Karten gibt es genau drei Stück davon, von denen zwei recht wenig mit dem Abenteuer zu tun haben und das dritte (Der Hundeautomat)... nun, jetzt hätte ich beinahe etwas Unhöfliches geschrieben. Da wurde im Hintergrund ein Foto einer (irdischen) Maschinenhalle verwendet und im Vordergrund ein Tisch mit dem Automaten gezeichnet. So etwas sehe ich in letzter Zeit immer wieder in Rollenspielbüchern, und ich mag solche High-Tech-Bilder in Fantasy-Büchern nicht. Die Karten dagegen (vom gleichen Künstler) sind richtig schick geworden. Also auch hier: Licht und Schatten...
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html