Planet of Adventure (Jack Vance)
Selbst denen die noch nie einen Roman von ihm gelesen haben (wie ich) könnte der Name Jack Vance mittlerweile geläufig sein¸ denn dieser Band ist nicht die erste Adaption seiner Romane (siehe z.B. Dying Earth).
Planet of Adventure basiert ebenfalls auf einer seiner Romanserie¸ genau gesagt der vierteiligen Tschai-Serie¸ die von diesem Himmelskörper¸ seiner langen Geschichte und die Entdeckung und Erforschung durch die Erde handelt.
Der Titel Planet der Abenteuer verspricht erst einmal alles¸ sagt jedoch auch wiederum nichts über die Vielfältigkeit aus¸ die dieser band zu bieten hat. Tschai ist ein bewohnter Planet¸ der in einem sterbenden Sonnensystem seine Bahnen zieht. Die Athmosphäre ähnelt in ihrer Zusammensetzung der der Erde¸ so daß Menschen in ihr überleben können - ebenso wie all die anderen humanoiden Rassen die den Planeten laut Geschichtsschreibung seit über 10 Millionen Jahren bevölkern. Zivilisationen entstanden und zerfielen wieder¸ wenn ihre Zeit einfach vorüber war oder andere - weiter entwickelte - Außerirdische die Zeit für vorüber erklärten und mit einem Gewaltakt beendeten. Auch Menschen sind auf Tschai seit vielen Generationen einheimisch - allerdings nicht oder nur selten als freies Volk¸ sondern als Importware und nun Sklaven der technisch überlegenen Spezies.
Auch heute noch¸ als aufgrund eines Radiosignals schließlich die Erde ihre ersten Kontaktversuche zum entlegenen und wegen der langsam akühlenden Sonne erst spät entdeckten Planeten aufnehmen¸ herrscht auf Tschai ein reges Mit- und Gegeneinander von Fraktionen¸ wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und die Menschen von der Erde müssen feststellen¸ daß ihre Ankunft weder besonders willkommen¸ noch die bloße Existenz der Erde für besonders wichtig gehalten wird¸ da der Mensch nur als niederes Volk und Dienerschaft bekannt ist.
Zu den derzeitigen Machfaktoren auf Tschai gehören die Casch¸ eine humanoide¸ zweibeinige Echsenrasse¸ die sich wiederum in drei Fraktionen aufteilt¸ die sich untereinander nicht besonders leiden können - sowie sie auch jeder anderen Lebensform aggressiv gegenüberstehen.
Am weitesten entwickelt sind die Alten Casch¸ ein die einst (vor 100.000 Jahren) den Planeten besiedelten. Aber auch die später eingetroffenen Blauen Casch waren technisch weit fortschritten - und so begann bald ein Krieg zwischen den beiden Invasoren¸ die mit Hilfe von Grünen Casch als Krieger ausgefochten wurde. Heute haben sich viele der eher unzivilisierten¸ technisch unterlegenen und insgesamt barbarisch wirkenden Grünschen Casch¸ in die Wildniss zurückgezogen¸ um sich der Verwendung durch eine der beiden anderen Fraktionen zu entziehen.
Alle drei Gruppen sind äußerst aggressiv und allen anderen Spezies auf dem Planeten abgeneigt.
Eine weitere Rasse sind die blassen DirDir¸ eine sehr alienhafte Rasse mit sehr ungewöhlichen Gesellschaftsstrukturen. Die DirDir sehen in Tschai eher als einen Stützpunkt und Machtbasis in ihrem Kampf gegen die Wanek - bullige¸ schwarzhäutige und krötenarige Geschöpfe. Zwischen beiden Spezie tobt seit Jahrtausenden ein Krieg - und auch wenn die Wanek auf Tschai selbst keinen Krieg gegen die DirDir oder irgendwen sonst führen¸ sind ihre 10¸ je 5000 Wesen starken Festungen¸ auf dem Planeten präsent.
Außerdem gibt es noch die Pnume¸ die zugleich die älteste Spezies auf dem Planeten darstellen - und die seit 10.000 Jahren die Geschichte des Planeten dokumentieren. Die Pnume ähneln ein wenig aufrecht gehenden Ameisen in humanoider Größe und leben¸ seit vor vielen Jahrtausenden die Invasionen des Planeten zunahmen¸ zurückgezogen im von Höhlen durchzogenen Erdinneren. Die Pnume sind in ihren Zielen mindestens ebenso undurchsichtig wie die Wanek... allerdings scheinen sie in ihrer Rolle als Stille Herren der Unterwelt und Bewahrer der Planeten-Geschichte aufzugehen und sich nicht mehr als notwendig mit den Oberirdischen einlassen zu wollen.
Zwischen all diesen Machtfraktionen existieren die Tschai-Menschen¸ die doch stark vom Menschen auf der Erde unterscheiden. Der grund dafür ist¸ daß die ersten Exemplare bereits vor 50.000 Jahren (asiatischer Typ) eingefangen wurden und ein weiterer "Import" (europäischer Typ) vor 20.000 Jahren stattfand. Wie auf der Erde haben sich diese Menschen ihrer Umwelt angepaßt. Teils durch Vererbung und Auslese - teilweise aber auch durch gezielte genetische Manipulation der Besitzer. Denn auch wenn es heut einige verstreute Menschen-Fraktionen geben mag¸ die versuchen den Machthabern zu trotzen¸ ist der Großteil der Menschen auf Tschai versklavt oder steht zumindest in Diensten einer der oben beschriebenen Spezies.
Technisches
Eine hervorragende und phantasievolle Weltbeschreibung und sauber aufbereitete Informationen. Die Illustrationen varriieren zwischen ordentlich und sehr gut. Der Band verfügt über ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis (aber keinen alphabetisch Index) und ein sehr umfangreiches Glossar.
Fazit:
Jack Vance hat einmal mehr bewiesen¸ daß seine Phantasie ganze Planeten füllen kann. Auch der des Bandes Autor James L. Cambirs hat hier eine gute Arbeit mit der Analyse¸ Zusammenstellung und Ausarbeitung geleistet und einen stimmigen Band produziert.
Tschai hat wahrlich den Titel Planet of Adventure verdient und dabei ist es fast egal¸ ob man sich für eine reine Menschen-Spielgruppe (Kundschafter von der Erde¸ Sonderkommando¸ Revolutzer¸ ...) entscheidet¸ eine andere Fraktion vorzieht¸ oder (heikel!?) eine gemischte Gruppe versucht.
Das Angenehme ist¸ daß man als Leser schon bei der Lektüre immer wieder beginnt¸ die Handlung weiter zu spinnen und sich selbst in die Rolle der verschiedenen Menschentypen hineinzudenken.
Als sinnvolle Ergänzungen empfiehlt der Autor die Bände GURPS Atlantis¸ Atomic Horror Dinosaurs¸ Illuminati¸ Religion¸ Swashbucklers¸ Uplift¸ Warehouse 23. Allein an dieser Auswahl sollte man erahnen können¸ was in Tschai alles an Möglichkeiten steckt.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de