Ascension's Right Hand
Wie das durch den'Page of Questing' vervollständigte Legemuster auf der ersten Seite bereits vermuten lässt¸ handelt es sich bei 'Ascension's Right Hand' um das letzte 'Vollblut-' Quellenbuch für Mage vor Erscheinen der 2nd Edition. Danach kam zwar noch 'Halls of the Arcanum'¸ dieses ist allerdings eher eine Gesamt-WoD als Mage-Erweiterung.
Das Buch öffnet mit dem 'Prelude: Take One'; nein¸ keine Amanda. Auch die Handlung des Prelude wirkt beim ersten Lesen eher verwirrend - nicht wirklich verwunderlich allerdings¸ wenn man bedenkt¸ dass Marauder eine tragende Rolle spielen.
Wie üblich folgt eine kurze 'Introduction'¸ deren erster Teil abwechselnd aus einer In-Character-Perspektive in Form des Monolog eines alten Custos und in 'Gamespeak' präsentiert wird; anschließend¸ wie üblich¸ ein kurzer 'How to use this book'-Abschnitt.
'Chapter One: Who Be These Mortals?' bietet einen Überblick über die Art von Acolytes¸ Consors und Familiars¸ die für gewöhnlich (sprich: stereotypisch) bei einem Magier zu finden sind¸ angeordnet nach Tradition/Konvention; auch auf die Gefährten der Nephandi und Marauder wird eingegangen.
An und für sich bietet dieses Kapitel nicht sonderlich viel Information¸ auf die man nicht mit ein wenig gesundem Menschenverstand selbst gekommen wäre; einige Einzelheiten waren dennoch auch für mich noch neu und anregend. Interessant hierbei: Im Gegensatz zu Traditionen¸ Maraudern und Nephandi werden die Informationen über die technokratischen Konventionen hier _nicht_ im üblichen Mage-typischen Layout sondern in Form eines technokratischen Informationsblattes dargeboten¸ aus einer In-Character-Perspektive also. Darüber kann man zwar geteilter Meinung sein¸ mir jedoch sind In-Char-Texte zumeist lieber¸ also ein Toran-Pluspunkt an dieser Stelle.
'Chapter Two: Society of Servants' widmet sich den Custos selbst und ihrer Persönlichkeit - aus welchen Gründen sie ihre Stellen einnehmen¸ wie sie angeheuert werden¸ wie die Beziehungen zu 'ihren' Magiern aussehen. Auch Custos¸ die sich von ihrem Magier gelöst haben¸ werden im Abschnitt 'Rogues' behandelt; der Abschluss des Kapitels wird von einer Übersicht über verschiedene Custos-Organisationen (ja¸ die gibt's auch - mit oder ohne Wissen der beteiligten Magier) gebildet.
Insgesamt ein Kapitel mit einer Menge brauchbarem Inhalt. Auch hier ist ein großer Teil an 'Darauf hätte ich eigentlich auch kommen können'-Material zu finden¸ allerdings davon so viel¸ dass sich dieses Kapitel als umfangreiche und vollständige Referenz eignet¸ die weit über das Offensichtliche hinausgeht. Anregungen sind in diesem Kapitel in Massen vorhanden - Charakter-Ideen in den Abschnitten über Motivation und Rekrutierung¸ Story-Ideen in dem Abschnitt über Organisationen.
Es folgt noch ein doppelseitiger In-Charakter-Flyer über 'Survival Tactics' - für sterbliche Charaktere in der WoD ein unbedingtes Muss¸ vor allem¸ wenn sie so viel mit einem Magier zu tun haben wie die meisten Acolytes/Consors. Alles in allem¸ ein äußerst brauchbares und recht kurzweiliges Kapitel.
'Chapter Three: The Tale is Told' war das Kapitel¸ auf das ich mich im Allgemeinen am meisten zu freuen pflege: Die Storyteller-Tips für Story-Aufbau. Etliche interessante Denkanstöße zum Weltbild verschiedener Arten von Custos werden gegeben¸ außerdem Plot-Anregungen in Hülle und Fülle... schließlich erfordern solche 'Low Power'-Chroniken einen vollkommen anderen Ansatz¸ können allerdings auch extrem lohnenswert sein.
Dieses Kapitel habe ich wirklich verschlungen - mir fallen auf Anhieb nicht besonders viele Storytelling-Kapitel ein¸ aus denen ich so viel Nutzen gezogen habe.
