mtr_4.gif

PRÄLUDIUM
                    

Here we are. Born to be kings.

We’re the princes of the universe.

Here we belong. Fighting to survive.

In a world with the darkest powers.

[Queen, Princes of the Universe]

Ah, herzlich Willkommen. Danke daß Sie gekommen sind, obwohl ich Sie über den Grund etwas im Unklaren gelassen habe. Setzen Sie sich bitte und bedienen Sie sich an den Getränken, falls Sie Durst bekommen. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Eigentlich ist es keine richtige Geschichte, sondern eher eine Erzählung über die Vergangenheit... meine Vergangenheit. Ich bitte Sie meiner Erzählung bis zum Ende zuzuhören, obwohl sie an einigen Stellen für Ihre Ohren unwirklich klingen wird, ja geradezu absurd. Diese Zettel hier in meinen Händen enthalten einige Informationen und Notizen, die ich mir gemacht habe, damit ich Ihnen meine Geschichte möglichst komplett erzähle und Sie im Anschluß etwas Schriftliches besitzen. Ich habe mir vorgenommen möglichst weit in der Vergangenheit zu beginnen und auf die Ereignisse der jüngsten Gegenwart erst zum Schluß einzugehen.

Die Ursprünge

Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wird in der Bibel der Garten Eden erwähnt, in dem die ersten Menschen zusammen mit den Pflanzen und Tieren in Frieden gelebt haben, bis sie durch den tragischen Sündenfall daraus verbannt wurden. Was jedoch kaum jemand weiß, weil es auch nicht in den heiligen Schriften erwähnt wird ist, daß es schon vor dem menschlichen Sündenfall sehr viele andere Wesen gab, die nicht lange den Frieden unter Seiner Obhut genießen durften. Er schuf nach den Tieren - aber noch vor dem Menschen - andere Wesen. Diese weigerten sich, dem Menschen Untertan zu sein und widersetzten sich damit Seinem Wort. Der Schöpfer sah seine besonderen Schützlinge, die Menschen, in ihrer Existenz durch die Konkurrenz der Untiere bedroht und entschied sich dafür, die weniger in Seiner Gunst stehenden Wesen, zu verbannen.

Die Origo

Man muß sich diese mystischen Wesen wie eine Mischung aus Tier und Mensch vorstellen, denn sie trugen Merkmale beider Spezies und verbanden sie zu einer eigenen, machtvollen Form. Anders als bei den Tieren konnten sich diese Wesen untereinander verständigen und sich trotz ihrer Unterschiede auch vermehren. Damit waren sie in der Lage, ihre Eigenschaften zu kombinieren und verändert weiterzugeben.

Die Vertriebenen waren genötigt sich an ein Leben in der rauhen Wildnis anzupassen, was den meisten auch glänzend gelang. Heute nennt man diese Wesen Origo, was soviel wie "die Ursprünglichen" bedeutet. Die Origo fügten sich ihren Fähigkeiten entsprechend in die verschiedenen Nischen ein, welche die Natur ihnen bot. Kam es anfangs noch zu vielen Auseinandersetzungen zwischen den Origo, so schlossen sich bald die meisten von ihnen zu Gruppen zusammen, um sich gemeinsam den Unbilden entgegenzustellen und Gefahren abzuwenden. Heute sind den Eingeweihten diese Gruppen als Maturos - die Jäger der Ebene, Acc'o'livis - die Herren der Lüfte, Silva - die Bewohner der Wälder und als Ceteren und Actuari - die Wesen des Wassers bekannt... oh, bitte entschuldigt, wenn ich Euch mit diesen Namen verwirre.
Bald entwickelte sich bei den Origo, ähnlich wie bei den Menschen eine Zivilisation und sie schufen sich Städte, die Patrias, und Orte der Zusammenkunft, der Feier und der Trauer. Sie nährten sich von den Gaben der Pflanzen und machten Jagd auf die Tiere in ihren Revieren.

Monster und Menschen

Menschen waren für die Origo nicht von großer Bedeutung und man suchte auch keinen Kontakt zu ihnen. Verirrte sich ein Mensch in die fern gelegenen Gebiete der Origo, so wurde er entweder verscheucht oder getötet. So entstanden wohl viele der heute bekannten Schauergeschichten über Ungeheuer.

