A Magical Medley
Wer Magie im rollenspielerischen Sinne liebt¸ und sich eine Spielwelt ohne übersinnliche Kräfte gar nicht vorstellen kann oder will¸ ist hier genau richtig.
Wie auch das FUDGE Expanded-Grundregelwerk¸ orientiert sich A magical Medley weniger direkt am Spieler¸ sondern vor allem am Spielleiter¸ der mit den Informationen dieses Bandes sein eigenes Rollenspiel erstellen bzw. erweitern will.
Der Band bedient dabei in erster Linie die Anforderungen des Rollenspielsystem-Erschaffungssystems FUDGE (weitere Infos in der Rezension). Da sich diese Angaben¸ der Natur von FUDGE folgend¸ aber wunderbar in jedes beliebige System umsetzen lassen¸ kann man diesen Band mit gutem Gewissen jedem Spielleiter empfehlen¸ der noch eine Ideenquelle zum magischen Teil seines Rollenspiels fehlt.
Der Band beginnt (wie üblich) mit einem übersichtlichen Index¸ dem eine zweiseitige Einführung in die FUDGE-Mechanik folgt. Auf drei weiteren Seiten wird dann noch mal eingehend auf die Verwendbarkeit und die Unterschiede dieses Magie-Bandes zu FUDGE und anderen Rollenspielsystemen (wie z.B. GURPS) eingegangen.
Insgesamt empfiehlt es sich diese insgesamt fünf leicht verständlichen Seiten¸ vor dem Konsum des restlichen Bandes kurz durchzulesen.
Das erste richtige Kapitel Magical Design beschäftigt sich mit dem grundlegenden Aufbau eines Rollenspiel-Magie-Systems. Es wird eine Reihe von Magie-Ausrichtungen und Magie-Benutzergruppen (Stile) aufgeführt. Natürlich bleiben auch so wichtige Themen wie Magie-Quellen oder der Vorgang des eigentlichen Zauberns (Rituale) nicht unbeachtet. Der Band beschreibt dabei¸ wie bei FUDGE üblich¸ sehr kurz und prägnant dei wichtigsten Elemente ohne vorab zu spezialisieren (fünf Seiten).
Spezieller wird es dann endlich mit den verschiedenen kulturellen Magie-Ausrichtungen¸ die konkretere Modelle anbieten. Zur Auswahl stehen:
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Afrikanische Geister Magie
Wem jetzt nur Voodoo & Co. einfällt¸ dem kann weiter geholfen werden¸ auch wenn sicherlich Ähnlichkeiten erkennbar sind. Unter diese Art von Magie fallen alle Gruppierungen¸ die irgendwie in die Schemen Medizinmann¸ Naturzauberer und Hexe fallen. Zum Arbeitsmaterial gehören ausdrucksstarke Fetische¸ Masken¸ Amulette usw. Die Rituale die zum Zaubern erforderlich sind können durchaus den Zeitraum eines Tages einnehmen.
Biogenetik (auch als Psi- oder Superkräfte bekannt)
Telekinese und Telepathie? Und alle Facetten¸ die mit diesen Fähigkeiten und Kombinationen der beiden erreichbar sind. Biokineten sind weniger auf weltliche Hilfsmittel wie Fetische angewiesen¸ wenn auch bestimmte Effekte sich nur durch Kraftverstärker (z.B. eine Pyramide) erreichen lassen. Mit Biokinetik lassen sich sowohl Sofort-Effekte wie auch lang andauernde Ritualzauber (Meditation) bewerkstelligen¸ allerdings wirken Fehlschläge meist verheerend auf den Zaubernden und/oder auf das Opfer.
Keltische Magie
Ich denke mal¸ dieses Magie-Vorbild dürfte für die meisten Fantasy-Magie benutzt worden sein. Basis der Magie ist Mana¸ eine magische Energie¸ und der Geist des Zaubernden¸ der die Eignung hat Mana zu Lenken¸ bzw. zu Formen. Neben einem kleinen Abriß über 'Die Kelten' wird zudem auf Körpermagie und Nummerologie eingegangen. Natürlich dürfen Dinge wie Feen und Steinringe nicht fehlen. Wer sich bereits mit Keltischer Magie beschäftigt hat¸ wird hier eigentlich kaum eine Nuance vermissen. Ob nun Magier¸ Priester¸ Fee¸ Artisanen¸ Heiler uvm. alles wird so knapp wie möglich behandelt. Den Abschluß des umfangreichen Kapitels (25 Seiten) bilden die keltischen Götter.
