Fernes Land (22)
Sho-sa Yubari Takuda kommandiert einen Draconis-Sturmtrupp¸ eine der Elite-Kommandoeinheiten des Kombinats. Selbst MechKrieger achten und fürchten die Leistungen dieser tödlichen Krieger¸ die auch in den außergewöhnlichsten Formen der Kriegsführung ausgebildet sind.
Als ein Jünger des uralten Verhaltenskodex der Samurei glaubt Sho-sa Takuda fest an die Überlegenheit der draconischen Kriegerkultur. Von frühester Jugend an hat er die Ansicht vertreten¸ daß sie eine harmonische und wohlhabende Gesellschaft hervorbringen könnte - wenn das Reich endlich befreit vom Druck äußerer Aggressoren wäre.
Aber als ein Fehlsprung Takudas DEST und eine Söldnerkompanie MechKrieger in Gefilde weitab des bekannten Weltraums schleudert¸ geraten seine Überzeugungen ins Wanken. Denn die Krieger finden sich auf einer Welt wieder¸ die von einer primitiven Fremdrasse besiedelt ist¸ einer Rasse¸ die von den Nachfahren anderer menschlicher Exilanten versklavt wird - Exilanten aus dem Draconis-Kombinat.
Dieser Roman ist Peter Rices erstes BattleTech-Buch. Insgesamt muß ich leider vermuten¸ daß Rice sich vorher kaum über dieses Universum informiert hat¸ da sein Band mit BattleTech an sich nur wenig zu tun hat. So verabschieden sich seine Protagonisten schon auf den ersten Seiten aus dem bekannten Universum und stranden auf einem Planeten¸ auf dem eine primitive¸ fremde Spezies beheimatet ist. Außerdem treffen sie auf weitere Gestrandete¸ die auf dem Planeten schon eine kleine Zivilisation aus drei Städten gegründet haben¸ sich aber andauernd gegenseitig (ebenfalls mit primitiven Fahrzeugen und Waffen) bekriegen.
Rice erfindet darüber hinaus Mechs¸ die bisher auch in der Form in BattleTech nicht vorkamen¸ was natürlich auch nicht schlecht sein muß. Aber der Autor verabschiedet sich so komplett von allem Bekannten und erfindet Neues¸ daß der Roman an sich wahrhaft eigenständig ist. So tauchten außerirdische Spezies im BattleTech-Universum bisher beispielsweise höchstens innerhalb von Mythen und Legenden auf.
Läßt man dies alles aber hinter sich und akzeptiert das Setting¸ so entfaltet sich ein recht interessanter¸ annehmbarer ScienceFiction-Roman. Der Kommandant Takuda sieht in seiner Notlage die einmalige Gelegenheit¸ eine "perfekte" Gesellschaft nach der draconischen Kultur zu begründen¸ und sieht darin sogar die alleinige Möglichkeit zu überleben. Sein kleiner Trupp von Soldaten folgt ihm größtenteils als Anführer. Als sie auf die außerirdischen Bewohner des Planeten¸ eine vogelähnliche Spezies¸ treffen¸ plant Takuda mit diesen in Harmonie zu leben.
Probleme bereitet allerdings ein mitgereister Trupp von Söldnern¸ die Piloten von vier Mechs sowie einem FLUM (FlugMech) sind. Diese haben keine Lust¸ sich den Idealen Takudas zu verschreiben und verabschieden sich völlig von ihm¸ als die Gemeinschaft die drei anderen Städte entdeckt. Die Söldner erkennen¸ daß sie allem Militär auf dem Planeten überlegen sind und wollen ihre Dienste den drei Parteien für Sold anbieten. Auch die Außerirdischen¸ die mitunter Sklaven der drei Menschen-Enklaven sind¸ sind ihnen gleichgültig.
Somit ergeben sich Konflikte zwischen vier Parteien: Den menschlichen Enklaven¸ den Söldnern¸ den außerirdischen Bewohnern des Planeten sowie Takudas Sturmtrupp. Wer schlußendlich die Oberhand behält¸ bleibt bis zum Schluß spannend.
Das einzig Unbefriedigende abseits oben angesprochener Verabschiedung von BT sind die Charaktere. Geldgierige¸ schmierige Söldner; ehrenhafte¸ moralisch gefestigte Soldaten; tumbe¸ willenlose Außerirdische - der Roman ist ein wahrer Schmelztiegel von einseitig gestalteten Charakteren. Kaum einmal verhält sich eine Person so¸ daß man überrascht eine Augenbraue hebt. Die einzige Spannung ergibt sich damit aus dem Setting.
Fazit:
Für SF-Fans; eingefleischte BattleTechler sollten unbedingt die Finger von dem Buch lassen
Eine Rezension von: Markus Pöstinger http://rgh.datamoon.de