Clangründer 2: Traum
Der Traum vom Sternenbund im Exil ist ausgeträumt. Nicholas Kerensky ist nicht in der Lage¸ den Krieg zu verhindern¸ der von den Pentagon-Welten herüberschwappt. Er entschließt sich seine Gefolgsleute auf den zweiten Exodus zu führen¸ wie einst sein Vater¸ der mit seiner Flotte die Innere Sphäre verließ. Aber Nicholas wählt einen anderen Weg: Er will all das¸ was einmal war¸ vernichten und träumt davon¸ eine völlig neue Gesellschaftsordnung zu schaffen.
Die Fesseln Jahrtausende alter Gesellschaften kann man nicht so einfach abstreifen. Widerstände müssen überwunden werden und Blut muss fließen¸ bevor Nicholas' Traum wahr werden kann. Ohne die Hilfe seines Bruders Andrej ist das ganze Vorhaben jedoch zum Scheitern verurteilt.
Aber Brüder haben nicht immer die gleichen Ziele. Andrej muss erkennen¸ dass mit den letzten Überresten der Zivilisation auch die Menschlichkeit in der neuen Gesellschaft schwindet. Kann er diese Entwicklung aufhalten?
Der erste Roman von Bills zur Clangründer-Trilogie war durchaus ansprechend und gut geschrieben¸ auch wenn er eher an eine Psychostudie des Hauptprotagonisten Andrej Kerensky erinnerte denn an einen BattleTech-Roman. Letztere enthalten üblicherweise einen Gutteil Action in Form von Schlachten mit Mech-Beteilung¸ umfangreiche Taktik- und Strategieüberlegungen und politische Intrigen- und Ränkespiele. Doch Bills streicht in seinen zwei bisherigen Romanen die ersten zwei Bestandteile fast komplett aus seinem Fundus und beschränkt sich auf Überlegungen Andrej Kerenskys. Diese drehen sich zumeist um Vergleiche mit seinem Bruder Nicholas und um umfangreiche moralische Bewertungen von dessen Handlungsweisen nach dem Exodus und beim Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung.
Im ersten Roman war dies noch durchaus interessant zu verfolgen¸ weil es auch eine ganz neue Art war¸ einen BattleTech-Roman aufzuziehen. Auch ist die Armut an Action nur natürlich¸ da offene¸ große Schlachten während der Zeit des Exodus kaum bis gar nicht auftreten können. Doch krankt zumindest dieser zweite Roman an einem ganz entscheidenden Punkt: Der Hauptprotagonist ist immer reagierend¸ passiv und zurückhaltend. Im ersten Roman war dies zwar ebenfalls so¸ doch hatte dies dort seine ganz eigene Faszination. Diese Faszination geht im zweiten Band fast vollständig flöten. Die Passivität des Hauptcharakters nimmt derart Überhand¸ daß der Leser ihn irgendwann packen und schütteln möchte¸ ihm zuschreien möchte: "Handle!". Doch es passiert nie. Und so schleppt sich der Plot auch ohne einen wirklichen Höhepunkt über den ganzen Band bis zum Ende hin durch.
Das einzig Interessante sind die durch Nicholas hervorgerufenen Veränderungen in der Gesellschaft¸ die sich ganz allmählich immer weiter zur Clangesellschaft wandelt. So endet der zweite Band auch mit der Gründung der ersten Clans und der Ausrufung Nicholas' zum IlKhan. Doch ist dies keine großartige Überraschung¸ da die meisten Leser dies schon gewußt oder zumindest vermutet haben dürften. Insofern hat es Bills auch etwas schwer¸ in seinen Roman¸ bzw. sogar seine Trilogie¸ Spannung einzubringen¸ weil das Ende schon von vornherein feststeht. Doch der Autor hat sogar noch den Fehler begangen¸ die Veränderungen in der Gesellschaft den Leser nicht miterleben¸ sondern durch Andrej erzählt bekommen zu lassen. Andrej moralisiert und bewertet die Veränderungen selbst und befreit damit den Leser von dieser Aufgabe. Damit bekommt letzterer eigentlich gar nichts mehr zu tun. Schade.
Fazit: Für diejenigen BattleTech-Fans¸ die die Gründung der Clans aus zweiter Hand erzählt bekommen möchten
Eine Rezension von: Markus Pöstinger http://rgh.datamoon.de