Bishdariels Fluch (A068) (3e)
Das Schwarze Auge: Bishdariels Fluch
Autor: Michelle Melchers System: Das Schwarze Auge Erschienen: 1996 Umfang: normal (je nach Spielstil ca. 7-15 Stunden SpielVorlesezeit)
Warum habe ich das AB gelesen?
Ich lese gerade viele Abenteuer, die zu einer Seefahrer-Kampagne passen könnten.
Plot
Die Helden sollen ein Dokument nach Al'Anfa bringen. Auf der Überfahrt lernen sie zwei Reisegefährten kennen, die ihre Hilfe in der "Schwarzen Perle" gut gebrauchen könnten.
Eindruck
Ich habe ja von solchen DSA-Publikationen gehört, aber in solch krasser Form hatte ich sie tatsächlich noch nicht in der Hand (ich habe in den 90ern kein DSA gespielt). Also: Bishdariels Fluch ist gar kein Abenteuer. Es ist eine Novelle. Es handelt sich um 64 Seiten Vorlesetext, die alle paar Seiten mal dadurch unterbrochen werden, dass die Spieler mal so tun dürfen, als wären sie auch noch dabei. Irgendeinen Einfluss auf die Handlung ausüben dürfen sie dabei aber nicht, das erledigen durchgängig die NSC für sie. Die SC sind wirklich nur Zuschauer in einem - vom Schreibstil her durchaus hochwertigen - Aventurienroman voller tragischer NSC-Schicksale.
SPOILER
Zur Veranschaulichung ein Teil der Handlung in chronologischer Folge:
Und so weiter, und so weiter. Nicht schlimm, sondern richtig schlimm. |
Nun bin ich ja grundsätzlich jemand, der bereit ist, aus einem coolen Plot selbst etwas zu basteln, aber hier haben wir das Problem, dass speziell im letzten Viertel nicht ganz klar ist, was und warum die SC überhaupt tun sollten. Okay, dieser Viridian hat also Visionen, dass er den Stab des Vergessens wiederbeschaffen soll. Aber der ist doch gar nicht verschwunden? Und wenn er verschwunden ist, gibt es keinerlein Ansatzpunkte, wohin. Die Scripthandlung sieht an der Stelle vor, dass die SC ein bisschen herumfragen - nicht so, dass sie wirklich etwas herausfinden, nur so, dass der NSC mit den nützlichen Antworten auf sie aufmerksam wird. Aber warum sie das überhaupt tun sollten, ist mir ein Rätsel. Und auch nachdem sie diesen Tippgeber gefunden haben, geht es nicht weiter, bis ihnen zufällig eine Einladung zu einer Orgie übergeben werden. Warum die SC aber wissen sollten, dass unter eben jenem Grandenhaus ein geheimer Zugang zu dem Versteck des gesuchten Stabes liegen soll, hat sich mir ebenfalls nicht erschlossen.
tl;dr: Einige Jahre später hat die Autorin das einzig richtige getan, nämlich gleich Romane geschrieben. Da stören dann auch keine Spieler mehr bei der Story, die man sich ausgedacht hat. Und Stories ausdenken kann die Autorin tatsächlich - sie kennt sich sehr gut in Aventurien aus, hat einen schönen Schreibstil und ist kreativ. Wenn die Answin-Reihe dann auch noch abgeschlossen worden wäre, würde ich hier eine unbedingte Kaufempfehlung aussprechen... aber leider nur für die Romane, nicht für dieses Abenteuer.
P.S.: Ach ja, und nachtreten möchte ich auch noch für das Titelbild. Es scheint ein Trend jener DSA-Phase zu sein, dass Titelbilder nichts mit dem Abenteuer zu tun haben müssen, sondern dass nur wichtig ist, dass sie irgendwie billig zu kriegen waren? Denn nein, der Typ auf dem Titelbild ist kein Boron-Geweihter, und die Burg im Hintergrund ist auch ganz bestimmt nicht Al'Anfa - es ist einfach nur ein 08/15-Typ mit Kutte vor einer 08/15-Festung. Traurig.
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html