Der Palast von Alhambra
Die Spiele von Queen Games haben üblicherweise eine sehr ansprechende Aufmachung¸ die sowohl von der außergewöhnlichen Boxgröße als auch von der Gestaltung an sich sofort den Eindruck erweckt¸ dass hier Aufwand getrieben wird¸ um auch die Herzen der ambitionierten Spieler zu gewinnen. Dies trifft auf Der Palast von Alhambra leider nicht ganz zu¸ und - um es vorweg zu nehmen - sowohl der Packungsinhalt als auch das Spiel an sich bleiben diesem Credo treu. Zwar offenbaren sich einem unmittelbar nach dem Öffnen der schönen Box reichlicher Inhalt in Form von 2 Spieltafeln¸ 60 Gebäudeplättchen in einem schwarzen Beutel¸ weiteren 6 Tableaus für die Spieler und 110 Karten¸ doch ein kritischer Blick auf das aufgebaute Spiel selbst lässt doch Zweifel an so manscher Gestaltung und Zusammenstellung aufkommen. Hier hätte beispielsweise die Vereinigung von einigen Tableaus zu einem einzelnen Spielplan deutlich zur Übersichtlichkeit und gleichzeitig zur besseren Aufmachung beigetragen.
In Der Palast von Alhambra streiten die 2 bis 6 Mitspieler darum¸ das in möglichst vielen Hinsichten prachtvollste Anwesen zu erstellen. In insgesamt drei Wertungsrunden¸ von denen die ersten beiden zu kaum vorhersehbaren Zeitpunkten stattfinden¸ werden nämlich nur diejenigen mit Punkten ausgezeichnet¸ die bezüglich bestimmter Bauteile die meisten¸ später auch die zweit- und drittmeisten aufweisen können. Es gilt also¸ möglich viele gleiche Bauteile eine abzuschätzenden Anzahl verschiedener Arten zu erstehen und zu verbauen. Darüber hinaus erhält jeder jedoch auch Punkte für seine längste zusammenhängende Stadtmauer. Diese Stadtmauer befindet sich auf vielen Baukarten entlang der Kanten¸ wodurch das Anlegen neu erstandener Bauteile ab und an zu einer kniffligen Angelegenheit wird.
Jeder Spieler erhält in seinem Zug stets vier dieser Bauteile auf dem sogenannten Bauhof angeboten und kann diese für Geld erstehen. Dabei muss jedoch jedes Bauteil mit Karten einer bestimmten Währung und natürlich eines bestimmten Betrages gekauft werden¸ wobei Überzahlung durchaus erlaubt ist¸ allerdings kein Wechselgeld zurück gewährt wird. Hierin liegt auch gleich ein Clou des Spieles¸ denn während man üblicherweise nur eine Handlung pro Zug ausführen kann - Bauteil kaufen¸ Geld erstehen oder Alhambra umbauen - kann man sich zusätzliche Kaufaktionen dadurch ergattern¸ dass man eine Baukarte exakt zum angegebenen Preis kauft. Auf diese Weise ist es möglich¸ bis zu vier Bauteile in einer Runde zu ergattern und zusätzlich eine weitere Aktion durchzuführen.
Auf etwas ähnliche Weise erhält man auch das Geld: auch hier werden einem vier Karten angeboten und man darf sich eine oder - sofern der Gesamtwert der gewählten nicht größer als 5 wird - auch mehrere einer Währung nehmen. Diese 108 Spielkarten sind nach meiner Auffassung wirklich gut gelungen - auch deshalb¸ weil sie sich deutlich in Farbgebung und kultureller Zugehörigkeit voneinander unterscheiden.
Die dritte mögliche Aktivität¸ die ein Spieler wählen kann¸ ist schließlich der Umbau der Alhambra. Dies ist durchaus eine sinnvolle Option¸ da sich dadurch möglicherweise durch Unachtsamkeit oder durch Pech entstandene Situationen¸ die einen Weiterbau verhindern oder stark erschweren¸ wieder lösen lassen. Weiterhin kann man auf diese Weise manchmal mit wenig Aufwand die Länge der Stadtmauer deutlich vergrößern.
Leider besitzt Der Palast von Alhambra - zumindest in der Grundversion - keinerlei Interaktionsmöglichkeiten und damit auch nur eingeschränkte Mittel¸ seine eigene Position gegenüber den Mitspielern entscheidend zu verbessern. Das Spiel ist sicherlich eine gute Wahl für alle¸ die mit dem Preis "Spiel des Jahres" für sich gute Erfahrungen gemacht haben. Hier wird der Großteil aller Spielefreunde einen adäquaten Gegenwert für Ihr Geld erhalten. Wer jedoch schon viele Spiele kennt¸ wird im Grundspiel allein wahrscheinlich nicht genügend Herausforderung finden.
Eine Rezension von: Ulf Zander