Regionalinfo: Unter dem Westwind (4e)
"Unter dem Westwind" ist der dritte Band aus der neuen Reihe der Regionenbeschreibungen. Nach dem Überblick "Geographica Aventurica" und der Beschreibung des südlichen Teils "In den Dschungeln Meridianas" widmet sich "Unter dem Westwind" dem nördlichen Teil Aventuriens.
Schon 1990 erschien die Box "Thorwal und die Seefahrt des schwarzen Auges". Die Informationen daraus sind noch einmal überarbeitet¸ auf den geschichtlichen neuen Stand gebracht und mit den neuen Regeln versehen worden. Doch neben Thorwalern geht es auch um Gjalskerland¸ das ihren Ursprung im aventurischen Boten hat¸ und die beiden streitenden Königreiche Nostria und Andergast.
Aber den größten Teil des Buches nimmt die beliebte Region Thorwal ein. Die Beschreibung beginnt mit einem ausführlichen geschichtlichen Überblick. Von den ersten Siedlungen auf den throwalischen Landen¸ über die Hjaldinger¸ die Raubzüge in fremden Landen¸ den Konflikten mit den Orks¸ dem kurzzeitigen Untergang mit der großen Pest und dem Wiedererstarken der Thorwaler geht es bin in die Neuzeit. Einige Abenteurer werden sich vielleicht an die Phileasson-Saga erinnern. Auch auf diese wird eingegangen.
In dem Abschnitt "Land und Leute" wird umfassend über das täglichen Leben bei den Throwalern berichtet. So wird die Gesellschaft mit ihren Sippenstruktur¸ den Ritualen¸ dem Handel und Wandel beschrieben.
Sehr gut fand ich am Anfang einige Berichte unter dem Motto "Was wir von den Throwalern wissen". So gibt es einen Einblick¸ wie die normale Bevölkerung über das Volk aus dem Norden denkt.
Die Kultur¸ Sitten und Gebräuche berichten die Tugenden¸ wie Ehre¸ Mut¸ Gastfreundschaft¸ Treue usw. sowie über die Sprache¸ die Namensgebung¸ Hochzeit¸ Medizin¸ Tod und Bestattung¸ die Hautbilder¸ die Küche¸ Feste und Spiele¸ sowie die Gebäuden. Zu den Gebäuden wird das Beispiel eines Grassodenhaus geliefert mit einer Beschreibung und einem isometrischen Bodenplan. Es gibt eine Auflistung der typischen throwalischen Namen. Die Monats- und Tagesnamen werden vorgestellt¸ und auch andere Begriffe aus dem thorwalischen Leben sind aufgeführt. Schön sind die Runen¸ die samt Zeichnung mitgeliefert werden.
Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Throwalers. So werden die Kleidung¸ die Rüstung¸ die Waffen¸ der Schmuck und die Haar- bzw. Barttrachten beschrieben. Auf einer Seite sind typische Throwaler abgebildet. Weiter geht es mit der Musik¸ dem Skaldengesang und den Sagen. Das Recht und das Gesetz werden nur kurz beschrieben. Auch auf das Staatsgefüge wird nur kurz eingegangen. Dafür wird vielmehr Wert auf die Kriegerbeschreibung gelegt. So werden das Heer¸ die Kampfschulen und die Söldner ausführlich präsentiert.
Das große Kapitel "Land und Leute" wird mit einem Überblick über das Verhältnis von Throwalern und Fremdvölkern abgeschlossen. Bei der genauen Auflistung gibt es immer wieder Zitate der Thorwaler¸ die besonders für einen Spielleiter interessant sein könnten.
Im Kapitel "Religion und (Aber-)Glaube" wird das Verhältnis der Thorwaler zu den zwölf Göttern beschrieben. Aber auch der Aberglaube und Fabelwesen werden beschrieben.
Die "Magie in Thorwal" ist Thema im nächsten Kapitel. Doch die allgemeine Beschreibung ist sehr kurz. Den größten Teil nimmt die Vorstellung von "Runajasko zu Olport"¸ der Magierheimstatt¸ ein. Sie wird mitsamt eines schönen Bodenplanes geliefert. Sehr kurz wird am Ende des Kapitels noch auf die Runenmagie eingegangen¸ und die Schule der Hellsicht wird beschrieben.
Die "Geographie Thorwals" nimmt nicht einmal eine Seite ein. Auch der "Tier- und Pflanzenwelt" wird nur unwesentlich mehr Platz eingeräumt. Doch das ist nicht weiter tragisch.
Dafür werden die Regionen Thorwals ausführlich beschrieben. Es gibt einen kleinen Kartenausschnitt zu jeder Region¸ einen Steckbrief und ausführliche Erläuterungen.
