Monsters of Narrath
Viecher, die Du nicht überlebst...
Da durchwühlt man seinen Stapel mit Spotankäufen und findet schon wieder ein Monsterhandbuch für d20. Dieses müsste mein viertes sein…
Sei's drum. Dieses nur etwas mehr als 200 Seiten umfassende Hardcover entspringt der Everquest (EQ) Reihe. Mit den d20 Regeln sollen auch Pen&Paper Rollenspieler in den Genuss der Spielwelt kommen, die sonst Online-Gamer auf ihrem PC vorbehalten ist. Da das Player´s Handbook von EQ mich schon begeistert hatte, lass ich mich auch frohgemutes in die "Monsters of Norrath" ein.
Optischer Eindruck...
212 Seiten sind ja nicht wirklich umfangreich, gerade so an der Grenze, die ich für ein Hardcover sinnvoll halte. Entschädigt wird man allerdings durch die durchgängig farbigen Seiten auf hochwertigem Papier. Schrieb ich farbig? Bunt, oder eher noch knallbunt, trifft es wohl eher. Von düsterer Stimmung nichts zu sehen. Alle Monster sehen aus, als seien sie durch die Pokémon Färbstraße geschickt worden. Die Zeichnungen sind allerdings durch die Bank gelungen. Absacker wie die "Gnawer" bleiben die Ausnahme.
Ein anderer Punkt ist allerdings die Qualität der Gegner. Bei dem Bild eines "Chetari" denke ich eher an einen putzigen NSC, als an eine Rasse von Dämonenanbetenden, aufrecht gehenden, Albinoratten. Die "Froglocks" sind allerdings seit dem ersten Durchblättern des Buches meine neuen Lieblinge! Sollen sie eigentlich eine Rasse von bösen Froschhumanoiden darstellen, verkommen die Zeichnungen zu etwas derartig niedlichem, dass man sie eigentlich gar mehr nicht angreifen möchte.
Soviel zum optischem Teil des Buches. Was bietet mir das Buch den Regeltechnisch bzw. was kann ich als SL damit anfangen? Ich war von der Gefährlichkeit der Monster geschockt! Die meisten der Viecher haben ein Challenge Rating bzw. eine Gefahrenstufe jenseits der 10! Viecher wie der Gott der Furcht, Cazic-Thule (CR 43 !!!), oder benannte Drachen mit mehreren Charakterleveln (CR 35+) sind wohl selbst für Epic-Level Heldengruppen nur sehr schwer zu knacken! Es stellt sich mir die Frage wie bei derartig vielen, abartig starken Monstern eine Gesellschaft in dieser Welt überlebensfähig ist.
Viele neue oder innovative Monster darf man nicht erwarten. Verschiedene Ork- und Goblinstämme, Teufel und Dämonen sowie überraschend viele Rassen von humanoiden Tiermenschen.
Im Anhang findet man dann noch ein paar Templates. Dies sind Schablonen, die man auf Monster anwenden kann, um sie zu modifizieren. So kann man einer Kreatur eine göttliche Seuche verpassen, sie zum Werwesen verwandeln oder in einen Ghoul. Dann folgen noch die Werte für normales Viehzeug, wie Bären, Wölfe und Ratten, sowie Insekten. Dann kommt noch ein, eigentlich essentieller Teil, über die Begleiter von Magieanwendern. Dieser Teil hätte eigentlich ins Player´s Handbook gemusst, flog aber aus Platzgründen raus. Hier erfahren die Sprücheklopfer endlich mal, was sie eigentlich immer wieder beschwören, natürlich komplett mit Spielwerten und Spezialfähigkeiten.
Fazit:
Als Fazit muss ich leider feststellen, dass mich das Buch etwas enttäuscht hat. Die Beschreibungen der Monster sind kurz und nicht sonderlich stimmungs- oder phantasievoll. Dabei folgen aber immer Werte en masse. Weiterhin ärgert mich die Gefährlichkeit der ganzen Viecher! Ein SL muss seine Gruppe bis zur 10 Stufe fast nur gegen Orks, Goblins und Froglocks kämpfen lassen, da es an Alternativen mangelt. Hat die Gruppe aber erst mal die epische Grenze von Level 20 geknackt, finden sich Monster ohne Ende.
Ein Monsterhandbuch in Bonbonfarben für epische Kampagnen, so würde ich das Buch zusammenfassen. Für andere Rollenspielsysteme, die das d20 System verwenden, nur bedingt zu empfehlen. Everquest-Spieler müssen sich das Dingen aber wohl anschaffen, wegen der Regeln für beschworene Vertraute.
Schade, hatte mehr erwartet.
[Scorpio]
Eine Rezension von: Michael 'Scorpio' Mingers https://www.die-dorp.de/