San Francisco
Stoffliches
Das Cover der Box zeigt einige der Zeitgeister¸ die man später als Spieler für seine Zwecke beeinflussen wird¸ um selbst der einflußreichste Investor von San Francisco zu werden.
Der Box¸ die aufgrund einer intelligenten Unterteilung stets aufgeräumt wirkt¸ kann man einen großen farbigen Spielplan (ca. DIN A2) entnehmen¸ der zwei Zählstreifen (Prestige und Einfluß der Spieler)¸ eine Jahrestabelle (von 1907 bis 1918) und das eigentliche Spielfeld (einen Häuserblock mit 7x5 quadratischen Elementen) enthält. Weitere 97 Holzelemente¸ 50 Pappscheiben und 164 Spielkarten¸ lassen sich ordentlich in den dafür vorgesehenen Mulden unterbringen. Außerdem findet man einen Stoffsack und natürlich eine Spielanleitung (12 farbige A4-Seiten).
Hintergrund
Die Spielfläche mit den quadratischen Elementen stellt San Francisco im Jahre 1906 dar¸ als die Gebäude durch ein schweres Erdbeben quasi ausgelöscht wurden. Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Investors¸ der den Neuaufbau der Stadt mit vorantreibt - natürlich stets seinen eigenen Machtgewinn im Auge. Wer für den Bau der besten Stadtviertel verantwortlich ist¸ wird am Ende das meiste Prestige und damit den meisten Einfluß auf alle weiteren Geschehen in Frisco besitzen.
Doch bei diesem Spiel geht es nicht allein um klugen Einsatz von Baugeldern¸ sondern vor allem auch um den Erhalt der Investitionsrechte bei den Ausschreibungen. Da sowohl Geld als auch der Einfluß ein rares Gut sind¸ sollten die eigenen Investitionen schon gut überlegt plaziert werden.
Bei den Ausschreibungen kommen Einflußkarten in Aktion¸ die je ein Portrait der oben angesprochenen mehr oder weniger einflußreichen Persönlichkeiten zeigt¸ und typisch für die damalige Zeit sind. Beispiele sind Wahrsagerin (0 Punkte)¸ Gangster (3)¸ Bankier (7) oder Bürgermeister (9 Punkte). Jeder Spieler erhält einen kompletten Satz (10 Karten).
Wie eine Ausschreibung abläuft¸ steht auf den Ausschreibungskarten ¸ die der jeweilige Startspieler vom Stapel zieht. Dort findet man Angaben¸ ob die Ausschreibung nur von einer oder mehreren Investoren gewonnen werden kann. Wo die Investitionen plaziert werden dürfen und womit man bei der Ausschreibung mitbieten darf (zur Wahl stehen Einflu߸ Schecks und Optionen).
In einer "Einfluß-Ausschreibung wird von jedem Spieler je eine Persönlichkeitskarte ausgewählt und gleichzeitig ausgelegt. Die Karte spiegelt die Manipulation der Person zugunsten der Pläne eines Spielers wider - legen zwei Spieler die gleiche Karte aus¸ kompensiert sich die Manipulation und die Spieler (ggf. alle) gehen leer aus. Dadurch können auch mal recht niedrige Einflußwerte eine Ausschreibung gewinnen.
Wichtig ist¸ daß die Höhe der spielbaren Karte vom Status des eigenen Einflusses abhängt¸ der ja auf dem angesprochenen Zählstreifen festgehalten wird.
Alternativ dazu können auch Optionen oder Schecks (die Spieler ebenfalls in Form von Spielkarten vorliegen haben) der notwendige Einsatz sein¸ um eine Ausschreibung zu gewinnen.
Eine Ausschreibung mit Schecks verläuft etwas anders und erinnert mehr an eine Auktion¸ wo so lange geboten wird¸ bis alle Spieler bis auf einen Aussteigen.
Die Handhabung der Optionskarten ist noch ein wenig raffinierter und entscheidet über die Art der von einem Investor angestrebten Investition¸ ob er damit zum Zuge kommt.
Das Stadt-Spielfeld
Auf die 35 quadratischen Felder des Spielplans werden zu Spielbeginn - zufällig ermittelt - passende Plättchen ausgelegt¸ die die Art des Stadtviertels symbolisieren. Zwischen je zwei Plättchen ist eine Lücke¸ in die je eines der farbigen Holzstäbchen (je 15 pro Spieler) paßt¸ die eine Investition darstellen.
Hat man Investitionsrechte erlangt¸ kommt es zu einer Investition. Dazu legt man (nach den Anweisungen der Ausschreibungskarte) ein Holzstäbchen an ein Stadtviertel seiner Wahl.
Im Laufe des Spiels werden immer mehr Lücken auf diese Art besetzt sein und damit die Plazierung neuer Investitionen einschränken.
Ziel des Spiels ist es¸ bei den wichtigsten Stadtvierteln den stärksten Einfluß zu besitzen (d.h. die größte Anzahl Stäbchen rund um das jeweilige Viertel liegen zu haben).
Wurde diese Mehrheit zugunsten eines Spielers festgestellt¸ wird das Stadtviertelkärtchen sofort umgedreht und gilt als Aufgebaut. Der dort einflußreichste Spieler erhält die spielentscheidenden Prestigepunkte dieses Viertels¸ deren Höhe sich nach der Art des Viertels richten (z.B. Rathaus=10 Punkte oder Wohnhaus=4 Punkte).
Spielrunde
Neue Ressourcen (Schecks und Einflußpunkte) kann man durch bestimmte Aktionskarten erhalten¸ die in jeder Runde durch den Startspieler vom Stapel gezogen werden. Jede Runde beinhaltet mindestens eine Ausschreibung (ggf. auch mehrere) und endet¸ wenn ein Stadtviertel aufgebaut wird.
Neben den Nachschub-Aktionskarten¸ findet man Ausschreibungen (verschiedene Typen) und besondere "Missionen"¸ deren Erfüllung zusätzliche Prestigepunkte einbringt.
Zu den Ausschreibungs-Typen gehören das "Auslegen neuer Holzstäbchen"¸ die "Verlagerung bereits liegender Holzstäbchen" und den "Austausch von Holzstäbchen".
Technisches
Sowohl Spielmaterialien als auch Anleitung lassen keine Wünsche offen. Wohldurchdachte Texte¸ gute Aufteilung der Spielelemente und eine überzeugende graphische Umsetzung¸ machen einen sehr professionellen Eindruck.
Fazit:
San Francisco hat ein recht komplexes Spielkonzept - zumindest was die Ausschreibungsphasen angeht. Man sollte also die erste Runde als Testlauf konzipieren und alle auftauchenden Fragen anhand der Anleitung abklären.
Dafür verspricht das Spielkonzept aber langfristigen Spielspa߸ denn eine gute Taktik auszuarbeiten¸ wie man Ressourcen optimal einsetzt¸ Hölzchen plaziert und vor allem bereits Gelegte geschickt manipuliert¸ ist schon eine Herausforderung¸ die es zu meistern gilt.
Zudem kann das Spiel mit den ebenfalls aufgeführten Varianten noch berechenbarer gemacht werden oder durch die Möglichkeit des gegenseitigen Handelns etwas an den Basar-Charme der Siedler von Catan herangeführt werden.
Insgesamt ein langfristig motivierendes¸ wenn auch kein allzu leichtes Spiel... viel Taktik¸ gutes Einschätzungsvermögen und ein wenig Glück.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de