Jade-Phönix 1 (13): Clankrieger
Dreissig Meter gro߸ waffenstarrend und von bedrohlicher¸ annähernd humanoider Gestalt: eine unaufhaltsame Vernichtungsmaschine.
Im 31. Jahrhundert sind die Clans die ultimativen Krieger. Als Ergebnis von Generationen kontrollierter Zucht beherrschen die Clankrieger ihre BattleMechs wie niemand sonst.
Im 31. Jahrhundert versucht Aidan¸ Krieger im Jadefalken-Clan zu werden. Für das Recht¸ mit seinem Clan in die Schlacht zu ziehen¸ muß er Prüfungen bestehen¸ die einen der härtesten Kämpfer der Galaxis aus ihm machen werden - wenn er nicht vorher zerbricht.
Im 31. Jahrhundert entdeckt Aidan¸ daß er den schwersten Kampf nicht auf dem Schlachtfeld schlagen mu߸ sondern in seinem Herzen - und eine Niederlage kostet den höchsten Preis: seine Menschlichkeit.
Robert Thurston war für mich vorher eine unbekannte Größe¸ da dieser Autor mir nicht geläufig war. Schon auf den ersten Seiten mußte ich mich etwas umstellen¸ nachdem ich die vorhergehende Trilogie von Stackpole durchgearbeitet hatte. Dies fing mit dem Schreibstil an: Thurston bevorzugt längere¸ kompliziertere Sätze¸ die man erst ein wenig entwirren mu߸ wohingegen man Stackpole ohne Probleme inhalieren kann. Das schlägt sich auch in einer eher baumartig orientierten Schreibstruktur nieder; als Beispiel sei hier eine Szene genannt¸ in der ein Charakter an eine Begebenheit aus seinem früheren Leben denkt. Und innerhalb dieser Gedanken erzählt ein Nebencharakter dann eine Geschichte. Solcherlei Schachtelungen kann man in Thurstons Büchern häufiger antreffen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen finde ich Thurstons Schreibe sehr angenehm.
Deutlichen Anteil daran haben mit Sicherheit auch die scharf umrissenen Charaktere. Was ich bei Stackpole noch bedauert habe¸ nämlich die Austauschbarkeit seiner Protagonisten¸ ist eine Stärke bei Thurston. Der Hauptcharakter¸ ein Kadett im Jadefalken-Clan namens Aidan¸ ist eine recht schwierige Persönlichkeit¸ die nicht wirklich in das Clanschema einzugliedern ist. So hinterfragt er viele Konzepte der Clanstrukturen¸ seiner Ausbildung¸ seine Ausbilder und allem voran sich selbst. Seine Mitkadetten können das mit zunehmender Ausbildung immer weniger verstehen¸ und grenzen sich von Aidan ab. Seine Ausbilder wiederum versuchen ihn einerseits zu brechen wie auch zu unterstützen. Die Charaktere besitzen also alle eine gewisse Tiefe.
Zurück zum Inhalt:
Oben angesprochener Aidan kämpft also trotz seiner Gedanken verbissen daran¸ den Mech-Krieger-Status zu erlangen. Er ist Teil einer sogenannten GeschKo mit einer zweistelligen Anzahl Kadetten. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft sind alle sogenannte 'Wahrgeborene'¸ im Reagenzglas gezeugte Menschen¸ die alle denselben Genvater und dieselbe Genmutter besitzen; sie sind allerdings nicht Klone. Der Gegensatz zu den 'Wahrgeborenen' bilden bei den Clans die 'Freigeborenen'¸ die auf gewöhnlichem Wege das Licht der Welt erblickt haben und eine Art Unterschicht im Clansystem bilden. Sie können ebenfalls Krieger werden¸ werden dann aber nur als Kanonenfutter oder auf Hinterwäldlerplaneten eingesetzt.
Außerdem ist die Clangesellschaft in Kasten eingeteilt; es gibt eine Kriegerkaste ebenso wie zum Beispiel eine Wissenschaftlerkaste oder eine Tech-Kaste. Ist man als Krieger nicht erfolgreich¸ fällt also irgendwann durch eine der Prüfungen oder wird ausgemustert¸ teilt einem der Clan eine neue Aufgabe zu¸ gewöhnlich den Dienst in einer der niederen Kasten; 'niedere' deswegen¸ weil die Kriegerkaste die meisten Privilegien genießt¸ da aus ihr unter anderem alle Politiker der Clangesellschaft entsteigen. Dies sei ein kurzer Umriss der Gesellschaft¸ die in den Büchern von Thurston natürlich noch weitaus detaillierter beschrieben ist.
Damit kommen wir auch zum Fazit des Inhalts: Hauptprotagonist neben Aidan ist für mich eindeutig der Clan als System¸ der hier wundervoll detailliert entwickelt wird. Bekommt man in der Trilogie von Stackpole einen ersten¸ oberflächlichen Blick auf die Clans¸ so wird man in den Romanen von Thurston wahrhaftig in eine fremde Welt¸ eine fremde Gesellschaft hinein geworfen¸ was mich selbst ungeheuer fasziniert hat. Im Großen und Ganzen wird mancher BattleTech-Fan sicher sagen¸ daß ihm hier die Action fehlt¸ und da hat er sicher auch Recht¸ denn es passiert wahrhaftig nicht allzu viel. Dementsprechend ist der Roman sicher nur etwas für die Leute¸ die tiefer in das Universum eintauchen wollen oder die sich für Romane mit dem Thema 'Fremde Gesellschaftsstrukturen' interessieren.
Wer den Roman fast durch hat¸ wird mit einer Überraschung belohnt¸ die einen fast nötigt¸ die Folgeromane ebenfalls zu lesen.
Fazit:
Für Fans¸ die tiefer in die Clangesellschaft eintauchen möchten. Aber auch für jeden anderen einen echten Blick wert
Eine Rezension von: Markus Pöstinger http://rgh.datamoon.de