Fuchsfährten (072)
Mit Thomas Plischke gibt also wieder einmal ein Autor sein Debüt innerhalb der DSA- Romanreihe. Zuletzt kommt es ja recht häufig vor¸ dass unbekannte Neulinge anstelle von Mitgliedern der DSA - Redaktion die Romane verfassen.
Doch nun zum Inhalt des Buches: Severin Munter ist ein Taugenichts wie er im Buche steht. Anstatt sich von seinem Onkel Berengar¸ der nach dem Verschwinden der Eltern die Vaterrolle übernommen hat¸ auf die Übernahme des familieneigenen Handelshauses vorbereiten zu lassen¸ durchstreift Severin die nächtlichen Straßen Gareths und gibt sich dem Suff und dem Glücksspiel hin. Doch von einem Tag auf den anderen endet das Leben voller Müßiggang - Onkel Berengar ist tot! Zunächst bekümmert Severin nur die Verantwortung¸ die ihm als Alleinerben des Munterschen Unternehmens aufgebürdet wird¸ aber bald kommen noch schlimmere Sorgen und Probleme dazu. Denn die Hinweise mehren sich¸ dass Berengar Munter keineswegs eines natürlichen Todes gestorben ist. Klarerweise gerät der einen unsteten Lebenswandel führende Severin¸ der noch dazu hohe Spielschulden hat¸ schnell in Verdacht. Hilflos muss der junge Mann mehr und mehr erkennen¸ dass er zum Spielball fremder Mächte geworden ist¸ die letzlich alle hinter einem Talisman her sind¸ der sich im Besitz seines Onkels befand. Um die Unschuld am Tod des Onkels zu beweisen und den Mörder der gerechten Strafe zuzuführen¸ begibt sich Severin¸ der von treuen Gefährten begleitet wird¸ quer durch das Mittelreich auf die Suche nach dem Amulett¸ dass die Ursache allen Übels zu sein scheint. Doch ein fuchsköpfiges Ungetüm bringt Verderben über alle¸ die mit dem Talisman in Berührung kommen und es nimmt auch Severins Spur auf...
Der Charakter Severin Munters wird nicht schlecht beschrieben. Das Innenleben des Taugenichts sorgt immer wieder für Schmunzler. Amüsant wirken bisweilen seine Weltfremdheit was außerstädtische Belange angeht¸ seine Verlorenheit gegenüber dem geregelten Leben des fleißigen und angesehenen Bürgers¸ und seine Probleme¸ mit Emotionen umzugehen. Auch der bärenstarke Thorwaler an Severins Seite¸ der furchtbar abergläubisch ist¸ wirkt witzig.
Die Handlung des Buches strotzt nicht gerade vor dramatischen Szenen¸ aber der Autor schafft es trotzdem¸ keine große Langeweile aufkommen zu lassen. Er gibt sich Mühe¸ Hintergrunddichte entstehen zu lassen¸ aber das gelingt meiner Meinung nach nicht gänzlich zufriedenstellend. Immerhin reicht es für Einblicke in das Alltagsleben einiger mittelreichischer Städte. Szenen wie der grotesk kurze Auftritt des Schelms und die Darstellung der darpatischen Magier wirken eher merkwürdig. Man sollte es bei einem aventurienbezogenen Roman auch tunlichst unterlassen¸ die Wörter Teufel oder teuflisch allzu oft zu verwenden. Dem DSA - Kenner wird auch auffallen¸ dass Einleitung und Ende des Romans im Prinzip in weiter aventurischer Zukunft stattfinden müssten¸ wenn man die Fakten genau beachtet. Den turbulenten Ereignissen auf Dere¸ die in den letzten Jahren stattgefunden haben¸ scheint Thomas Plischke überhaupt kaum Beachtung zu schenken.
Ich möchte aber keineswegs abraten vom Kauf dieses Romans¸ der gewiss nicht zu den schlechtesten DSA- Büchern gehört¸ denn er bietet immerhin leichtes Lesevergnügen. Und ehrlich gesagt - war für die eifrigen Käufer dieser Reihe Qualität jemals das wichtigste Kriterium...?
C.B. © Halle der Helden 2003
Eine Rezension von: C. B. http://www.halle-der-helden.at