Book of the Lost Houses 1: The Second Coming
Die Thallain sind nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Gefahr und die Diener der Fomorer¸ die Adhene haben einen Weg gefunden¸ das Dreaming zu verlassen um auf der Erde ihr Unwesen zu treiben.
Der Hochkönig ist verschwunden und die Changelings sind im Krieg. Doch da naht Rettung: Fünf neue Adelshäuser haben den Weg aus Arkadien gefunden um die Wechselbälger der Erde vor den Gefahren zu schützen.
Soviel zur Theorie und Fortführung der Storyline.
Tatsache ist¸ dass kurz nach Hochkönig Davids Verschwinden die Tore von Arkadien erneut geöffnet wurden (doch anders als 1969 wo es die Hoffnung war die die Sidhe zurückbrachte ist es nun die Hoffnungslosigkeit) und Mitglieder der vier fehlenden Adelshäuser auf die Erde gelangten (zusammen mit einigen Mitgliedern des Hauses Scathach).
Diese Häuser sind: Aesin¸ Beaumayn¸ Daireann und Varich.
Jedes dieser Häuser¸ inklusive Scathach¸ erhält in Book of Lost Houses ein eigenes Kapitel.
Im Vorfeld (sprich nachdem dieses Buch in Amerika erhältlich war) habe ich viel negatives über das Buch gehört¸ aber jetzt nachdem ich es gelesen habe muss ich durchaus sagen¸ dass es mir schon gefallen hat.
Man kann zwar durchaus auf die Häuser verzichten¸ aber sie geben dem Spiel durchaus eine etwas andere Variante¸ da sich die Ansichten der 'neuen' Häuser von denen der 'Althergebrachten' unterscheiden.
Die Beschreibungen der Häuser (abgesehen von Scathach¸ dessen Aufbau etwas anders ist) sind im grossen und Ganzen nach demselben Schema aufgebaut¸ so wie man es auch schon von den beiden Vorgängern kennt. Das einzige was mich etwas gestört hat ist nur¸ dass die Seitenanzahl von zwischen 20 und 30 ein bisschen knapp ausgefallen ist.
Die Kapitel beginnen mit der Geschichte des entsprechenden Hauses und gehen dann über in gesellschaftliche Belange (Geheimgesellschaften¸ wie das Escheat oder die Gebote der Höfe ausgelegt werden¸ was teilweise sehr interessant ist¸ wenn man bedenkt¸ dass es ehrenhafte Häuser des dunklen Hofes gibt und deren Auslegung von: Honor is a lie). Des weiteren finden sich Merits und Flaws¸ Eide¸ die Beschreibung der Wappen¸ Bans and Boons¸ Treasures und leuchtende Gestalten des Hauses (nicht unbedingt Sidhe und in einem Fall nicht einmal Mitglied des Hauses).
Die Kapitel an sich sind durchwegs interessant und lesbar¸ und ich muss sagen dass ein Grossteil der Häuser durchaus etwas für sich hat:
Haus Aesin entstammt dem hohen Norden und ist der Wikingerkultur angeglichen. Es mag sein¸ dass man jetzt durchaus an kriegerische Sidhe denkt und ein Grossteil des Hauses stellt etwas dergleichen auch dar (immerhin sind Krieger genau das was man in solch schweren Zeiten auch benötigt)¸ aber es gibt durchaus auch andere Facetten¸ die vor allem unter Frauen verbreitet sind¸ die sich an die Nornen angleichen (und wohl auch eine Art Verhältnis zu den Adhene-Moirae haben¸ aber das habe ich nicht so genau verstanden und es wird auch nicht ausführlich genug erklärt). Das Haus an sich hat mir sehr gefallen¸ auch wenn ich bisher sehr viel negatives gehört habe (wer braucht schon Wikingerfeen). ich war angenehm überrascht¸ darüber dass es tiefer geht als über nordische Wikinger in der Moderne.
Haus Beaumayn ist französischen Ursprungs und eigentlich ein Haus voller Gefangener. Ihre prophetischen Fähigkeiten haben sie in arge Schwierigkeiten gebracht und so fristeten alle Mitglieder des Hauses für die 'Verbrechen' einiger weniger ihre Tage in den arkadischen Gefängnissen. Jetzt haben sie die Möglichkeit erhalten sich im Kampf gegen die Thallain zu beweisen und ihre Strafe aufzuheben.
