Wald der Gräber (A111) (4e)
Soloabenteuer für Nicht-Solo-Spieler: Soloabenteuer¸ also Abenteuer die ein einzelner Spieler ohne Mitspieler und Spielleiter spielen kann¸ haben eine lange Tradition. Der Sinn solche Abenteuer zu gestalten¸ ist die Möglichkeit "Rollenspiel" zu erleben¸ ohne in einer fremden Runde mitzuspielen oder überhaupt andere Rollenspieler zu kennen. Dies wird dadurch erreicht¸ daß der Text in viele durcheinandergewürfelte Abschnitte verteilt ist¸ die anschließend durchnumeriert werden. In jedem Abschnitt gibt es Zahlen-Verweise auf andere Abschnitte - und je nachdem was der Spieler tun will¸ "springt" der Spieler im Buch hin und her. Ähnlich wie bei einem Computerspiel lassen sich so auch Situationen "Abspeichern"¸ indem man sich die Nummern der besuchten Artikel notiert. Neueinsteiger können auf diese Weise testen¸ ob ihnen dieses Hobby überhaupt liegt. So manches Grundregelwerk bietet im Anhang ebenfalls ein kurzes Soloabenteuer als Beispiel und für einen ersten Test der Regeln im Spiel. Früher gab es sogar einige Buchreihen ("Einsamer Wolf" u.a.) mit Soloabenteuern¸ aber diese Relikte findet man nur noch als Remitten oder auf Trödelmärkten. Heuer ist Fantasy Productions einer der letzten Verlage¸ die überhaupt noch Soloabenteuer veröffentlichen - scheinbar gibt es unter DSA-Spielern eine entsprechend begeisterte und kaufkräftige Klientel... |
Die beigefügten Charaktere (Elf und Dieb) deuten bereits an¸ daß es hier für den zartbesaiteten Akademiker und stupide zuschlagenden Barbaren schwierig(er) wird. Das Abenteuer beginnt im albernischen Honingen¸ wo sich der Charakter gegen gutes Geld und eine deftige Mahlzeit einem Arbeitstrupp anschließen sollte¸ der bald zum Roden eines Waldes aufbrechen soll. Leider werden die Reihen des Trupps zusehends durch eine "Dunkle Macht" dezimiert und statt Holz zu hacken besteht die Hauptaufgabe des Helden bald darin¸ in bester Krimi-Manier den Mörder zu finden.
Ich war von Wald der Gräber angenehm überrascht. Das war nicht ganz so selbstverständlich¸ weil ich nicht unbedingt zu den Fans von Solo-Abenteuern gehöre. Der Autor schafft es aber¸ die wichtigen Geheimnisse des Abenteuers recht lange vor dem Spieler geheim zu halten. Statt dessen gibt es eine Reihe falscher Spuren¸ die Atmosphäre kommt nicht zu kurz und das ein oder andere Rätsel bringen Abwechselung.
An einer Stelle des Bandes (68) war ich ein wenig frustriert¸ weil ein Teil Möglichkeiten (hier DIE Möglichkeit) in die nachfolgende Spalte verrutscht waren und von mir daher eine zeitlang schlicht Überlesen wurden... bei Solo-Abenteuern gewöhnt man sich nun mal eine Art "Röhrenblick" an¸ daran sollen Layouter - bitteschön - denken.
Da ich in der Regel bei Solo-Proben bescheiße ( *räusper* natürlich nur um alle Möglichkeiten ausprobieren zu können !!! ) konnte ich das Abenteuer in ca. 1 1/2 Stunden Durchspielen. Samt aller Proben¸ Notizen und ggf. mehrerer Neustarts¸ läßt sich das Abenteuer vielleicht mit 2 1/2 Stunden Spielzeit durchspielen.
Technisches
Die Texte sind gut geschrieben und klug angeordnet¸ auch wenn das Lektorat an vielen Stellen bei vermeidbaren Fehlern versagt hat - vermutlich handelt es sich dabei aber um Last-Minute-Korrekturen!? Die Illustrationen sind guter Durchschnitt.
Fazit:
Wald der Gräber ist ein schönes Solo-Abenteuer und wird Fans dieser Gattung sicherlich ansprechen. Ich finde es aber schade¸ daß FanPro die schon einmal ausprobierte Sonderpreisklasse für Solos (ca. 10 statt 13.50 Euro) nicht beibehalten hat. Meines Erachtens liefern Solo-Abenteuer nicht den Gegenwert (noch den Aufwand des Erstellens)¸ wie ein normales Gruppen-Abenteuer¸ was sich allein schon an der Spielzeit zeigt.
Eine Rezension von: Thomas König