Der große Baccanaq (A104) (3e)
Ein Solo¸ soso. Ok¸ wer bereits die ein oder andere meiner Rezensionen zum Thema Solo-Abenteuer gelesen hat¸ weiß daß mich nur wenige wirklich begeistern konnten. Es ist nicht gerade leicht¸ eine solche Geschichte so zu schreiben¸ daß der Spieler sich möglichst wenig in seinen Handlungen eingeschränkt fühlt - denn genau das ist ja der große Vorteil¸ den das Pen&Paper-Rollenspiel z.B. gegenüber Computer-Rollenspielen hat: die quasi unbegrenzte Flexibilität. Solos muten da wie Software-Abenteuer aus der Computer-Steinzeit an.
Aber in diesem Fall muß man dem Autor wirklich grobe Unfähigkeit vorwerfen¸ den Spieler geschickt in den geplanten Bahnen zu halten. Dazu kommt ein durchgehend satirischer Spott¸ wenn der Spieler knappe Situationen - entgegen den Erwartungen des Autors - meistern sollte. Hey¸ der Spieler hat die Glückssträhne seines Lebens und wird dafür als Betrüger belächelt? Kann doch nicht sein¸ oder? Frei nach dem Motto: "Alle Solospieler bescheißen beim Würfeln!" Tolle Motivation.
Was damit eigentlich nur bewiesen wird¸ ist daß nicht einmal mehr die Autoren Soloabenteuer wirklich ernst nehmen (sich aber nicht scheuen¸ wenn jemand das Heft für immerhin 20.-DM im Laden kauft).
Nun zur Handlung...
Der Spieler wird ohne lange Vorrede mitten in das Abenteuer geworfen. Von einem Wissenschaftler beauftragt¸ hat er bereits ein echsisches Artefakt geborgen¸ dessen Wert vor allem wissenschaftlicher Natur ist. Das eigentliche Abenteuer findet also eher auf dem Rückweg statt. Angenommen unser Charakter hat einfach nur unheimlich viel Glück¸ dann bekommt er ein wenig Spott des Autors und nach etwa 20 Abschnitten den Hinweis¸ von vorne anzufangen.
Nur wenn der Charakter auf dem Rückweg scheitert¸ kommt er in den Genuß der eigentlichen Handlung¸ daß auf einer Plantage spielt¸ wo er für den "Großen Baccanaq" gehalten wird.
Einziges Highlight...
ist die Tatsache¸ daß man das Solo auch als Gruppenabenteuer spielen kann - sofern man als Spielleiter bereit ist¸ den ersten Teil des Abenteuer (im Gegensatz zum Autor) phantasievoll auszuarbeiten.
Technisches
Sowohl die Illustrationen¸ wie auch die Texte sind von ordentlicher Qualität.
Fazit:
Als Soloabenteuer ist dieses Modul pure Geldverschwendung. Als Gruppenabenteuer mit fähigem Spielleiter läßt sich aus dem Plot einiges rausholen - aber letztendlich findet man hablfertige Abenteuerideen dieser Machart zuhauf im Netz oder in den zahlreichen Fanzines.
Sorry¸ aber in meinen Augen ist der Autor simpel gescheitert und sollte sich besser einem anderen Betätigungsfeld als dem Schreiben von Solos widmen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de