Cannibal Pygmies in the Jungle
Wenn Amerika wohl auch nicht mehr das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist¸ so ist es doch das Land der verrücktesten Spielideen. Während in Deutschland ein idealer Nährboden für Erfinder komplexer Spiele zu finden ist¸ sprießen in den USA eher die abgedrehten Mini-Spiele mit unkomplizierten Regeln wie Pilze aus dem Boden¸ die allgemein auch unter dem Begriff "Bier & Bretzel"-Spiele einsortiert werden.
Cannibal Pygmies macht aus den Spielern Produzenten von abgeschmackten Urwald-B-Movies¸ also den typisch amerikanischen Schwarzweiß-Filmchen¸ in denen mit reißerischen Titeln und billigen Spezialeffekten um duie Gunst der Betrachter geworben wird. Egal¸ ob es in dem Film um gigantische Affen¸ antike Tempel¸ verfluchte Schätze oder eben unzivilisierte Eingebohrene geht - hauptsache trashig¸ hauptsache man ist gerade eben besser als die Konkurrenz!
In der Packung findet man zwei Kartenstapel und eine kurze Anleitung - die Regeln sind nunmal nicht allzu komplex. Die Karten sind farbig und von guter Qualität¸ was den Preis rechtfertigt (wenn man den Preis der amerikanischen Version sieht¸ kann man hierzulande schon von billig sprechen).
Die zwei Stapel werden vereint und enthalten alle wichtigen Komponenten wie: Drehorte¸ Darsteller¸ Requisiten (Ausrüstung¸ Schätze usw.)¸ Spezialeffekte und natürlich Gegenspieler (Tiere¸ Monster¸ EIngebohrene usw.). Einmal abgesehen von irgendwelchen regeltechnischen Abweichungen¸ die als Text auf der Karte zu finden sind¸ hat jede Karte genau einen Wert¸ Verteidigung oder Angriff (bei Monstern)¸ in der linken oberen Kartenecke.
Die Kartenhand jedes Spielers hält zu Beginn eines Spielzuges 6 Karten¸ mit denen er seinen Film starten bzw. weiterdrehen muß. Als erstes werden ein oder mehrere Darsteller und - sofern vorhanden - auch genau ein Drehort ausgelegt. Sowohl Drehort als auch Darsteller verfügen über Verteidigungswerte¸ wobei der Wert eines Darstellers zusätzlich durch Requisiten-Karten (z.B. Waffe) gesteigert werden kann. Die Drehorte wechseln im Verlauf des Films - teils freiwillig durch eigene Optimierungen¸ teils durch Manipulation der anderen Spieler.
Der aktuelle Verteidigungswert eines Filmsets berechnet sich aus der Summe aller Verteidigungswerte.
Neben dem Filmdreh¸ spielt auch die Sabotage der anderen Produzenten bzw. deren Filme eine Rolle. Dazu gibt es Monster-Karten die einen Angriffswert haben. Liegt dieser Angriffswert über dem Verteidigungswert eines Filmsets¸ so ist die Sabotage gelungen und man darf einen Darsteller des konkurrierenden Produzenten mit all seinen Requisiten entfernen.
Solche Konflikte zwischen zwei Produzenten können von allen Spielern mit Spezialeffekte-Karten beeinflußt werden¸ die einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Angriffs- und Verteidigungswerte haben können.
Die Sabotage der konkurrierenden Filmdrehs senkt nicht nur dessen Verteidigungswert¸ sondern zudem auch dessen Gewinnchancen. Kommt es zum Abspann (leerer Nachschubstapel oder ausgespielte Abspann-Karte)¸ so gilt der Verteidigungswert als Siegpunkte.
Ein besonderer Reiz bei Cannibal Pygmies ist die Suche nach dem Filmtitel. Dazu werden 6 Karten gezogen und deren Stichworte (unteres Kartenende) von allen Spielern gemeinsam zu einem möglichst einprägsamen B-Movie-Titel verwurstelt. Z.B. Quest for the Man-Eating Eye of Doom¸ Doomed Quest of the Prehistoric Headhunter usw. Der Filmtitel hat nicht nur kosmetische und stimmungstechnische Wirkung¸ sondern wirkt sich auch beim Abspann punktetechnisch aus. Jeder Spieler vergleicht die Stichworte auf den ausgelegten Karten seines Filmsets und seiner Handkarten mit dem Filmtitel. Jede Übereinstimmung bedeutet 5 zusätzliche Punkte!
Technisches
Die Farbkarten machen optisch einen guten Eindruck. Für amerikanische Verhältnisse sogar einen exzellenten Eindruck. Die Texte und Illustrationen sind witzig und treffen sehr gut den Charme der alten amerikanischen Schwarzweiß-Filmchen a la Tarzan¸ King Kong usw. Die Anleitung ist kurz und knapp¸ genügt aber dem Spiel völlig und läßt sich nach 5-10 Minuten beiseite legen.
Wem das alles jetzt sehr bekannt vorkommt¸ weil er zuvor die Rezension zu Grabräuber aus dem All aus dem Truant Verlag gelesen hat¸ der irrt sich nicht. Beide Spiele sind vom gleichen Schöpfer Z-Man Games.
Fazit:
Wer ein unkompliziertes Spiel für kurzweilige Abende sucht¸ wird mit Cannibal Pygmies glänzend bedient. Das Spiel macht einen Heidenspaß - und das von der gemeinsamen Suche nach einem möglichst stimmungsvollen Filmtitel bis hin zur gegenseitigen Sabotage der Filmsets.
Ein Nachfolgehit von Z-Man Games den man auch bei Belieben mit Grabräuber aus dem All kombinieren kann.
Leider stehen die zu zahlenden 20 Dollar natürlich im Gegensatz zu den 12.50 Euro¸ die für die deutsche Version von Grabräuber fällig sind - für nahezu identisches Spielmaterial. In Amerika sind Gesellschaftsspieler insgesamt leider etwas teurer als hierzulande und der Import/Wechselkurs tut sein übriges.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de