Wizards & Rogues of the Realms
Mit freundlicher Genehmigung von: |
Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Wenn Magier nicht gleich Magier ist...
Wer, wie ich, schon viele Reisen durch die Forgotten Realms gemacht hat, kommt garantiert irgendwann zu dem Schluß, daß das Campaign Setting zwar unglaublich viel Abwechslung, was Schauplätze, Kulturen und Abenteuerideen bietet, jedoch nicht auf die regionalen Unterschiede bei den Charakteren eingeht. So könnte ein sembianischer Beutelschneider ebenso aussehen, wie ein Meuchler in Waterdeep, ohne das es auffällt. Oder ein Magier aus den mystischen und groben Thay könnte ebenso wenig mit einem Schwert umgehen, wie sein Berufsgenosse aus Halruaa oder aus Ten Towns.
Diesen Missstand hat wahrscheinlich auch TSR bemerkt, und hat durch die zweibändige Reihe Warriors & Priests und Wizards & Rouges of the Realms versucht, Abhilfe zu schaffen. Auf zweiteres möchte ich im Folgenden näher eingehen.
Allgemeines:
Das Sourcebook Wizards & Rouges of the Realms ist 1995 bei TSR erschienen (ISBN 0-7869-0190-X). Autor ist der weniger bekannte William Connors. Der damalige Ausgabepreis betrug 20 US $. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich dunnemals die üblichen 39,80 DM bezahlt. Da das Buch jedoch seit 1997 out of print ist, dürfte der aktuelle ,ebay-Wert' so ca. bei 25-35 € liegen.
Die Aufmachung:
Von außen sieht das Buch auf den ersten Blick aus wie die berühmten ,The coplete....Handbooks' aus. Rostrot, ungefähres DIN A4 Format (ungefähr, da das amerikanische Standardformat bekanntlich gering davon abweicht) und 130 Seiten stark. Wie damals leider üblich, ist auch dieses Sourcebook in ein Softcover gehüllt. Das innere Artwork ist großen Teils phantastisch, auch wenn die Künstler nicht die bekannten AD&D-Zeichner sind. Insgesamt also eine normale Erscheinung für ein AD&D Sourcebook der 90er.
Der Inhalt:
Wie der Titel schon sagt, behandelt das Buch regionale Besonderheiten von Magiern und Spitzbuben. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf Veränderung der Attribute, sowie damit einhergehender Anpassung der Proficiencies gelegt.
So muß z.B. ein Magier aus Teifwasser nicht nur eine Intelligenz von mindestens 9 haben, sondern auch noch eine Weisheit von 9. Dafür bekommt er jedoch wesentlich mehr Startgeld und kann sogar mehr Fähigkeiten erlernen. Dies nur als Beispiel.
Bei den Beschreibungen der einzelnen regionalen Unterschiede wird jedoch noch auf mehr eingegangen: So werden spezielle Vorlieben, Kleidungsweisen oder Marotten ausführlich dargestellt. Die Auflistung der verschiedenen Charaktere aus verschiedenen Regionen nimmt natürlich den Hauptteil des Buches in Anspruch (verständlicherweise, wenn man die Fülle an kulturell völlig unterschiedlichen Regionen bedenkt, die in den Realms vorkommen!).
Doch es ist nicht ganz alles: Zwei neue Abwandlungen der bestehenden Charakterklassen Wizard und Rouge werden eingeführt. Bei den Magiern kommt der sogenannte Spellsinger dazu, der ursprünglich auf einer Idee des Forgotten Realms Schöpfers Ed Greenwood basiet. Wie der Name schon sagt, haben Spellsingers die Gabe, durch das Singen magischer Formeln besondere magische Effekte hervorzurufen. Eine schöne Idee im AD&D Trott, wie ich finde. Bei den Spitzbuben neu an Bord sind die Shadow Walker, die eine besondere Affinität zu Schatten haben...
Trotz der unglaublichen Fülle an neuen Fakten bietet das Buch dem Leser jegliche kreative Freiheit. Teilweise jedoch verliert sich der Autor in allzu langatmigen Beschreibungen der Regionalcharaktere. Hier wäre weniger eventuell mehr gewesen.
Das Fazit:
Wer ein wenig frischen Wind in seine Forgotten Realms Magier oder Diebe blasen will, dazu recht gut englisch liest und ein wenig Zeit mitbringt, ist mit diesem Buch aufs Beste bedient.
Ausführliche Beschreibungen, schönes Design und gute Anwendbarkeit machen dieses Buch zu einer gelungenen Spielergänzung.
Alles in allem kann man sagen, daß Wizards & Rouges of the Realms zwar bei Leibe nicht unverzichtbar ist, doch richtig angewandt, einem angestaubten und stereotypen Charakter neues Leben einhauchen kann.
Stay heavy!
[Malle (Manuel Liebe)]
Eine Rezension von: Manuel 'Malle' Liebe https://greifenklaue.wordpress.com/