Geh nicht in den Winterwald
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Im Rahmen der Reading Challenge hab ich ein Kurzportrait zu Geh nicht in den Winterwald geschrieben:
Die Übersetzung des Erzähl-Rollenspiels von System matters ist eine kleine Perle. Im A5-Querformat auf 74 Seiten widmet sich die erste Hälfte Sagen, Mythen. Legenden und Märchen eines frisch gegründeten Dorfs in Amerika. Kleine, kurze Schauergeschichten, alle sehr stimmungsvoll. Ich persönlich halte die auch für Beyond the wall gut verwendbar.
Das dritte Viertel widmet sich den Spielregeln. Ein Spielercharakter besteht nur aus Namen, Konzept und Motiv. So wären Eric, das neugierige Kind oder der pflichtbewusste Constable George schon komplette Charaktere. Im Laufe des Schauermärchens, was In dritter Person und Vergangenheitsform gespielt wird, arbeitet dabei mit Kältemarkern, die der Charakter ähnlich einem Stabilitätsverlust bei Cthulhu für Übernatürliches. Bei Entscheidungen stellt der SL eine Ja/Nein-Frage, z.B. "Die Hecke schien nach Eric zu greifen, ihre Wurzeln umschlangen seine Beine und Füße. Konnte Eric sich dem Griff entziehen?" Der Spieler würfelt dann mit dem W6 gegen die Anzahl seiner Kältemarker, würfelt er drüber, gelingt es ihm. Zuguterletzt wird in drei kurzen Schritten erklärt, wie man Szenarien entwickelt.
Das vierte Viertel sind dann vier schaurige Szenarien, übrigens ideal geeignet für Onepages. Vermutlich könnte man da sogar zwei draufpacken ... Dazu folgt das vierte Kapitel mit inspirierenden Medien von The Village bis Pakt der Wölfe, einer Namensseite, typischen Gefahren der Wälder und einer Karte.
Das Layout ist sehr stylisch und gelungen trotz einfacher Mittel. Die schwarzweiß-Zeichnungen werden oft von einer dritten Farbe unterstützt, gelberleuchtete Fenster des nächtlichen Winterdorfs, violette Flügel eines Nachtfalters, rote oder gelbe Augen der Kreaturen. Dazu im allgemeinen eine Art invertiertes Schneeflockenlayout, wirklich gut gemacht.
Fazit:
Großartiges Werk, tolle Bereicherung der deutschsprachigen Rollenspiellandschaft, da hat System matters eine echte Perle gefunden, die ihr exquisites Portfolio hervorragend ergänzt. Neben den Nutzen als Oneshot-Gruselsystem dürfte man das auch bei Beyond the wall gut nutzen können.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/