Geschichte der DL 1: Die Zitadelle des Magus
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Band I: Zitadelle des Magus
Wiedersehen mit alten Freunden
Die Geschichten der Drachenlanze sind nach Chronik und Legenden die drittälteste Drachenlanze-Romanserie in Deutschland.
Im Gegensatz zu den erstgenannten handelt es sich hier nicht um eine Publikation von Margret Weis und Tracy Hickman (wie es allerdings außen aufgedruckt ist), sondern um Kurzgeschichten aller Art verschiedener Autoren, die man allerdings teilweise von späteren DL-Publikationen (Heldenlied z. B.) kennt, die hier sozusagen ihre Feuerprobe hatten. Die KGs spielen natürlich alle auf Krynn, zeigen mal das Alltagsleben in der Zeit von Chronik und Legenden, verfolgen mal deren Figuren auf Schritt und Tritt.
"Flußwind und der Kristallstab"...
... von Michael Williams ist ein belangloses Gedicht, oder wohl eher eine Lyrik (, die in dieser Form natürlich nicht ins Deutsche transportiert werden konnte). Es verfolgt Flußwinds Spuren, wie er Goldwind erobern konnte und die drei Bedingungen ihres Vaters erfüllen konnte. So erlangt er ja schließlich den Kristallstab, der Ausgangspunkt für die Ereignisse der Chronik ist. Die schlechteste Geschichte im Band.
"Das Blutmeer-Monster"...
... von Barbara Siegel ist die Adaption von Hemmingways "Der alte Mann und das Meer" und unter diesem Aspekt auch durchaus amüsant. In der Ich-Perspektive verfolgt man den diebischen Elfen Duder, der auf der Flucht vor Nick, dem Dickhals, dem er einen Laib Brot gestohlen hat, ist und sich im Hafen in einem Boot versteckt. Im Hafen ist noch alles ruhig, da vor kurzem ein verheerender Sturm wütete.
Doch er wird trotzdem gefunden, von Sechsfinger-Laske, einem alten Mann. der Fischer will jetzt raus auf´s Meer und Duder überredet ihn, mitkommen und für ihn rudern zu dürfen. So beginnt eine Jagd auf das Blutmeermonster, eine Mischung aus Moby Dick und oben genannten Hemmingway. Durchschnitt.
"Nur einen Steinwurf entfernt"
Die namensgebende Geschichte ist "Nur einen Steinwurf entfernt" von Roger E. Moore, die in einer alten Magierzitadelle auf einem noch einsameren Berg spielt. Seit immerhin gut 300 Jahren hatte der Magus keinen Besuch mehr - abgesehen von beschworenen Dämonen. Als Tolpan Barfuß dort auftaucht, mit Hilfe eines mysteriösen Teleportationsrings, ist der Teufel, na zumindest die Dämonen los... Gelungen und witzig.
"Träume von Dunkelheit, Träume von Licht"...
von Warren B. Smith schildert die Lage in der von den Drachenarmeen besetzten Stadt Balifor aus Sicht des Tagträumers William Süßwasser. Vor kurzem waren noch Helden die Helden der Drachenlanze hier, William hat noch einen Glückskupferling von Raistlin, und haben anscheinend auch hier den Funken des Widerstandes gezündet. Er ist nämlich dazu entschlossen, seine Heldenträume in die tat umzusetzen. Zusammen mit seinen Freunden Sinth, ein Zwerg, und Harum Al-Halup, ein Minotaur, will er versuchen Thomas, den Schneider zu befreien, der im Kerker der Drakonier gelandet ist. Guter Durchschnitt.
"Liebe und Bier"
Es folgt ebenfalls eher durchschnittliches: "Liebe und Bier" von Nick O´Donohoe. Im Blickpunkt diesmal Otik, Tika und ihr Wirtshaus Zur letzten Bleibe, altbekannt aus Chronik und Legenden. Denn hier muss neues Bier gebraut werden. Dumm nur, wenn ein Kender den Hopfen liefert...
"Mißratende Kinder"...
... von Richard A. Knaak hat mir nicht sonderlich zugesagt. Ein Trupp Drakonier durchsucht erneut ein Waldstückchen und diesmal stoßen sie auf ein Elfendorf, welches einige Merkwürdigkeiten verbirgt. Anführer B'rak vermutet eine Falle, aber die Wahrheit ist viel schrecklicher. Zumindest das Ende dieser Geschichte birgt eine Überraschung.
Fazit:
Insgesamt verlassen die Kurzgeschichten selten das Durchschnittsniveau und wenn, nur nach unten. Bei Kurzgeschichten ist meiner Meinung nach allgemein das Problem, dass sie selten auf den Punkt kommen, wenige Überraschungen im Plot bieten und auch keine Charaktertiefe aufweisen. Na gut, bei Dragonlance kann man immerhin die Hauptcharaktere der anderen Serien benutzen und hier vertiefend auf sie eingehen, aber es kommt bei Teil 1 nicht über Anekdötchen hinaus.
Nachdem ich gerade den Drachenkult verschlungen habe (im leserischen Sinne), bin ich nun gespannt auf Teil 2 'Turm der Magier'. Bald mehr dazu...
[Ingo Schulze]
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/