Chinesische Magie
Sozusagen die Magie der Weisen Männer. Buddhisten und Mönche beherrschen Formen von Superkräften und Weise Männer praktizieren Feng Shui und Wunderdoktoren und Alchemisten brauen die wunderlichsten Tränke. Diese Magie basiert stark auf dem Gleichgewicht des Charakters (Yin/Yang). Ansonsten ist eigentlich so ziemlich alles machbar¸ was man auch aus den Eastern-Filmen kennt.
Gramarye
Diese Magie ist eher dem mittelalterlichen europäischen Bild einer wissenschaftlich erlernbaren Magie nachempfunden. Zauberei wird von Lehrmeistern gelehrt wie eine Kunde¸ sofern der Betreffende mit Mana umgehen kann. Magie ist in 'Schulen' (wie Kommunikation oder Heilung) unterteilt¸ die man einzeln erlernen kann. Effekte werden mit Hilfe der verschiedenen Schulen zu Sprüchen kombiniert. Der Erfolg des Spruchs bestimmt den Grad der Wirkung.
Okkultismus
Neben der Biokinetik vielleicht eine der zeitgemäßeren Ausprägungsformen von Magie für entsprechend modernere Spielwelten. Die Regeln tragen diesem neuzeitlicheren und magiefremderen Umfeld durch ein Geisteszustand-Attribut Rechnung¸ das Kenner natürlich leicht auf das Cthulhu-Rollenspiel zurückführen können. Die Effekte teilen sich in spontane Phänomene und ausgearbeitete Rituale¸ bei denen auch Hilfsmittel zum Einsatz kommen können. Läuft der Einsatz von Magie mal nicht ganz sauber ab¸ kostet das den Zaubernden geistige Gesundheit.
Magische Gegenstände
Neben der den kulturell unterschiedlichen Manifestionen von Magieausübung¸ liefert der Band ein Kapitel zum Thema magische Gegenstände. Neben einem kleinen Abschnitt zur Erschaffung gibt es vorwiegend Beispiel-Artefakte.
Noch mal richtig interessant wird wird es beim Kapitel Magical Adventures¸ in dem ein zweigeschossiges Dungeon "The Tomb of Shrak Ironfist" beschrieben wird. Dem schließen sich noch ca. ein Dutzend kleinerer Szenarioideen an.
Technisches
Der vorliegende Band A magical Medley ist sauber aufgezogen¸ was Cover¸ Bindung¸ Schriftbild und Kapitelaufteilung angeht. Die Illustrationen sind allesamt überdurchschnittlich¸ jedoch erzeugt der ständig wechselnde Stil einen inhomogenen Gesamteindruck. Dafür passen die Illustrationen größtenteils zum umgebenden Text und unterstützen dessen Inhalt. Wichtige Abschnitt- oder Kapitelzusammenfassungen sind in einem Kasten abgesetzt und grau hinterlegt¸ was späteren Auffinden erleichtert.
Gesamteindruck
Der Band steht im Lichte der FUDGE-Serie und bietet daher von Hause aus eine Essenz an¸ die man leicht für seine Zecke gebrauchen kann. An vielen Stellen merkt der der erfahrene Betrachter (zu dem ich mich als Besitzer von weit über 40 Rollenspielen zähle) die mehr oder weniger offensichtliche Verwandtschaft zu etablierten Rollenspielsystemen. Aber auch das ist eine Qualität von FUDGE - das Beste herauszufiltern und als Baukasten anzubieten.
Fazit:
A magical Medley ist ein sehr nützlicher Band für Spielleiter¸ die an ihrem eigenen Rollenspiel rumtüfteln und für solche¸ die mit dem jetzigen Magie-System ihres Lieblings-Rollenspiels vielleicht noch nicht ganz so zufrieden sind und nach Abhilfe suchen.
Anders als bei anderen Bänden dieser Art¸ findet man keine Komplettlösung¸ sondern eine Vielzahl von gut durchdachten Anregungen. Trotz des Covers ist A magical Medley nicht nur für Fantasy-Spielwelten geeignet. Alle Teile sind so gehalten¸ daß sie in beliebigen Spielwelten einsetzbar sind.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de