Herr der Fritten
Im Jahr 1996 hat James Ernest in den USA mit seinen ersten Spielen den Spielemarkt umgekrempelt¸ naja¸ sagen wir zumindest seinen Fuß auf unerforschtes Teretorium gesetzt. Die damals gegründete Firma Cheapass Games (was nicht französisch ist¸ sondern auch mit "billiger Arsch" übersetzt werden kann) die heute 4 Köpfe beschäftigt¸ überraschte den Markt mit einer Kleinserie von billigen Kartenspielen¸ die zudem auch noch so abgefahren geschmacklose Dinge wie Zomies oder Morde zum Thema hatten.
Diese $6-Games kamen ziemlich gut an und mittlerweile hat Cheapass-Games schon 30 dieser Spiele auf dem Markt¸ die zudem auch regelmäßig auf irgendwelchen Award-Listen (z.B. Origin) zu finden sind. Auf dem deutschen Markt¸ hat sich jetzt der Truant-Verlag aufgemacht¸ diese Spiele auch uns - in deutscher Sprache - zugänglich zu machen.
Herr der Fritten ist ein Spiel aus dieser Reihe.
Im Vergleich zum Spiel "Wo ist das Gehirn?" hat es einen entscheidenden Vorteil¸ denn man braucht kein Gehirn dafür¸ wohl aber einen sechsseitigen Würfel und am besten ein paar Marker (Glassteine)¸ die dem Spiel nicht beiliegen.
Worum geht's? Die Spieler legen¸ als Zombies¸ eine Sonderschicht im Fridey's Fast Food Restaurant ein: Diesmal sollen Kunden bedient werden¸ die sich ein Menü bestellt haben.
Dieses Menü wird von einer vierteiligen Menükarte ausgewählt oder per Würfelwurf bestimmt. Jedes Menü besteht aus mindestens einer und maximal ziemlich vielen Komponenten¸ wie Kraken-Fritten¸ Hähnchen¸ Käse¸ Törtchen¸ und so weiter. Insgesamt gibt es 8 unterschiedliche Komponenten¸ die auch verschieden häufig vorkommen. Das sich keine Höchstzahl der Menükomponenten angeben läßt¸ liegt an der vierten Menü-Tabelle¸ die eine "Extra"-Liste enthält. Würfelt man z.B. eine 6¸ landet man auf diesem Teil des Menüs und folgt den Anweisungen¸ die Menüs erweitern oder gar verdoppeln.
Wurde ein Menü ausgewählt oder durch Zufall ermittelt¸ versucht der linke Nachbar die Bestellung zu erfüllen¸ was am Ende Punkte einbringt. Das ist anfangs noch leicht weil man noch viele Karten auf der Hand hat (die Spielkarten werden komplett unter den Spielern aufgeteilt)¸ aber das Ziel ist es ja möglichst viel Bestellungen zu erfüllen und als erster seine Karten los zu sein.
Kann oder will man einmal nicht das bieten was gewünscht wurde¸ kann man Passen und muß zur Strafe eine beliebige Karte an den linken Mitspieler oder (bei zufälliger Menübestimmung) an den Würfler abgeben.
Erfüllt keiner die Bestellung¸ beginnt eine neue Runde mit dem Unterschied das diesmal zur Not eine Komponente fehlen darf usw.
Eine Runde gewinnt man indem man alle Karten von der Hand ausgespielt oder weitergereicht hat¸ dann werden Punkte gezählt - und zwar ausgespielte Karten als Plus und Handkarten als Minus. Gewonnen hat das ganze Spiel¸ wer nach drei Runden die meisten (positiven) Punkte hat.
Technisches:
Das Spiel wird in einer Box ausgeliefert - anders als in USA wo es in einer Plastiktüte über die Ladentheke geht. Pluspunkt. Läßt man die beiliegende Werbung weg¸ bleibt eine A4-Doppel-Seite mit der Anleitung und der Menükarte¸ was anfangs ein wenig blöd ist¸ wenn man noch mal die Regeln nachlesen will. Dazu gibt es 54 schwarzweiße Spielkarten.
Die Illustrationen auf den Karten sind zwar qualitativ nicht der Hammer¸ aber immerhin geschmacklos und trashig genug um jedem durchschnittlich Irren (also normalen Rollenspieler) gut zu gefallen. Die Spielkarten sind ansonsten sauber gedruckt und so beschichtet¸ daß eine leichte Bierlache und Chipsfett ihnen nicht allzuviel ausmachen sollte.
Fazit:
Das Spielprinzip ist so einfach¸ daß nicht einmal meine 5 Jahre alte Nichte große Probleme damit hatte - und auch zwei Spieler jenseits der 60 Jahre nicht *grins*. Glaubt mir¸ es ist gar nicht so einfach einen gewieften Skat-Zocker zu solchen Spielen zu überreden.
Die lustig-geschmacklosen Illustrationen sorgen dafür¸ daß sich auch der typische Rollenspieler sofort heimisch fühlt. Dieses Spiel macht quasi mit jedem Mitspieler Spaß - auch (oder gerade) jenseits der Auto-Promillegrenze!
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de