Chronik der Hüter 1: Hotel Elysium
Ein Sturm zwingt die junge Hüterin Claire Hansen und ihren nicht mehr ganz so jungen¸ schwarzweißen Kater Austin¸ Zuflucht im Hotel Elysium zu suchen¸ einer äußerst heruntergekommenen Absteige in Kingston. Am nächsten Morgen stellt Claire zu ihrem Entsetzen fest¸ dass der Besitzer Augustus Smythe sich aus dem Staub gemacht und ihr das komplette Hotel überschrieben hat¸ mit der einzigen Anweisung¸ bloß nicht Zimmer sechs zu betreten. Vielleicht hätte sie sich an die Anweisung halten sollen¸ denn als sie Zimmer sechs von ihrem neuen Angestellten Dean McIssac öffnen lässt¸ finden sie dort ausgerechnet eine schlafende¸ böse Hüterin.
Hüter sind in der Lage¸ Magie zu nutzen¸ indem sie Energie von außerhalb unserer Realität abziehen. Zwischen dieser Energiequelle¸ die Magie möglich macht¸ und der Realität liegt eine Barriere¸ die die Energie daran hindert¸ unkontrolliert einzusickern und schlimme Schäden anzurichten. Manchmal entstehen Löcher in dieser Barriere¸ durch Unfälle oder auch in böser Absicht willentlich erzeugt. Hüter haben die Aufgabe¸ diese Löcher wieder zu schließen oder zumindest die verursachten Schäden so klein wie möglich zu halten. Bei den Stellen¸ die nicht geschlossen werden können¸ weil die Löcher zu groß geworden sind¸ müssen die Hüter sie mit ihrem Sein versiegeln. Sie sind dann für den Rest ihres Lebens an diesen Ort gebunden.
Als sich vor mehr als vierzig Jahren im Heizungskeller des Hotels ein Loch öffnete und als Zugang zur Hölle manifestierte¸ entschied sich die damalige Hüterin¸ die nun leicht zugängliche Energie für ihre Zwecke zu nutzen. Nur mit vereinten Kräften konnten zwei andere Hüter sie daran hindern. Da sie sie nicht töten wollten und sie auch nicht in der Lage waren¸ das Loch im Heizungskeller zu schließen¸ schickten sie sie mit einem "Dornröschen-Zauber" schlafen. Nun werden ihre Kräfte dazu genutzt¸ das Loch einzudämmen und daran zu hindern¸ sich weiter auszubreiten¸ während die Energien dieses Höllenzugangs dazu genutzt werden¸ sie in Stasis zu halten. Ein sehr empfindliches Gleichgewicht¸ das einer ständigen Beaufsichtigung bedarf.
Augustus Smythe war lange Zeit mit der Aufgabe betraut gewesen¸ den Zugang zur Hölle und die schlafende Hüterin zu überwachen¸ und darüber schon ziemlich merkwürdig geworden. Deshalb ergriff er natürlich schnell die Gelegenheit zu verschwinden¸ als er in Claire eine Hüterin erkannte. Claire fühlt sich jedoch noch viel zu jung¸ um schon in den Ruhestand zu gehen und für den Rest ihres Lebens dieses Loch zu beaufsichtigen¸ geschweige denn das Hotel zu führen. Also versucht sie das Unmögliche¸ einen Weg zu finden¸ das Loch zu schließen und dabei gleichzeitig die böse Hüterin dauerhaft unschädlich zu machen.
Rund um die spannende Haupthandlung entfaltet sich eine absurde Welt¸ in der alles möglich scheint. So führt der Fahrstuhl des Hotels auf jeder Etage in verschiedene Dimensionen und Wirklichkeiten¸ unter anderem auch auf die Brücke der Enterprise. Außerdem scheint das Hotel eine Reihe sehr merkwürdiger Gäste anzuziehen¸ Werwölfe¸ Vampire und Geister oder auch die abgetakelten Götter des griechischen Pantheons¸ die wie Rentner von Hermes¸ dem Götterboten¸ in einem Bus durch die Gegend gefahren werden. Was jedoch besonders Spaß macht¸ ist der sprechende Kater Austin; mit jedem Satz merkt man¸ dass die Autorin schon länger fest unter der Pfote steht. Der Kater liefert sich herrliche Wortgefechte mit seiner Besitzerin Claire¸ wobei schon nach wenigen Seiten klar wird¸ wer hier wen besitzt.
Bislang in Deutschland vor allem durch die eher dem Horror zuzurechnende "Chronik des Blutes" um die Privatdetektivin Vicki Nelson und den Romane schreibenden Vampir Henry Fitzroy bekannt geworden¸ gibt Tanya Huff mit "Hotel Elysium"¸ dem ersten Band der "Chronik der Hüter"¸ einen hervorragenden Einstand in die Welt der humoristischen Fantasy. "Hotel Elysium" macht Lust auf mehr und so ist es nur gut¸ dass die nächsten beiden Teile "Auf Teufel komm raus" und "Hüte sich¸ wer kann" schon Ende dieses Jahres ebenfalls im Verlag Feder & Schwert erscheinen.
Eine Rezension von: Bianca Altvater http://www.buchwurm.info/