Die zwei Kaiser 1: Die letzte Kaiserin (105)
Fantasy-Kritik beim Sternenwanderer
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Doppel-Rezension: Die letzte Kaiserin und der Erste Kaiser
2016-04-29
Der DSA-Kontinent Aventurien zeichnet sich durch seinen reichhaltigen Hintergrund aus. Tausenden Seiten Beschreibungen, verpackt in verdaulichen Bücher-Häppchen, stehen ebenso viele Jahre Geschichte gegenüber. Eines der wichtigsten Ereignisse des DSA-Kontinents bildete der Untergang Bosparans. Dabei stachen zwei Personen hervor: Kaiserin Hela-Horas auf dem Thron und Raul der Große. Diese Ereignisse wurden von Daniel Jödemann aufgegriffen und in einer zweiteiligen Romanreihe namens "Die zwei Kaiser" ausgeschmückt. Das erste Buch heißt "Die letzte Kaiserin", das Zweite "Der erste Kaiser".
Ob sich das Lesen lohnt, erfahrt ihr jetzt.
Die letzte Kaiserin
Seitenzahl: 352, davon 11 für den Anhang
Autor: Daniel Jödemann
Erschienen: 2009
Preis: gedruckt 9 Euro, als eBook 7,99
Der erste Kaiser
Seitenzahl: 351, davon 14,5 für den Anhang und 4,5 für das Nachwort
Autor: Daniel Jödemann
Erschienen: 2009
Preis: gedruckt 9 Euro, als eBook 7,99
Cover und Bilder
Auf der letzten Kaiserin sehen wir ein Abbild der namensgebenden Hela-Horas. Es lehnt sich an andere Bilder der Kaiserin an, sodass die Verbindung mit übrigen DSA-Produkten gewahrt bleibt. Auf den ersten Kaiser hat es dagegen Raul den Großen verschlagen, dem sowohl seine kämpferische Natur als auch tulamidisches Erbe anzusehen sind. Dazu tragen seine Ringe und der tulamidische Säbel bei. Im Hintergrund sind in beiden Fällen Soldaten unter einem düsteren Himmel zu erkennen. Im Innenteil gibt es jeweils eine Karte von Aventurien, die wichtige Orte der Zeit um 0 Bosparans Fall (BF) mit ihren teils alten Namen zeigt. Das sind die einzigen Illustrationen.
Die Bilder geben die wichtigsten Protagonisten und die Stimmung gut wieder und treffen meinen Geschmack. Die Details im Hintergrund könnten umfangreicher sein.
Ich gebe 4 von 5 möglichen Sternen.
Geschichte
Siebzehn Jahre v. BF unterwirft Murak-Horas das Volk der Tulamiden. Das Bosparanische Reich ist damit auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt. Allerdings stirbt er an einer Wunde und hinterlässt seiner Tochter Hela den Thron. Sie lässt die Tulamiden als Mörder grausam unterdrücken. Wenige Jahre v. BF kommt der Abenteuer Raul nach Gareth. In der Stadt steigt er zum Mitglied der Garde auf und hilft dabei, einen Vorstoß der Orks abzuwehren. Die Legionen des Reichs halten sich dabei zurück. Das Gareth der Gefahr allein trotzt, ärgert Hela, sodass sie die Steuern erhöht. Raul zieht nach Bosparan, um im Kaiserpalast etwas zu erledigen, wird aber gefangen. Derweil ruft sich Hela zur Göttin aus und entfacht so weiteren Unmut im Reich, der schließlich in einen Krieg mündet.
DSA-Kenner wissen um die Eckpunkte der Ereignisse, schließlich handelt es sich um eins der zentralen Elemente aventurischer Geschichte. Dies stellt natürlich ein gewisses Problem - und den Klappentext, der den Ausgang in Frage stellt, ad absurdum - dar. Trotzdem gelingt es Jödemann, die Spannung aufrecht zu halten und zudem interessante Nebenstränge einzuflechten. Allerdings übertreibt er es etwas mit der plot convenience, indem er Raul durch einige sehr glückliche Zufälle Zeuge zahlreicher Ereignisse werden lässt. Ebenso darf gefragt werden, warum sich eine Gruppe gestandener Krieger an einer Stelle von einer Hand voll Untoter einschüchtern lässt. Zumal diese Gruppe vorher weit schlimmeren Kreaturen gegenüber stand.