'Chapter Four: Bones Clothed in Flesh' bringt die Story-technischen Informationen nun regeltechnisch auf den Punkt. Hier finden sich Referenzseiten für Charakterererschaffung¸ Numina und besondere Vorteile sowie (überraschenderweise in der Mitte des Buchs¸ nicht am Ende) ein Custos-Charakterblatt im Mage 1st-Layout. Es folgt ein Abschnitt über neue Fähigkeiten¸ ein dicker Batzen Merits&Flaws sowie jene 'Special Advantages' wie Flügel oder Paradox-Absorption¸ die für Familiars und _wirklich_ außergewöhnliche Consors gedacht sind. Abschließend noch eine Abhandlung über 'Familiars and Weird Beasties'¸ die in erster Linie als Spielerhinweise für konsistentes Rollenspiel gedacht sind.
Ich muss zugeben¸ dass ich kein besonders großer Freund von Regelkapiteln bin¸ im Algemeinen überfliege ich diese bloß und sehe zu¸ dass ich so schnell wie möglich damit fertig werde... 'Bones Clothed in Flesh' war zwar nicht so trocken wie es einige Kapitel seiner Art gerne werden¸ und die verschiedenen Merits¸ Flaws und Advantages waren bei mir auch für die ein oder andere Story-Idee gut¸ dennoch ist hier nichts wirklich Außergewöhnliches zu finden. Ein kleiner Faux-pas ist dann wohl beim Druck passiert - die Merits 'Faerie Companion'¸ 'Shapechanger Kin' und 'Ghoul' sind nicht oder nur halb vorhanden - die Errata hierzu findet sich im nachfolgenden Buch 'Halls of the Arcanum'.
'Chapter Five: Numina' beschreibt (wie der Titel schon sagt) jene Fähigkeiten¸ die auch Un-Erwachten Mortals zur Verfügung stehen können - genauer gesagt: Pfade der Hedge Magic sowie 'Psychic Phenomena'. True Faith wird ebenfalls kurz angerissen¸ allerdings nicht weiter im Detail beschrieben.
Um ehrlich zu sein¸ hatte ich mir von diesem Kapitel mehr erhofft. Im Vergleich zu 'Sorcerer Revised' sind die hier beschriebenen Pfade sehr beschränkt und zahlenmäßig mangelhaft - besonders enttäuscht war ich von den 'Psychic Phenomena'¸ von denen in diesem Buch gerade mal drei (Telepathie¸ Telekinese¸ ESP) angesprochen werden. Hier also einen Minuspunkt für unausgeschöpftes Potential.
'Chapter Six: Who's Who' schließt das Buch mit einer Anzahl an Beispielcharakteren ab¸ die als Inspiration oder Instant-NPCs eingesetzt werden können.
Auch um die Beispielcharaktere mache ich meist einen großen Bogen - aus dem einfachen Grund¸ dass ich selten allzu viel Information oder Inspiration aus ihnen ziehen kann und sie in meinen Chroniken sowieso so gut wie nie verwende. Aus diesem Grund erschienen mir auf Anhieb auch 18 Seiten als ein wenig viel¸ wenn man allerdings bedenkt¸ dass sich diese 18 Seiten auf Acolytes¸ Consors und Familiars aufteilen und alle vier Fraktionen des Ascension War ihren Teil abbekommen wollen¸ ist die Anzahl doch angemessen.
Dennoch habe ich auch dieses Kapitel mit sehr viel Interesse absorbiert. Warum? Aus einem einfachen Grund - ähnlich wie im Tradbook: Verbena basiert ein Großteil der Beispielcharaktere auf Personen¸ die in den eingestreuten Mini-fictions auftauchen; der Wiedererkennungswert macht einen Großteil des Lesevergnügens aus. Und _jetzt_ macht das Prelude auch Sinn.
Das Buch wurde geschrieben von Nicky Rea¸ Teeuwynn und Phil Brucato¸ und am Schreibstil gibt es nichts auszusetzen. Die Mini-fictions sind ebenso stimmungsvoll wie flüssig lesbar und auch ansonsten wird einem das Lesen nicht zäh oder langweilig.
Die Illustrationen reichen von 'stimmungsvoll' bis 'nichtssagend'¸ allerdings habe ich nichts gefunden¸ das mich wirklich gestört hätte. Besonders die ganzseitigen Kapitel-Opener sind hervorragend ausgeführt. Auch hier also nichts zu klagen.
Insgesamt: Ein kuzweiliges¸ brauchbares Supplement¸ das einige neuen Perspektiven gegenüber dem Ascension War und unserer 'normalen' Wirklichkeit bietet. Zwar keine weltbewegenden oder aufregend neuen Informationen¸ dafür allerdings etliches an kleinen Inspirationen¸ die zusammen eine Menge frischen Wind in so manche Mage-Chronik bringen können.
8 von 10 Punkten.
Eine Rezension von: Toran http://www.tylacosmilus.rollenspielserver.de