Haus Beaumayn ist übrigens das einzige der Häuser das den Lichten Feen angehört (wobei die anderen Häuser grösstenteils nur deswegen Unseelie sind weil ihre Ansichten nicht mit denen von Haus Gwydion übereinstimmen).
Haus Deireann ist ebenfalls ein sehr kriegerisches Haus¸ wobei zwar alle begnadete Kämpfer sind¸ ein Teil des Hauses sich jedoch auf die Kenntnisse der Heilkunst spezialisiert und das Schwert (oder eine andere Waffe der Wahl) beiseite legen um ihre Fähigkeiten auf anderem Gebiet zu nutzen.
Die Häuser des Quellenbuches haben mir sehr gut gefallen¸ nur mit Haus Varich habe ich meine Probleme. Diese gefühlskalten Sidhe mit russischen Ursprung sehen sich als die Herren der Inanimae. Zudem sind sie Verbündete der Aesin. Aber genausogut hätte man sich das Haus auch sparen können. Es vereinigt Kennzeichen von vielen anderen Häusern¸ nur der Ursprung ist eben anders. Die Sache mit den Inanimae ist auch neu¸ aber selbst darauf hätte man verzichten können.
Haus Scathach¸ die Sidhe die niemals die Erde verlassen haben. Anders als bei den andern Kapiteln gibt es hier eine kleine Einführungsgeschichte¸ die man durchaus auch auf andere Art und Weise hätte schreiben können¸ denn meiner Meinung nach passt der Weltkrieg-Hintergrund nicht sonderlich. Die Geschichte handelt von einem Redcap der auf eine junge Frau mit sehr leisen Kampfesfähigkeiten versucht ein Tal zu beschützen. Als er merkt dass sie eine Sidhe ist fragt er sie warum sie zurückgekommen ist und sie darauf antwortet: Wir waren niemals weg.
Der Schluss hat mir gefallen¸ nur der allgemeine Hintergrund eben nicht. Abgesehen von dieser etwas ausführlicheren Einführung gestaltet sich das Kapitel wie die vorhergehenden (zudem ist es der Abschluss der Häuserbescheibung). Des weiteren haben die Scathach-Sidhe eine Menge an neuen und ungewöhnlichen Kampfesfertigkeiten.
Auch wurden die Birthrights und Frailtys überarbeitet¸ zumindest soweit sie für die Scathach gelten¸ die nie nach Arkadien zurück sind. Die Geburtsrechte der Sidhe sind leicht abgeschwächt (und so können diese Sidhe durchaus lächerlich wirken). Dafür erleiden die Scathach auch nicht den Schaden der Banalität wie es bei normalen Siidhe der Fall ist. Der 'Berserkergang' der Scathach ist zu den Frailtys übergegangen und das Haus hat neue Bans and Boons bekommen.
Ich muss sagen¸ obwohl mir das Haus von Anfang an sehr gut gefallen hat¸ jetzt gefällt es mir noch besser. Der Unterschied zu Sidhe und Scathach ist grösser geworden.
Was fehlt allerdings (okay das ist kein allzu grosser Nachteil¸ es wäre nur interessant gewesen) sind herausragende Mitglieder dieses Hauses (neben einem kleinen Abschnitt der sich mit Haus Aesin befasst).
Der Appendix enthält spielbare Templates¸ einen für jedes Haus¸ und diese sind durchaus als interessant zu bezeichnen.
Der Besitz dieses Buches ist kein Muss¸ er verleiht einer Chronik nur etwas wirklich neues (und man kann so durchaus auf Adhene oder Thallain verzichten)¸ und auch dem Spieler wird etwas neues geboten. Hauser¸ die einfach zu neu auf der Erde sind als dass man sie wirklich einschätzen kann¸ und die auch zeigen dass Unseelie nicht gleich Unseelie sein muss.
Anderen Stimmen zum Trotz: Book of Lost Houses ist kein Fehlkauf¸ und aus meiner Sicht hat sich die lange Wartezeit doch gelohnt.
Eine Rezension von: Martin