Bored of the Rings
Das Copyright des Buches ist von 1969¸ trotzdem war klar¸ dass diese uralte Parodie auf Tolkiens Meisterwerk mit Neuverfilmung auch wieder an Bedeutung gewinnen würde. Zur Ausgabe sei gesagt¸ dass sie ihr Geld nicht wert ist¸ es ist ein standartmäßiges amerikanisches Taschenbuch von 150 Seiten¸ ein deutsches Magazin für Hobby und Garten ist dreimal so gut gebunden¸ bunt¸ enthält die zehnfache Textmenge und Bilder¸ alles von besserer Druckqualität¸ wird von weniger Leuten gelesen und kostet die Hälfte. Nun gut¸ wer sich für den Inhalt interessiert (und der ist ja nichtmal so schlecht)¸ wird wohl am Erwerb einer Ausgabe nicht vorbeikommen (und ich habe schon mehr Geld für größeren Schrott ausgelegt).
Um mir die Arbeit zu erleichtern¸ setze ich hier einfach einmal die Kenntnis des Originalwerks voraus¸ wer sich aus Lesefaulheit in Unkenntnis des Lord of the Rings lieber durch die weitaus dünnere Ausgabe schmökern möchte¸ wird wohl zu einem sehr seltsamen Ergebnis kommen.
Das Buch hält sich sehr eng an das Vorbild¸ es hat eine (völlig sinnlose¸ durch die Druckqualität unleserliche) Karte von 'Lower Middle Earth'¸ mit befremdlichen Bezeichnungen wie 'The Land of the Knee-walking Turkeys' oder ein leerer Fleck¸ der mit 'The Flat Mountains' beschrieben wird¸ aber alles in tolkieneskem Zeichenstil¸ ein 'Foreword'¸ in dem die Autoren schildern¸ wie sie zu dem Buch gekommen sind¸ ein 'Prologue - concerning Boggies'¸ dann folgen zehn Kapitel¸ die im prinzip jedes wichtige Ereignis aus dem Herrn der Ringe humoristisch abhaken.
Das Buch ist... nicht besonders clever. Wer auf einen intellektuellen Scherz vom Format von 'Illuminatus!' hofft¸ eine Parodie¸ die dem großen Werk ja durchaus angemessen wäre¸ wird enttäuscht¸ das Buch bietet eher ulkigen Klamauk aus dem Bereich amerikanischer Comedy (Nackte Pistole etc.) mit Gags¸ Slapstick¸ karnevalistischer Sinnlosigkeit usw. Na gut¸ es bedeutet nicht unbedingt¸ das Buch sei nicht lustig¸ nur ist es sehr durchschaubar und nutzt sich mit mehrmaligem Lesen schnell ab. Ein weiteres Minus ist die Sprache. Ich muss mir ja nichts drauf einbilden¸ aber englische Rollenspielsachen oder auch der Herr der Ringe und Shakespeare im Original haben mir weniger Probleme bereitet als dieses Buch¸ von dem ich teils ganze Sätze nicht verstanden habe. Das liegt wohl einerseits an der massiven Verwendung amerikanischen Slangs¸ der es für den Nichtamerikaner wohl ziemlich schwierig macht¸ andererseits wohl auch an dem Alter des Buches. Da die Entstehungszeit lange vor meiner Geburt liegt¸ schätze ich sie grob richtung deutsches Kaiserreich/Mittelalter ein und viele Anspielungen und Wortspiele haben wohl heute auch nicht mehr den Bezug. Dazu kommt auch noch eine gewisse Unvertrautheit mit amerikanischer Kultur¸ so heißt etwa der Protagonist des Buchs 'Frito Bugger' und aus dem Vorwort geht hervor¸ dass ich mir unter 'Frito' so eine Art Snack oder Süßigkeit vorzustellen habe (die Autoren behaupten¸ davon massig gefuttert zu haben¸ was sie faulend um den Besitz ihrer Zähne gebracht hat)¸ was dem Amerikaner da vielleicht ein Schmunzeln entlockt¸ entlockt meiner Stirn nur ein Runzeln. Ich will ja eigentlich nicht meckern und meine Unkenntnis ist ja eigentlich keine Entschuldigung¸ ich habe nur das blöde Gefühl¸ dass ich die Hälfte der Puns und Anspielungen im Buch verpasst habe.
Hmm¸ vielText bisher¸ werden wir mal konkret. Der Boggie Dildo Bugger kommt an den mächtigen Zauberring¸ den er von der Kreatur Goddam klaut¸ die er gerade mit seiner Schusswaffe niederstrecken wollte ('...but pity stirred his hand. 'It's a pity I've run out of bullets'¸ he thought'). Der Zauberer Goodgulf (dargestellt als unfähiger Trickzauberer mit falschem Bart und einer Vorliebe für Rauchbomben) wei߸ dass es der eine¸ böse Ring des Herrschers Sorhed ist und dass ihn die Nozdrul suchen¸ schickt daher die Boggies Frito Bugger¸ Spam Gangree und die beiden Halbidioten Moxie und Pepsi los¸ um den Ring nach Riv'n'dell zu bringen. So geht das dann weiter¸ einige Szenen sind schön umgesetzt¸ etwa Tim Benzedrino¸ ein Unsinn singender¸ drogensüchtiger Hippie¸ der die Boggies mit seiner Frau Hashberry auf einen üblen trip bringt¸ oder Stomper¸ den unfähigen Ranger¸ der original mit Cowboyhut und vor der Brust gekreuzten Patronenketten einherkommt ('Frito looked at the stone and discerned a crude skull-and-crossbones etched into its surface¸ and with the X-rune of the Old Wizard. 'Goodgulf has passed this way recently'¸ said Stomper¸ 'and unless I read these runes awrong¸ he means this place as a secure camp for us.') und die Schafsreiter on Roi-Tan ('That they were sheepmen there was no doubt¸ for the wind heralded their approach.') etwa¸ bei vielem ist es nicht so gelungen¸ weil alles viel zu schnell abgehakt wird.
Ich denke aber¸ ich konnte einen Eindruck des Buches vermitteln¸ zum Kauf will ich eigentlich keinen überreden¸ es auch keinem ausreden¸ lest es aber auf jeden Fall mal¸ wenn ihr es durch Zufall in die Hände kriegt. Ah¸ noch was: Das Buch liegt als 'Herr der Augenringe' auch in deutscher Übersetzung vor¸ in Unkenntnis dieses Werkes¸ aber mit der Erfahrung¸ dass sich gerade solche Bücher¸ die vor allem auf Sprachwitz basieren¸ völlig unübersetzbar sind¸ will ich empfehlen¸ dass man vielleicht zuerst einmal einen Blick hineinwirft¸ um den Text auf Lesbarkeit und die Gags auf funktionstüchtigkeit zu überprüfen¸ bevor ein allzu rascher Kauf getätigt wird...
[scimi]
Eine Rezension von: Scimithar https://www.die-dorp.de/