Jaunty Jalopies
Jaunty Jalopies kommt als "ca. DIN-A4 große Box mit halber Bauhöhe" daher und offenbart nach dem Öffnen ein Deck schwarzweisser Spielkarten¸ eine vierseitige Anleitung (DIN-A4¸ ebenfalls schwarzweiss)¸ sechs stabilere Papierbögen mit den Charakteren plus Kurzregeln und acht Spielsteine in vier verschiedenen Farben. Ein Spielbrett sucht man (trotz der Spielsteine) vergeblich. Jaunty Jalopies ist halt ein reines Kartenspiel.
Die zwei bis vier Spieler schlüpfen in die Rolle von wagemutigen Autofahrern in den wilden 20ern... damals waren Automobile noch schwer zu bändigende Höllenmaschinen... dazu wählt sich jeder eine Charakter-Karte¸ die sich in Kurzregeln (untere Hälfte) und Charakter-Informationen (Beschreibung¸ besonderer Vorteil¸ Photographie) aufteilt.
Bei Spielbeginn kann man sich aussuchen ob man als Held¸ Schurke oder Neutraler Fahrer starten möchte¸ was man durch ablegen eines Markers auf der Charakterkarte signalisiert. Diese Wahl beeinflußt¸ ob man auch hinterhältige Plot-Cards (schwarze Symbole¸ z.B. Straßenräuber einsetzten oder eine Brücke sprengen) aussspielen kann¸ um einem anderen Fahrer zu schaden.
Ziel des Spiels ist es eine bestimmte Anzahl von Straßenstücke zu bewältigen¸ deren Menge je nach Spielerzahl zwischen 8 (2 Spieler) und 12 Etappen (4+ Spieler) variiert. Jedes Straßenstück wird durch eine Spielkarte dargestellt. Es gibt Main Highway (6x Schnellstraße)¸ Country Road (10x Landstraße) und Back Road (4x Feldweg). Je nach Qualität der Straße¸ muß der Fahrer keine¸ eine oder zwei Karte ablegen¸ um das Straßenstück befahren zu dürfen. Erschwernisse wie Steep Road (Steigung) oder Ice Road können diese Zahl zusätzlich um abzulegende Driving-Cards erhöhen.
Die Spielkarten gibt es auch als Vergrößerung auf der JJ'-Homepage von One Small Step.
Alle Karten tragen Symbole wie z.B. Driving-¸ Road-¸ Personality-¸ Equipment-¸ Mishap-¸ Terrain- und Sub-Plot-Cards. Das Symbol bestimmt die Einsatzmöglichkeit und oft müssen bestimmte Kartentypen ausgespielt werden¸ um Situationen oder Straßenstücke zu meistern. Jeder Spieler hat in der Regel 6 Handkarten¸ die am Ende des eigenen Zuges aufgestockt werden können.
Bei Spielbeginn sammeln sich alle Fahrer-Pöppel an der (unsichtbaren) Startlinie auf einer Seite des Spieltisches. Spieler können während ihrer Spielzüge nacheinander Road-Cards in einer Linie anlegen¸ um die eigentliche Rennstrecke festzulegen. Ein Spieler kann die Road-Card nur ausspielen¸ wenn er sie auch im selben Zug betraten kann¸ was ggf. das zusätzliche Ausspielen von weiteren Karten erfordert. Andere Karten können seitlich an die Rennstrecke angelegt werden¸ die den Streckenabschnitt für alle Spieler beeinflussen.
Ereignis- oder Subplot-Karten werden direkt auf sich selbst oder einen anderen Spieler ausgespielt. In der regel dienen sie dazu den anderen Spieler aufzuhalten¸ bis er bestimmte Anforderungen erfüllt hat - idR. bestimmte Kartenkombinationen¸ das Aussetzen von Spielrunden oder der Rückfall um eine bestimmte Zahl Teilstrecken.
Positive Ereignisse sind das überspringen von Teilstrecken¸ das Vermeiden von unangenehmen Situationen usw.
Die besonderen Eigenschaften der Fahrer beeinflussen entweder das Ausspielen von Karten (bzw. bestimmter Kartentypen) oder die Zahl der Handkarten.
Technisches
Ein großer Reiz des Spiels liegt in den Spielkarten-Photos¸ die deren Auswirkungen auf witzige Weise illustrieren und den Humor des ganzen Spiels beeinflussen.
Ansonsten fragt man sich - wie so häufig bei amerikanischen Gesellschaftsspielen - warum es so viel kostet. Für 30 Euro kann man in Deutschland idR. durchgehend farbiges Material ein Spielbrett uvm. erwarten.
Zu den Gründen gehören Transportkosten¸ fette Zölle und die Tatsache¸ daß das Preisniveau für Gesellschaftsspiele in den USA wesentlich höher ist (höhere Herstellungskosten¸ kleinere Auflagen).
Fazit:
Meiner Spielgruppe hat das unkomplizierte Spiel sehr gut gefallen.
Jaunty Jalopies hat eine witzige Spielhandlung¸ macht einen sehr durchdachten Eindruck und das Gameplay hat eine Menge an "Mensch ärgere Dich nicht"-Charme. Spielgruppen die diese Art von Spiel richtig genießen können¸ kommen hier voll auf ihre Kosten.
Was mich immer wieder wundert ist¸ daß diese Art von Spielen - mit einem gewissen hinterlistigen Charme (einer Priese schwarzem Humor) - in der Regel aus Amerika stammen. Auf dem deutschen Spielemarkt sucht man so etwas vergeblich. Da hilft nur Importieren.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de