Waffen und Ausrüstung (DMGR3) (2e)
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Von Schwertern und anderen Kochutensilien...
Welcher Rollenspieler kennt folgende Szene nicht auch irgendwo her? Man sitzt nach einem Tag voller Gefahren abends um das prasselnde Lagerfeuer herum, freut sich auf einen gut gebratenen Hasen und eine schöne Portion Kartoffeln. Doch Kartoffeln wollen vor dem Verzehr geschält werden, und so erbarmt sich einer der Helden, greift zu Schürze und Messer, und beginnt die mühselige Arbeit.
Kurze Zeit später aber passiert es: wie aus heiterem Himmel stürmen finstere Kreaturen das Nachtlager der Helden, und wollen eben jenen ans so lieb gewonnene Leben. Es bleibt keine Zeit mehr die akkurate Waffe zu ziehen, geschweige denn, die Rüstung anzulegen, und so muss unser armer Kartoffelschäler notgedrungen mit den Utensilien zu recht kommen, die er bei sich hat.
Während er sich auf den Kampf einstellt, schießen dem Spieler des Kartoffelschälers drei Gedanken in den Kopf:
1. Wie viel Schaden teilt ein stinknormales Messer aus?
2. Welche Rüstungswerte hat eine Schürze?
3. Und warum zum Teufel muss immer ich Kartoffeln schälen?
Letztere Frage wird er Wohl oder Übel mit seinen Mitspielern ausdiskutieren müssen. Die ersten beiden jedoch werden im ,Arms and Equipment Guide' beantwortet...
Allgemeines:
Der Arms and Equipment Guide (im Folgenden AEG ;-)) erschien 1991 bei TSR (ISBN 1-86009-000-x) zum Ausgabepreis von 15$. Drei Jahre später wurde die deutsche Version unter dem Titel ,Waffen und Ausrüstung' veröffentlicht (ISBN 1-86009-001-x). Das Buch kostete in Deutschland damals 39,80 DM. Das Heft ist ganz in blau gehalten. Auf der Vorderseite prangt in goldenen Lettern der Titel. Das 124-seitige Buch hat ungefähres DIN A4 Format (da das amerikanische Äquivalent ja leicht von der deutschen Norm abweicht).
Geschrieben haben an diesem Buch folgende Leute:
- Grant Boucher (Rüstungen)
- Tony Christensen und Jon Pickens (Ausrüstung der Reittiere, andere Ausrüstungsteile)
- John Terra (Waffen)
- Scott Davies (Bekleidung)
Die Illustrationen im Buch sind von vielen Künstlern, von denen hier nur Keith Parkinson erwähnt werden soll, um den Rahmen nicht zu sprengen.
Da es sich beim AEG um eine Ansammlung von ,Dingen' handelt, will ich nur kurz den Inhalt der Kapitel wiedergeben.
1. Kapitel: Rüstungen
Essentiell für jede Ruinenerkundung, jeden Gang ins Hafenviertel und jeden Besuch in der Taverne um die Ecke, ist ein angemessener Körperschutz. Doch welche Rüstung bietet welche Vorteile? Wie stark schützt sie mich? Wie sieht es mit der verbleibenden Beweglichkeit aus?
All diese Fragen werden im ersten Kapitel geklärt. Die 16 vorgestellten Rüstungen (vom Waffenrock, über den Harnisch bishin zum Drow-Kettenhemd) werden auf je einer Doppelseite in Wort und Bild dargestellt. Das jeweilige Artwork ist passig, die dazugehörigen Texte präzise. Zu den Rüstungen gesellen sich am Ende des Abschnitts noch allerlei Helme und Schilde, die fast alle eine eigene Beschreibung bekommen.
2. Kapitel: Ausrüstung für Reittiere
Der Körper des Abenteurers ist ja nun schon weitgehend versorgt. Doch wie steht's mit seinem alten Zossen? Gibt es denn auch für Pferde, Esel oder gar Greifen passende Rüstungen? Ja, gibt es, und genau diese werden im zweiten Kapitel vorgestellt. Zwar nicht so ausführlich wie die Rüstungen der Reiter, doch immer noch genau genug, um die neuen Regeln ins laufende Spiel übernehmen zu können.
3. Kapitel: Waffen
Gut gepanzert sein heißt jedoch noch lange nicht, alle Schlachten siegreich gestalten zu können. Uns fehlen die Werkzeuge, um anderen weh zu tun, Waffen halt
Dieses Kapitel ist das best recherchierte des ganzen Supplements. Eine ungeheure Menge von Waffen werden in Wort und (meist auch) Bild dargestellt. Angefangen von den sperrigen, doch effektiven Stangenwaffen, über allerlei Dolche und Messer (jaaaa, auch welche zum Kartoffelschälen...) bishin zu Schwertern, Äxten, Bolas und einer Vielzahl von Fernkampfwaffen ist alles vertreten, was in einer Fantasywelt als Waffe vorstellbar ist. Am Ende des Kapitels folgt eine Auflistung sämtlicher spielrelevanter Werte für die einzelnen Waffen. Die erläuternden Texte sind recht gut geschrieben, das Artwork weiß meistens zu überzeugen. Tolles Kapitel!
4. Kapitel: Ausrüstung für Abenteurer
So, ans Leder kann uns nun wahrlich keiner mehr! Doch wie steht es mit der Befüllung unseres Rucksackes? Was brauchen wir alles so, um den Hort des üblen Magiers ausräuchern zu können? Da wird es wohl mit ein paar Fackeln, einer alten Schlafrolle und ein paar Heilkräutern nicht getan sein...
Dieser Abschnitt des Buches erläutert eine Vielzahl von Gegenständen, die Abenteurer gebrauchen könnten. Angefangen bei Waffenschwärze, über Fußangeln, Steigeisen oder Flaschenzügen bis hin zu Leitern, Zelten oder Wurfankern werden hier viele nützliche Gegenstände vorgestellt. Doch leider nicht genug...dieses Kapitel hätte wirklich länger sein dürfen! Aber dafür gibt es ja Aurora's Whole Realms Catalouge, den ich demnächst hier besprechen werde....
5. Kapitel: Kleidung
Natürlich kann man nicht seinen Lebtag lang in der versifften Lederrüstung herumlaufen. Man braucht auch normale Kleidung, die im letzten Kapitel vorgestellt wird. Eine große Menge verschiedenster, an das europäische Mittelalter angelehnter Kleidungsstücke sind hier zu finden. Von Schuhen, Hosen und Blusen über Mützen, Westen und Mieder wird nichts Wichtiges ausgelassen.
Den allerletzten Teil des Buches machen, wie so oft, allerlei Tabellen aus.
Das Fazit:
Das AEG ist für mich als alter AD&D Spieler und Master unverzichtbar geworden. Alle spielrelevanten Werte sind übersichtlich herauszusuchen und endlich in einem Band gebündelt. Die vorgestellten Gegenstände und Kleidungsstücke sind alle sehr atmosphärisch, so dass man sie schön ins Spiel einbauen kann, um dem Ganzen ein wenig mehr Farbe zu verleihen.
Leider kommen die alltäglichen Gegenstände viel zu kurz, so dass man notgedrungen noch andere Quellen bemühen muss. Doch Alles in Allem ist das Arms and Equipment Guide gut gelungen, und hat sich seine vier Sterne redlich verdient!
Stay heavy and play on!
[Malle (Manuel Liebe)]
Eine Rezension von: Manuel 'Malle' Liebe https://greifenklaue.wordpress.com/