Ähnlich sieht der Aufbau bei den Städten auf. Zu den Städten Thorwal¸ Prem¸ Olport und Enqui gibt es sogar Karten mit Beschriftungen und weiteren Ausführungen zu den Bewohnern.
Ein wichtiger Punkt für die Kultur der Thorwaler ist mit Sicherheit die Seefahrt. Die grundlegenden Informationen¸ wie die Navigation¸ das Leben an Bord und Schiffsbau werden hier geliefert. Die unterschiedlichen Schiffstypen werden nicht nur ausführlich beschrieben¸ sondern es gibt auch noch Zeichnungen dazu.
Abgeschlossen wird die Vorstellung der Thorwaler mit einigen Ausführungen zu Thorwalern fernab der Heimat.
Die Beschreibung von Gjalskerland ist ähnlich aufgebaut. Zu Beginn gibt es einen geschichtlichen Überblick¸ der nicht so lang sein kann. Das Land wird anschließend vorgestellt. Einen großen Teil nehmen dabei die besonderen Orte ein. Im Abschnitt "Das Volk und die Kultur" werden die Gjalsker an sich¸ ihre Sippen (Haeradi)¸ der Handel¸ das Tagwerk¸ Sprache und Schrift¸ Recht und Gesetz¸ Krieger¸ Kampf und Strategie und die Beziehungen so anderen Völkern beschrieben. Sehr schön ist auch hier die Übersicht über die gjalskischen Begriffe und Redewendungen.
Die Zeitrechnung und der Kalender nehmen einen sehr kurzen Raum ein. Die Riten und Bräuche zeigen den Weg eines Gjalsker von der Geburt¸ über das Heranwachsen¸ bis zum Tod. Auch die Bräuche während des Lebens werden beschrieben. Zum Abschluss der kurzen Beschreibung des Gjalskerland geht es um die Geisterkraft und Glaubenswelt.
Auch die Vorstellung der streitenden Königreiche Nostria und Andergast beginnt mit einem geschichtlichen Überblick. Selbstverständlich steht dabei die kriegerische Auseinandersetzung der beiden Reiche im Vordergrund.
Das Leben in den Königreichen ist vom Konflikt geprägt. Es gibt ein grundsätzliches Misstrauen und Vorurteile¸ und auch die Gesellschaft ist ganz im Bann des Krieges. Auch hier gibt es die bekannten Beschreibungen in den Rubriken Aussehen¸ Recht und Gesetz¸ Kriegswesen¸ Götterglabe¸ Magie und Geister.
Zu beiden Königreichen gibt es einen Steckbrief¸ das Wappen und eine längere Vorstellung. Die Landschaften und Städte enthalten meist ebenfalls einen Steckbrief und eine längere Beschreibung. Zu Nostria und Andergast gibt es auch einen Stadtplan. Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit den beiden Königreichem im Spiel und ist somit besonders für den Spielleiter interessant.
Die restlichen Seiten des Bandes stellen die wichtigsten Persönlichkeiten der drei Regionen vor. Nach einer verbalen Beschreibung folgt der Steckbrief mit dem rollenspieltechnischen Wert. Häufig gibt es auch Portraitzeichnungen.
Zum Abschluss gibt es noch einen Überblick über die Geheimnisse in den Reichen und einen Medienüberblick.
Ein Index vereinfacht die Suche.
Wie schon aus den anderen Bänden bekannt¸ sind die Karten im Buchrücken eingeschoben. Es gibt eine große farbige Karte von Thorwal und den anderen Regionen sowie nichtfarbige Karten von Thorwal¸ Prem¸ Olport¸ Andergast¸ Nostria¸ Enqui und dem Grassodenhaus.
Das Hardcover umfasst insgesamt 196 Seiten in Schwarzweiß. Der Umschlag ist in Farbe gehalten und zeigt eine typische Siedlung von oben. Ein Lesebändchen vereinfacht das Markieren von Seiten. Der Text ist gut zu lesen¸ und die Illustration gefallen und passen zum Text.
Wenn man nun alle drei Bände nebeneinander stellt¸ wird man feststellen¸ dass der obere Teil der Buchrücken eine Karte bildet.
Fazit:
"Unter dem Westwind" ist eine gelungene Beschreibung von Thorwal und den anderen Regionen. Den Autoren gelingt es¸ ein gutes Bild über die Reiche zu zeichnen. Das Material ist für den Spielleiter sehr ausführlich.
Der Preis von 25 Euro ist gerechtfertigt.
Eine Rezension von: Thomas König