Blutopfer (042)
Schon beim Betrachten des neuen DSA-Romanes wird man geschockt: nun sind tatsächlich die granitenen Rahmen verschwunden¸ die das Kennzeichen der DSA-Romane waren¸ und die noch ein wenig an die seligen Zeiten von Schmidt-Spiele erinnerten! Auch wenn diese Rahmen Geschmackssache waren¸ so waren sie doch irgendwie vertraut¸ nun sieht das Buch aus wie ein x-beliebiger Fantasy-Roman¸ zu klein wirkt da das Signet des 'Schwarzen Auges' und der 'Aventurien'-Schriftzug. Wenn man wenigstens den jetzt charakteristischen Seitenrtand der Fan-Pro-Abenteuer übernommen hätte¸ dann wär das wenigstens etwas¸ aber so wirken die neuen DSA-Romane optisch nun reichlich einfallslos.
Aber zum Inhalt. Es wird eine Geschichte erzählt¸ die durchaus gefällt. Der müßige¸ leicht desillusionierte Kaufmannssohn Roisin Bellentor erlebt seltsame Träume¸ die ihn zu einer Reise ins Orkland aufforden. Mit seinem Freund¸ dem gutaussehenden Magier Tyndal Sandström¸ der Söldnerin Fiana Timerlan (nein¸ nicht Madame Tamerlain in einer neuen Rolle!)¸ dem Streuner/Waldläufer Raskal Grabensalb und seiner Frau Jule bricht man nun im Auftrag des Lowanger Magiers Elcarna auf¸ um im Orkland die Zitadelle der Nachtwandler aufzusuchen¸ ein altes Volk¸ das die Tore zu Borons Reich hütet. Diese Nachtwandler werden nämlich von einem dämonischen Ogerweib terrorisiert¸ und die Gefährten sollen dem Abhilfe schaffen.
Nun¸ die Handlung wirkt teilweise weit¸ weit hergeholt¸ und auch vom Volk der Nachtwandler werden die wenigsten DSA-Kenner schon etwas gehört haben. Warum der Band trotzdem gut gefällt¸ das liegt in der Schilderung der Reise ins Orkland: recht liebevoll wird hier auf die Charaktere eingegangen¸ es werden keine großen Heldentaten vollbracht¸ sondern es wirkt so¸ als würden wirklich angehende Helden zum ersten mal auf ihre große Queste ziehen. Die Figuren sind gut geschildert¸ mit all ihren Ängsten und Zweifeln. Sicherlich gibt es auch Klischees¸ doch nicht weiter störende. es werden zwar ein paar begonnene Fäden nicht zu Ende gesponnen (lange denkt man¸ die zwei Streithähne der Reise kriegen sich am Ende doch noch...)¸ aber insgesamt folgt man als Leser der Reise der Gefährten mit interessiertem Schmunzeln.
Die Handlung im Schloß der Nachtwandler jedoch fällt deutlich ab¸ hier ist man von der Autorin besseres gewohnt. Auch der große Kampf mit der Schreckenskreatur reißt niemand so vom Hocker. Erst auf der Rückreise stellt sich wieder etwas Stimmung ein.
Also ein Buch¸ das man leicht lesen kann¸ wenn man keine großen Ansprüche stellt. Kurzweilig und unterhaltsam ist es¸ wenn man von einigen aventurischen Schnitzern mal absieht¸ allemal.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at