Gleichzeitig gibt es gerade in Rauls Geschichte einige Ereignisse, die nur am Rande erwähnt werden. Das er zwischendurch manche Bestie erschlug, wird lediglich in ein, zwei Sätzen abgehandelt. Das finde ich schade, da ich das Gefühl habe, damit etwas wichtiges zu verpassen.
Aufgrund der Mängel sind 3 Sterne angemessen.
Figuren, Dialoge und Stil
Neben Raul gibt es noch eine Handvoll weiterer Protagonisten. Hela selbst zählt nicht dazu, was einerseits schade, andererseits aber nachvollziehbar ist. Da die Ereignisse im Horaspalast aus Sicht eines Dieners geschildert werden, bleiben ihre Absichten lange im Dunkeln. So entsteht Spannung. Zugleich kann ihr Diener sich auch außerhalb des Palastes bewegen. Raul wiederum wird als aufrechter Mann geschildert, der nur eine Frau liebt. Tatsächlich wirkt er stellenweise zu glatt, treu und ehrenhaft auf dem Schlachtfeld, obwohl sein Lieblingsgott Phex ist - und er stellenweise phexische Wege einschlägt. Dies gilt auch für seinen Mitstreiter Baduar. Im Nachwort wird geschickterweise dargelegt, wie sich die Figuren nach der Handlung weiter entwickelten.
Die Dialoge sind in Ordnung. Rauls Ausdrucksweise ist teilweise recht blumig, was seine tulamidische Herkunft untersteicht. Ein rauerer Umgangston in den Nordprovinzen hätte die Randlage dieser Gebiete hervorheben können. Ich kann allerdings darauf verzichten. Aventurien ist eben kein Dark-Fantasy-Setting, und das heutige Mittelreich für viele Spieler ein gemütliches Zuhause ihrer Helden. Der Stil ist gut, die Sätze haben eine gute Länge und sind nicht verschachtelt. Für manchen bosparanischen (lateinischen) Ausdruck gibt es einen Anhang mit den entsprechenden Begriffen. Auch aventurische Wörter lassen sich nachschlagen.
Wegen kleiner Unstimmigkeiten hagelt es 4 Sterne.
Die Welt im Roman
Aventurien besitzt unterschiedliche Regionen, deren Unterschiede Jödemann durchaus berücksichtigt. So wird Bosparan als größte Stadt ihrer Zeit geschildert, mit Aquädukt und andern antiken Sehenswürdigkeiten. Gareth dagegen ist "nur" eine Großstadt, vor deren Haustür die Dämonenbrache an vergangene Schrecken erinnert. Die Gesellschaft der Nordprovinzen hat einen ritterlichen Charakter, der Kern des Reichs ist hingegen von Intrigen und Helas unbedingtem Machtwillen geprägt. Und im Süden gibt es dichten, heißen Regenwald. Diese Grundthematiken kommen bei den einzelnen Schauplätzen rüber. Wenig wird auf Landschaft und Wildtiere eingegangen.
Zudem kommt mir Magie zu selten vor. Selbst Hela zaubert nicht häufig (zumindest offensichtlich). Geweihte oder verzauberte Waffen scheint auch niemand zu besitzen. Beim Erfahrungsgrad der Hauptfiguren wundert mich das. Liturgien kommen überhaupt nicht vor. Und die Unterdrückung der Tulamiden wird lediglich angedeutet, doch konkrete Maßnahmen nicht genannt. Damit dümpelt dieser Aspekt ungenutzt vor sich hin. Das Nicht-Menschen - außer Orks als Gegner - keine Rolle spielen, kann ich verschmerzen.
Dafür gebe ich 3 Sterne.
Fazit
Die beiden Romane beleuchten eine spannende Zeit der aventurischen Geschichte. Jödemann tut dies souverän und mit Sinn für Details, ohne sich im Kleinklein zu verlieren, dem Aventurien manchmal anheim zu fallen droht. Durch die Auslassung einiger nur erwähnter Vorkommnisse, die manchmal zu starke plot convenience und teils zu glatte Figuren entfaltet er nicht das volle Potenzial des Stoffs. Daher bleibt es am Ende bei einem der vielen guten, aber nicht sehr guten Romane für DSA.
Die Wertung endet bei 14 von 20 Sterne.
Eine Rezension von: Dennis 'Sternenwanderer' Rüter https://fantasykritik.wordpress.com/