Während die Origo sich selbst auferlegt hatten, ihre Zahl begrenzt zu halten, um das Gleichgewicht ihrer Umwelt nicht zu stören, vermehrten sich die Menschen ohne Maß. Die Gebiete der Origo wurden immer öfter von Menschen durchschritten und es kam dadurch immer öfter zu blutigen Auseinandersetzungen. Einige der Ungeheuer entwickelten langsam Gefallen daran, Menschen zu jagen und auch zu erlegen. Die Furcht der gejagten Menschen gab ihnen gewaltige Kräfte, die ihnen vorher verschlossen geblieben waren. Manche begannen sogar damit, sich ausschließlich von Menschenfleisch zu ernähren, was die Atavus, die Ältesten und Weisesten, jedoch aus Furcht vor IHM nicht billigten.
Sie begannen damit Unbelehrbare auszugrenzen und schufen feste Gesetze, um die neue Situation zu bewältigen. Die Atavus erkannten jedoch, daß es unmöglich war, ihren Anhängern die neu entdeckten Kräfte wieder ganz zu entziehen und so gestatteten sie auch weiterhin die Jagd auf Menschen - jedoch unter der Bedingung, daß es keine unnötigen Toten mehr geben durfte. Für die Origo war das annehmbar und so sah man die immer geringer werdenden Entfernungen zu den menschlichen Siedlungen nicht mehr ganz so bestürzt - es schwang immer auch ein wenig Freude auf die Ausübung der neuen Kräfte mit - Kräfte geboren aus der menschlichen Angst.

Einigen Gelehrten gelang es, die Angst zu konservieren, um sie auch fern von den Menschen, in den Siedlungen der Origo, nutzen zu können. Sie forschten und fanden eine Art von Magie, die sich mit den in Quellen gesammelten Energien praktizieren ließ.

Die Vicanus - urbane Monster

Nun gibt es in jeder Gesellschaft einige Individuen, die es zum Unbekannten hinzieht - so auch bei den Origo. Waren es anfangs nur wenige und meist auch die verstoßenen Origo, die den Schritt wagten, gegen die Warnungen der Gelehrten anzugehen und direkt zwischen den Menschen zu leben, so wuchs mit dem Aufbau der konspirativen Strukturen im Schatten der Städte, auch die Zahl der Origo, die in die menschlichen Siedlungen abwanderten.

Die Ungeheuer der Stadt - sie nannten sich selbst Vicanus - hielten ihre Stätten, anfangs meist verlassene Gebäude, Bergwerke, Katakomben und sogar Hohlräume in Stadtmauern, vor den Menschen geheim und bevorzugten die Nacht, um in den Straßen nach Nahrung zu suchen und für Furcht zu sorgen. Als Nahrung akzeptierten sie häufig die Reste, welche die Menschen achtlos wegwarfen oder stahlen aus den Vorratskammern, was jedoch aufgrund der wachsenden Gegenwehr der Menschen immer mehr abnahm. Bald entstanden ähnliche Strukturen wie bei den Origo.

Die Gelehrten der urbanen Monster schwammen zu diesem Zeitpunkt geradezu in der Energie, welche die menschliche Furcht erzeugte und die giganischen Quellen nährte. Viele ausgefallene und gefährliche Experimente wurden zu dieser Zeit gemacht und die Macht der Vicanus wuchs.

Was Anfangs ein Ort für Ausgestoßene, Außenseiter und Abenteuerer aus den Reihen der Origo war, wurde zum erstrebenswerten Ziel aller Monster. Die Gelehrten der Origo sahen ihren Untergang in der schwindenden Menge und griffen erneut zu gewichtigen Maßnahmen. Man schottete sich ganz von den Vicanus ab und unterband so jeglichen Informationsaustausch. Die Origo, die diesem Entschluß zustimmten, blieben in den Patrias, fernab menschlicher Zivilisation. Alle anderen zogen in die Städte ab.

Von diesem Zeitpunkt an, entwickelten sich die Vicanus ohne den Einfluß der Origo weiter. Sie schufen ihre eigenen Lehrstätten, die sie nach menschlichem Vorbild Akademien nannten und wo Wißbegierige von den Ältesten, unterrichtet wurden. Durch den direkten Kontakt zum Menschen und seinen Einrichtungen bildeten sich verschiedene Gruppen aus, deren Interessen teilweise einander entgegenstreben. Diese Situation verschärfte sich durch die Verdammten, die Damno, mit denen sich schon die Origo rumschlagen mußten. Auch sie forderten ein Stück der "gelobten neuen Welt".

Die Damno

Die die Vicanus bald merkten, hatte das Leben in den Städten nicht nur Vorteile. Recht rasch zeigten die Ersten von Ihnen unsoziale Verhaltensformen, die nicht auf reine Aggressionen zurückzuführen waren, sondern - so bewiesen die Nachforschungen, an der teilweise zunehmenden Verseuchung der Nahrung lag, die manche Vicanus zu sich nahmen.
Die Gelehrten mußten handeln und verboten den Konsum von mit Giftstoffen verseuchter Nahrung und forschten nach Mitteln den Verseuchten zu helfen. Einige der Erkrankten zeigten jedoch schon starke Suchtmerkmale und viele schienen in ihren Fähigkeiten mutiert zu sein. Als die Gelehrten Wege fanden die Kranken zu heilen, jedoch Geheilte all ihre liebgewonnenen Fähigkeiten verloren, entschieden sich einige der Verseuchten zur Flucht und lebten mit den anderen Verdammten, um einer "Heilung" zu entgehen.

