Das ist MEIN Parkplatz
Das Leben wird immer härter. Dies war uns allen bewusst. Das Spiel "Das ist mein Parkplatz!" hat den sich verschärfenden Kampf um das Dasein zum Thema.
Auf dem Spielplan ist eine grobe Version einer Stadt aufgemalt. Es gibt Wohnblöcke¸ wo die 2 bis 6 Spieler ihre engen Apartments besitzen¸ verschiedene Geschäfte¸ Dienstleister und den Arbeitsplatz - das Büro. Jeder Spieler bekommt einen Charakterbogen auf dem seine Lebensenergie und des deutschen liebstes Kind¸ das Auto samt Benzintank¸ aufgeführt ist. Haben alle Ihre Autos auf den Stadtplan untergebracht beginnt die alltägliche Mühle. In jeder Runde kann man entscheiden¸ ob man sich hinter das Steuer setzt und wertvolles Benzin verfährt um die notwendigen Orte zu erreichen. Zwischen 9 und 17 Uhr lohnt es sich¸ bei der Arbeit aufzutauchen¸ weil man dort Geld verdient. Das Geld ist unheimlich wichtig¸ um zum Beispiel seine Mobilität langfristig zu sichern¸ denn - und auch das wussten wir schon - der Tank leert sich schnell und Benzin sauteuer. Mit dem Geld kann man auch andere Dinge kaufen. Erpresserfotos¸ Handys¸ Schraubschlüssel¸ diverse Waffen und Klageschriften. Kaufen und Arbeiten schlaucht aber auf die Dauer und kostet Lebensenergie. Diese kann man nur in seinem Wohnblock wieder auffrischen. Vor den Wohnblocks gibt es aber - eine weitere Wahrheit - zu wenige Parkplätze. Platz wäre zwar genug¸ aber hier ist eine Feuerwehrzufahrt¸ dort eine Ladezone und daneben ein Behindertenparkplatz. Parken kann man zwar überall¸ aber das kann teuer werden¸ wenn der patrouillierende Polizeiwagen vorbeikommt. Das kostet dann Strafzettel und bringt Punkte auf dem Verkehrssünderkonto. Ist der gute Parkplatz schon belegt¸ ist es deswegen anzuraten den dort parkenden PKW in die nächste Verbotszone hineinzurammen und selber dort zu parken - und hier beginnt die Satire.
Da es das Ziel dieses Spieles ist¸ als einziger übrig zu bleiben¸ versucht man der lieben Konkurrenz das Leben zur Hölle zu machen. Ausscheiden tut jeder dessen Auto vollkommen demoliert wurde¸ oder wer seinen letzten Lebenspunkt verloren hat - kurz stirbt.
Bei beidem kann tüchtig nachgeholfen werden. Neben dem Rammen von Fahrzeugen auf Parkplätzen¸ kann auch jedes Fahrzeug auf der Straße entweder von Mitspielern gerammt oder angegriffen werden¸ wenn man auf gleiche Höhe fährt. Die Angriffe richten sich dann je nach eingesetzter Waffe nur auf den Fahrer oder auf Fahrer und Fahrzeug zusammen. Die Waffen gibt es im Waffenladen¸ aber sie sind teuer und Geld knapp. Jeder Angriff birgt jedoch auch die Gefahr des Gegenangriffs und auch beim Rammen kommt der eigene Wagen nicht ungeschoren davon. Fahrzeuge kann man zwar reparieren lassen¸ was auch viel Geld kostet.
Der tägliche Existenzkampf ist also hart. Auch ohne jegliche Mitspieler ist es schwierig genug auf dem Weg von der Wohnung zur Arbeit zur Tankstelle die Pegel für Geld¸ Benzin und Erschöpfung alle im Griff zu behalten. Man kann auch ohne jegliche Fremdeinwirkung grausam zugrunde gehen. Da ist es gar nicht notwendig¸ dass die Mitspieler sich mit den Waffen beharken oder anfangen gegeneinander zu prozessieren. Es ist auch ratsam¸ sich gut überlegen¸ ob man sein knappes Geld in die vielen unterschiedlichen Ausrüstungsgegenstände investieren will¸ oder ob man nicht lieber flüssig bleibt.
Vielleicht wäre es auch gut gewesen¸ wenn der Autor auf ein paar Dinge verzichtet hätte. Das Spiel hat auf jeden Fall viele Möglichkeiten¸ Orte und Elemente¸ die in den knappen Spielregeln nicht alle schlüssig erklärt werden können. Angesichts der vielen Möglichkeiten fehlt es an Spielhilfen für die Spieler. So wird viel gefragt und nachgeschlagen. Man kann mit ein wenig Aufwand zwar selber zumindest eine Liste für alle anfertigen¸ wo alle kaufbaren Waffen und Gegenstände mit Werten und Funktionen aufgeführt werden¸ aber dies sollte eigentlich dem Spiel beiliegen.
So macht das Spiel einen experimentellen¸ nicht ausgereiften Status. Dies wäre eigentlich ein KO Kriterium für eine Rezension. Da es aber originell ist¸ entsprechend aussieht und durchaus lustig zu spielen ist¸ muss man nicht so hart ins Gericht gehen.
Eine Rezension von: Volker Hesselmann