Duell
Momentan feiert der Buchstabe "H" wahre Triumphe. Sowohl Harry Potter und natürlich der Herr der Ringe haben durch ihre Verfilmung einen Kultstatus erreicht¸ von denen die Schöpfer der Romanvorlagen¸ wohl nie auch nur zu träumen gewagt hätten.
Solch ein Boom wird in unseren Tagen natürlich immer auch von Merchandise¸ also "Produkten zum Thema" begleitet - in diesem Fall wurde aus dem heroischen Kampf von Istari-Zauberer Gandalph gegen den finsteren Feuerdämonen Balrog das Kartenspiel Der Herr der Ringe - Das Duell entwickelt.
Die Aufmachung ist opulent. Neben den 54 Spielkarten finden sich vier Holzelemente¸ ein ca. DIN-A4 großer "Spielplan" und eine 3D-Brücke aus Pappelementen¸ die sich optisch wirkungsvoll über das Bild der Schlucht "spannen" (sprich aufstellen) läßt.
Worum geht's spieltechnisch bei Der Herr der Ringe - Das Duell? Zwei Spieler stehen sich als Gandalph und Balrog im Zweikampf gegenüber. Jeder Spieler bekommt ein Kartendeck mit je 27 Spielkarten. Die Spielkarten haben eine linke (Angriff) und eine rechte Seite (Verteidigung) mit je vier Schächten für Stärkepunkten. Ein gefüllter Schacht steht für einen erfolgreichen Angriff¸ bzw. eine erfolgreiche Verteidigung. Liegt ein Stärkepunkt einem leeren Schacht gegenüber¸ bedeutet das einen erfolgreichen Schlag auf den Gegenspieler.
In jeder Kampfrunde werden immer alle vier Schächte ausgewertet. Gegenüberliegende leere Schächte oder Stärkepunkte heben sich dabei auf. Alle anderen¸ nicht direkt ausgeglichenen Stärkepunkte werden als Treffer gewertet. So kann es vorkommen¸ daß Gandalph 2 Schläge erfolgreich plazieren kann und der Balrog in der gleichen Runde auch einen Treffer auf den Zauberer landet (also wird nicht 2-1 gerechnet sondern 2 und 1 separat).
Jeder Treffer kostet einen Energiepunkt¸ die auf einer Leiste am Spielbrettrand heruntergezählt werden können. Der mächtige Balrog und Gandalph starten mit je 15 Punkten.
Einige Spielkarten enthalten neben den je vier Stärkepunkt-Schächten und einem Bild des Kämpfers auch einen kurzen Infotext¸ der eine Sonderfertigkeit beschreibt. Diese kann die ausgelegten Spielkarten¸ die Handkarten oder die Energiepunkte beeinflussen.
Sobald eine Runde ausgewertet ist¸ wird die nächste Karte rechts vom Kartenduo angelegt und leitet die nächste Kampfrunde ein. Der Spieler der Karte kann sich diese aus seinen anfangs 9 Handkarten aussuchen¸ um einen möglichst effektiven Kampf zu liefern. Die Handkarten werden aber nicht wieder aufgefrischt¸ so daß die Auswahl immer schlechter wird.
Solange die Steine auf der Energieleiste eine Distanz von mindestens drei Feldern aufweisen¸ darf sich der Spieler mit dem höheren Energiewert die Handkarten seines Gegners ansehen.
Das Duell endet¸ sobald eine der Spielfiguren einen "negativen" Energiewert (Felder mit "-") erreicht¸ oder beide Spieler nur noch drei Handkarten haben. Sofern die Energiewerte beider Spieler im negativen Bereich identisch sind¸ wird bis zur drei Handkarten-Grenze weitergespielt. Drei der verbleibenden Karten legt jeder Spieler beiseite - sie stellen (zusammen mit sechs Karten aus zwei anderen Duellen) die Handkarten für das Finale dar.
Der Gewinner eines Duells darf seine Spielfigur auf der Brücke bewegen - je nach Energiedifferenz¸ bis zu drei Stufen.
Das Spiel besteht aus drei Duellen und einem Finale (also insgesamt vier Duellen mit je max. 11 Kämpfen. Im vierten Duell¸ dem Finale werden die bislang ungenutzten neun Spielkarten auf die Hand genommen und der Startenergiewert auf 20 Punkte (statt 15 in den normalen Duellen) angehoben.
Das Finale endet wenn eine Figur im negativen Energiebereich landet oder alle Handkarten verbraucht sind. Das Spiel gewinnt¸ wer auf der Brücke weiter oben steht¸ bzw. bei Gleichstand: der Gewinner des Finale.
Technisches
Alle Materiales sind wirklich hübsch durchgestylt und die Anleitung - wie man es von KOSMOS gewohnt ist - farbig¸ ausreichend bebildert und leicht verständlich geschrieben. Der Sinn oder Unsinn¸ des Spielbretts und der Holzfiguren... naja¸ es ist hübsch anzuschauen¸ aber den spieltechnischen Aspekt hätte man sicherlich auch mit vier Würfeln realisieren können - was die Packungsgröße erheblich reduziert hätte (Thema: Reisespiel / Hosentaschenspiel). Die Packung hat aber so das für KOSMOS übliche Zweispielerspiel-Format.
Fazit:
Nach dem Öffnen der Packung habe ich gedacht: "Nein¸ schon wieder eine billige Spielidee zu einem teueren Namen". Aber diese Befürchtung hat sich zum Glück nicht bestätigt - im Gegenteil. Zwar liegt das Spiel regeltechnisch weit hinter dem¸ was so manches Sammelkartenspiel an Raffinesse und Strategie zu bieten hat¸ aber hierbei handelt es sich ja auch "nur" um ein Gesellschaftsspiel für die ganze Familie.
18 Euro sind zwar ein ziemlicher Batzen Geld¸ aber dafür bekommt man auch ein ordentliches Spielprinzip und eine hervorragende Aufmachung geboten.
Der Herr der Ringe - Das Duell dürfte vor allem Fans des Romans oder Films gefallen¸ die nichts von Sammelkartenspielen halten aber nicht oft die Möglichkeit haben¸ mehr als zwei Spieler zu versammeln.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de