Hand der Finsternis (052)
Alexander Huiskes ist einer der begabtesten Autoren für Midgard¸ dem wir so schöne Abenteuer wie 'Weißer Wolf und Seelenfresser' verdanken. Gespannt sehen wir also¸ was herauskommt¸ wenn sich ein Midgard-Autor nach Aventurien wagt. Dabei muß man anmerken¸ daß Huiskes auch ein DSA-Spieler ist und somit Kenntniss der Spielwelt reichlich besitzt.
Dies stellt er denn auch gleich zu Beginn des Romans unter Beweis¸ ebenso wie seine stimmungvolle Erzählkunst. Der Roman handelt von einem Halbelfen¸ und nie zuvor hat jemand in derart schönen¸ stimmigen Worten die Zerrissenheit dieses Heldentyps geschildert. Für alle Spieler eines DSA-Halbelfen sollten die Kapitel um Nachtwinds Kindheit und Jugend zur Pflichtlektüre werden¸ der Autor versteht es hervorragend¸ den inneren Konflikt dieser Halb-Mensch-¸ Halb-Elf-Figuren in Szene zu setzen.
Ebenso stimmig gelingt auch das Leben in dem thorwalschen Dörfchen Siljen. Die Lebensumstände in dem Dorf im Hinterland werden schön beschrieben und insbesondere dem Aufwachsen des Halbelfen Nachtwinds und seiner drei Kindergefährten Hjalka¸ Faenwulf und Travidja gewidmet. Diese vier Freunde finden später dann alle ihre Bestimmung: Hjalka wird in Olport zur Magierin ausgebildet¸ Faenwulf wird ein starker Krieger und Travidja eine Novizin der Göttin Travia. Doch als die viere wieder zusammentreffen¸ regt sich ein Übel aus alten Zeiten: die 'Hand der Finsternis' streckt erneut ihre Finger nach dem Dorf aus.
Und hier bricht leider die erzählerische Dichte des Romans. Auch wenn der Schattend er Vergangenheit¸ genannt 'Steldripanja'¸ gut und unheimlich geschildert ist und fast so interessant scheint wie Witzkos Schmetterlingsmann¸ mit zunehmenden Fortgang der Geschichte wird die Handlung unglaubwürdiger und der Schreibstil groschenromanähnlicher. Da vermag ein Hetmann sich gegen eine Intrigantin nicht durchzusetzen¸ da tauchen Monstrositäten auf¸ die in Aventurien etwas deplaziert wirken¸ da reiht sich eine wirre Szene an die nächste. Höhepunkt ist es¸ als eine schwangere Frau dem Bösen selbst in das unheimliche Moor nachstürmt¸ während der Krieger Faenwulf seelenruhig zuhause bleibt. Das Finale ist dann auch sehr klischeehaft und kann den Leser nur noch bedingt überzeugen.
Schade¸ daß die sehr guten Ansätze in der ersten Hälfte des Romans nicht konsequent bis zur letzten Seite durchgezogen wurden: Alexander hätte es den DSA-Kollegen zeigen können¸ wie man einen mitreißenden¸ stimmungsvollen aventurischen Roman schreibt. Trotzdem aber ist 'Die Hand der Finsternis' einer des besseren DSA-Romane¸ und wer des aventurischen Hintergrundes unkundig ist¸ der mag sich daher gut unterhalten. Ein Fehlkauf ist dieser Roman sicher nicht.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at