Medusa-Virus
Jedem der schon einmal Shadowrun gespielt hat¸ bzw. einen der vielen Romane gelesen hat¸ weiß in welcher Gesellschaft 'Der Medusa-Virus' spielt... Im Licht der Öffentlichkeit zeigen weltweite Multikonzerne den Politikern ihre Muskeln und regieren ganze Städte und Länder. Sie verfügen über eigene Armeen¸ soziale Einrichtungen und nicht zuletzt einen riesigen Stab offizieller und inoffizieller Mitarbeiter.
In den Seitenstraßen treibt sich meist genau die letztere Hälfte der eben genannten Gruppen herum. Straßenkämpfer¸ heroisch 'Samurai' genannt - vollgestopft mit künstlichen Muskeln und Reflexbeschleunigern¸ Comuterfreaks 'Decker' mit ihrer eingebauten Elektronik und Anschlüssen direkt ans eigene Gehirn¸ Maschinenführer 'Rigger' deren Einbauten ihnen die totale Kontrolle einer Maschine ermöglichen und viel anderes exotisches Gesocks. Sie erledigen die inoffiziellen Aufträge ihrer Auftraggeber still und diskret - wenn sie können.
Charli ist eine Schattenläuferin - ein Kurier - und für die meisten Abenteurer wäre der Unfall¸ der ihr eben widerfahren ist wohl das Ende der Karriere. Eine Bande von aufgemotzten Straßenjungs mit Engelsgesichtern haben Sie davon überzeugt¸ einen Arm¸ ihre Cyberaugen und ihre Beine fallenzulassen. Als wenn das nicht genug Strafe für das Eindringen in Bandengebiet wäre¸ hat man Charli noch um ihre Fracht erleichtert - etwas was ihrem Auftraggeber nicht sehr gefallen wird.
Nachdem sie - dank Notfallsender - von Sanitätern aufgegriffen wurde¸ liegt sie nun in einer Luxusklinik¸ zu der sie auch die Abenteurer ordert. Sie sollen für die Hälfte ihrer anstehenden
Bezahlung - immer noch eine stattliche Summe - die verlorene Fracht wiederbeschaffen.
Eine leichte Aufgabe ? Das kommt ganz auf das Geschick der Abenteurer an.
Der Medusa-Virus unterscheidet sich vom Design her wenig von bisher erschienenen Shadowrun Publikationen.
Die Illustrationen vermitteln die dekadente futuristische Atmosphäre gut. Die Karten sind mit Hex-Feldern unterlegt. So lassen sich Entfernungen leicht abschätzen. Die Seitenränder sind grau unterlegt und enthalten Randinformationen zu NSCs und bislang unbeschriebenen Gegenständen¸ etc.
Der Medusa-Virus wartet mit einer Reihe interessanter Örtlichkeiten auf. Auch ein paar der NSCs bringen ein neues Feeling in die gewohnte Shadowrunner-Welt. Man hat sich von (meinem Lieblingsfilm) Bladerunner inspirieren lassen und Androiden verwirklicht¸ die als Spielzeuge reicher Menschen entwickelt wurden (entsprechende Vorteile finden sich im Anhang).
Interessant (aber hier nicht besonders angebracht) finde ich die Idee¸ mögliche Anpassungen des Abenteuers an andere Rollenspielgenres anzugeben. So gibt es sogar einen Ansatz das Abenteuer in eine Fantasy-Welt (Midgard) zu integrieren. Auch Ideen für weiterführende Abenteuer finden ihren Platz - originelle Idee.
Die Werte sind¸ wie bei einem GURPS-Abenteuer zu erwarten für GURPS angegeben¸ lassen sich aber leicht für andere Systeme konvertieren.
Insgesamt ein ordentliches¸ abwechslungsreiches Abenteuer.
Eine Rezension von: Peter Schultz