Ordensbuch: Ramieliten - Die Hüter des Wortes
Kontinuierlich baut Feder&Schwert die im Regelwerk angerissene Spielwelt mit seinen Ordensbüchern aus. Auch bei diesem Quellenband haben die Macher einmal mehr viel Kunstfertigkeit an den Tag gelegt¸ um den bislang erzielten Qualitätsanspruch der Serie zu halten.
Die Chroniken der Engel...
...sind ein Endzeit-Rollenspiel mit Elementen¸ die an das Finstere Mittelalter oder das Fantasy-Genre erinnern. Zentrales Element des Rollenspiels ist der Kampf der Angelitischen Kirche gegen jede Form der Ketzerei¸ die in Form der Traumsaat (gigantischen und teils intelligenten Insektoiden) und deren verdorbene menschliche Anhängerschar¸ den Fortbestand der zivilisierten Menschheit gefährdet. Der Machfülle der neu entstandenen Kirche¸ gingen große Naturkatastrophen (Überflutungen und Fegefeuer)¸ viel menschliches Elend (Seuchen¸ Kriege) und schließlich auch die vernichtende Bedrohung der Traumsaat voraus.
Dieser Kampf wäre wohl aussichtslos gewesen¸ wenn nicht Heerscharen von echten¸ geflügelten Engeln erschienen wären und sich für die Belange der Kirche eingesetzt hätten.
Heute existeren noch fünf der ehemals sieben Engelsorden¸ die sich jeder einen anderen Schwerpunkt gesetzt haben: Politik (Michaeliten)¸ Kriegskunst (Gabrieliten)¸ Heilkunde (Raphaeliten)¸ Archivierung (Ramieliten) und Kartographie (Urieliten). Jeder dieser Orden beansprucht einen anderen Flecken Europas - oder was davon übrig geblieben ist - und versucht den Menschen mit ihrem Schutz und ihrem Guten Rat ein einigermaßen friedliches und zivilisiertes Leben zu ermöglichen.
Wer sich gerne in die Spielwelt einlesen will¸ findet mit der Roman-Triologie Hiob's Botschaft eine ausgezeichnete Möglichkeit.
Ramieliten
Damit wären wir auch schon beim eigentlichen Thema angelangt: dem Orden der Ramieliten¸ von dem dieses Buch handelt. Namensgeber des Ordens ist der "Erzengel Jeremiel - Engel des Wissens und der Weißheit" - und daher liegt der Schwerpunkt dieses Ordens auch vor allem anderen bei der Archivierung¸ Analyse und Anwendung von Informationen. Sich einen irdischen Diener Jeremiel - oder gar Engel - nun verschrobenen¸ introvertierten Bücherwurm vorzustellen¸ mag in einer Vielzahl der Fälle sogar zutreffen. Allerdings sollte man sich nicht dazu hinreißen lassen die Bewahrer des Wissens¸ in einer Zeit in der Informationen alles andere als frei zugänglich sind¸ in ihrer Macht zu unterschätzen.
Herrschaftsgebiete
Dem ramielitischen Orden wurde aus Roma Aeterna - dem Zentrum der Angelitischen Kirche - der Großteil des östlichen Europas zugesprochen. Von ihrer Engelsburg¸ umgeben von der schwimmenden Metropole Prag¸ wachen die Ramieliten über ein riesiges Areal. Das Herrschaftsgebiet reicht im Süden bis den Balkan und ins ehemalige Griechenland¸ im Osten über die Karpaten bis nach Bukarest hinaus und wird im Norden durch die Nordsee begrenzt. Seit dem Fall des Ordens der Ragueliten (Hüter der Technik) gehören nun auch die Reste Skandinaviens mit dazu.
Nur ein kleiner Teil des Bandes beschäftigt sich mit der Beschreibung der weitläufigen Ländereien. Dafür geht der Band - wie für die Chroniken der Engel üblich - auf die Engelsburg selbst und deren Sitz¸ die Stadt Prag ausführlich ein. Passend zu den Beschreibungen und Illustrationen im Band findet man als Beilage auch eine dreiseitige Rißzeichnung der imposanten Engelsburg - sehr eindrucksvoll gezeichnet.
Wer den Band durcharbeitet - was man angesichts der gut geschriebenen Texte¸ dem vorbildlichen Layout und der auflockerndes Illustrationen nicht wirklich als Arbeit bezeichnen kann - der erfährt sehr viel über die Entstehungsgeschichte des Ordens¸ die wichtigsten Köpfe und Strukturen in seinen Reihen¸ die Beziehungen zu den anderen Orden der Angelitischen Kirche und auch etwas darüber wie die Ramieliten mit dem ihm unterstellten Volk umgehen - an das die Weißheit des Erzengeln nur sehr sparsam weitergegeben wird. Bildung - und dazu zählt selbst einfaches Lesen und Schreiben - ist¸ wie auch überall sonst in Europa¸ im Ramielsland ein großes Privileg.
Last but not least werden im Band natürlich auch die Engel des Ordens (den eigentlich Spieler-Charakteren) einer genauen Betrachtung unterzogen und man erfährt vor allem auch Genaueres über die sagenumwobene Kathedrale der Gedanken¸ dem gigantischen Wissensarchiv¸ das der Erzengel selbst jedem seiner himmlischen Vertreter auf Erden zugänglich macht.
Fazit:
Wer ein Quellenbuch erwartetet hat¸ das dem Grundregelwerk und den bereits erschienenen Ordensbüchern qualitativ in nicht nachsteht wird mit dem Ordensbuch: Ramieliten gut bedient. Es ist erstaunlich mit wie viel Liebe zum Detail sich auch dieses Puzzlestück in die Chroniken der Engel einpaßt. Einmal mehr schafft es Feder&Schwert den Ruf seines Hausrollenspiels zu verteidigen.
Bleibt zu hoffen¸ daß die abschließenden Bände (z.B. der Band zu den "Ketzern") nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen - auch wenn inzwischen eigentlich alle zum Spiel notwendigen Informationen vorliegen dürften.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de