Kithbook 6: Redcaps
Mit Kithbook: Redcaps von Rich Dansky ist das sechste der Kithbücher zu Changeling: The Dreaming erschienen. Wie in seinen Vorgängern wird auch hier tiefergehendes Hintergrundmaterial zu einem bestimmten Kith zusammengetragen¸ nämlich zu den berüchtigten und gefürchteten Redcaps.
Gleich mit der einleitenden Geschichte 'A Memory of Teeth' stößt der Leser tief in die Historie der Redcaps vor. Zusammen mit einem Redcap-Childling durchlebt man hier die kollektive Erinnerung an die Ursprünge des Kiths als Alpträume von unheimlichen Schatten¸ beißender Kälte¸ schneidendem Wind und ständigem Hunger.
Solcherart eingestimmt gibt uns der Erzähler (ein sarkastischer und bissiger - im übertragenen Sinne! - Unseelie Redcap) im ersten Kapitel 'A Tale as Old as the Wind' einen Überblick über die Geschichte der Kithain aus der Sicht der Redcaps. Von den Anfängen des Kiths in der letzten Eiszeit¸ über die ersten Begegnungen mit anderen Kithain¸ die daraus resultierende Gesellschaft¸ das Auftauchen der Sidhe¸ ihre Machtübernahme und der Haß der Redcaps auf diese Adligen¸ die Rolle der Redcaps in der Sidhe dominierten Kithain-Gesellschaft als Monsterjänger und der daraus folgende Zusammenschluß der vorher einzelgängerischen Redcaps zu Banden¸ um immer größere Monster jagen zu können¸ die große Katastrophe des Shatterings und die Flucht der Sidhe¸ die Jahre des Interregnums¸ die für die Redcaps so wichtige Industrialisierung¸ schlißelich die Rückkehr der Sidhe 1969 und der daraus entstehende Krieg¸ bis zur Beilegung der Kämpfe und das erneute Aufflammen nach dem Verschwinden des Hochkönigs¸ all dies wird vor uns ausgebreitet¸ kommentiert und aus ganz eigener Sicht betrachtet.
Danach erfahren wir im zweiten Kapitel 'The Wretched and Hungry: Redcap Society' wie die Redcaps heute leben. Zunächst werden gängige Vorurteile (teilweise) widerlegt und mit dem allgegenwärtigen Hunger einer der Haupttriebkräfte eines Redcap-Daseins dargestellt. Man erfährt einiges über die Gebräuche des Kiths¸ was Redcaps alles essen (hier sehr nett die Regeln wie man jemanden lebendig verschlingt) und wie sie sich in Banden organisieren. Hierbei werden auch bevorzugte Kampftechniken des Kiths dargestellt. Außerdem erfährt man¸ wie die Stellung der wenigen Seelie Redcaps innerhalb des Kiths ist. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Abschnitt 'Why the Kids Go Unseelie'¸ in dem sehr deutlich wird¸ wieso die meisten Redcaps eben nicht Seelie sind/sein können.
Kapitel drei 'Shut Your Big Mouth' enthält schließlich die allseits beliebten Meinungen der Redcaps zu den anderen Kiths und zwar aus Unseelie- und Seelie-Sicht. Außerdem werden mit den River Hags eine bedingt spielbare Unterart der Redcaps vorgestellt.
Die 'Legends' in Kapitel vier sind fünf berühmte und berüchtigte Redcaps unserer Zeit. Kapitel fünf 'Another Maw to Feed' gibt dem Spieler dann sechs Beispielcharakter an die Hand¸ mit denen er sofort ins Spiel einsteigen kann.
Der Appendic 'What They Found Picking the Bones' beschreibt schließlich einige Treasures¸ Chimerae und kithspezifische Merits und Flaws. Außerdem findet sich hier der vierseitige Redcap-Charakterbogen.
Alles in allem ist Kithbook: Redcaps ein außerordentlich gut gelungenes Buch¸ das diesem Kith endlich die Tiefe gibt¸ die es immer verdient hat. Die neuen Treasures¸ Chimerae¸ Merits und Flaws sind durch die Bank originell wenn auch teilweise nichts für Leute mit schwachem Magen (so wie das ganze Buch). Besonders hervorheben möchte ich die schnoddrige und witzige Erzählweise des Incharakterteils (Kapitel eins bis drei)¸ durch die man das Buch eigentlich gar nicht mehr weglegen möchte.
Allerdings gibt es für mich auch zwei kleine Wehmutstropfen. Zum einen hätte ich mir die Beispielcharaktere in Kapitel fünf deutlich origineller gewünscht und zum anderen verliert das Buch deutlich durch den reinen Schwarz-Weiß Druck. Aber das ist etwas¸ womit wir bei Changeling: The Dreaming Dank White Wolf eben leben müssen.
Eine Rezension von: Martin