Wieder andere Vicanus gewöhnten sich zu sehr an den Menschen und bevorzugten seine Nähe bald mehr, als die der eigenen Artgenossen. Auch das sahen die Gelehrten zu Recht als unannehmbare Verhaltensänderung, zumal es die Geheimhaltung der eigenen Strukturen zusätzlich erschwerte.

Diese Vicanus waren jedoch die ersten, die es schafften sich in eine menschliche Form zu verwandeln und diese Fähigkeit auch perfektionierten, woraus heute viele der Monster einen großen Nutzen ziehen. Dennoch wurden auch die Bekennenden dieser Wesen zu Damno erklärt und mit Ausgrenzung und oft auch Verfolgung bestraft.

Die Strukturen in den Schatten

An der Spitze der Vicanus stehen die Atavus, die Ältesten und Weisesten, die schon zu Zeiten der Origo den größten Teil der Gesetze festlegten und auch deren Einhaltung beachten. Viele der Atavus sind schon sehr alt und manche behaupten sogar, persönlich aus Eden verbannt worden zu sein. Dem schenkt jedoch kaum jemand großen Glauben. Die Gelehrten der Vicanus, von denen schon des öfteren die Rede war, nennen sich Acroaten. Sie entstammen den Weisen der Origo und die Ältesten unter ihnen vereinen das Wissen und die Weisheit beider Gruppen.
Alles was bei den Menschen unter den Begriff "Handwerk" fällt, läßt sich am ehesten den Struxi zuordnen. Sie sind wahrlich begeisterte Konstrukteure der unglaublichsten Maschinen und fasziniert von menschlicher Technik.

Natürlich sehen nicht alle Vicanus den Sinn ihres Lebens in der Forschung. Der Großteil, die Arma, erledigen die anfallenden Arbeiten. Es existieren aber noch andere Gruppen neben den genannten Vicanus. Die Noctu sind die Kinder der Nacht. Seit Urzeiten dazu verdammt, erst nach Sonnenuntergang handeln zu können, wachen Sie über den Schlaf ihrer Brüder. Die Necodemo und Cerrdemen sind ein paar Vertreter, die nah am Rande der von den Atavus gesteckten Grenzen wandeln. Statt sinnvolle Dinge zu tun, ziehen sie marodierend durch die Straßen oder stellen irgendwelchen Unsinn an, der in den menschlichen Medien oft für Schlagzeilen sorgt.

Erwähnenswert erscheinen mir auch noch die Kinder der Peona, die von sich behaupten, gar keine richtigen Monster zu sein, sondern einem Zauber, Fluch oder etwas in dieser Art erlegen zu sein. Sie pendeln zwischen der Welt der Monster und der der Menschen hin und her und fühlen sich in beiden nicht ganz wohl. Es sind arme Kreaturen, die ihr Leben lang nach einer Erlösung suchen. Eine gänzlich neue Form, über die ich jedoch so gut wie nichts in Erfahrung bringen konnte, stellen die Cassus. Es sind Wesen die nur in ihrer digitalen Welt existieren, jedoch zu den von mir beschriebenen Wesen große Ähnlichkeiten aufweisen.

Ich bin mit meinen Ausführungen nun fast am Ende angelangt. Für Sie stellt sich natürlich nun die Frage, warum diese Geschichte meine Geschichte sein soll und warum ich sie Ihnen erzählt habe. Zuerst einmal merke ich, daß meinem Leben bald ein Ende gesetzt ist und ich will nicht diese Welt verlassen, ohne mein Wissen mit jemandem geteilt zu haben. Es mag sein, daß ich noch nicht so sehr alt aussehe, doch ich habe schon viele Jahre vergehen sehen. Sie werden es mir sicherlich nicht glauben wollen, doch ich selbst bin eines dieser Wesen, vielleicht eines der ältesten, die noch Leben. Ich selbst war dabei, als die ersten Wanderungen in die Städte einsetzten und ich war auch einer der ersten, der die menschliche Form annahm, um mehr von den Menschen zu erfahren und um zwischen ihnen zu Leben.

Doch auch wenn ich einen Teil meines Lebens unter den Menschen gelebt habe, ihre Lebensweise schätzengelernt und sogar eine menschliche Partnerin hatte, bin ich doch tief im Inneren meines Herzens ein Origo geblieben, der über die weiten Ebenen jagt. Wenn ich mir die Entwicklung der Vicanus ansehe, so erwarte ich von der Zukunft nicht allzuviel Gutes. Die Menschen müssen davon in Kenntnis gesetzt werden, daß die Zahl der Damno stetig zunimmt und sich Legionen von ihnen in den größten Städten zusammenrotten, um ihren Kampf gegen die Menschen aufzunehmen. Sie jagen einer Vision nach, die sie die "Wahre Welt" nennen und die für die Menschheit kaum eine wünschenswerte Zukunft darstellt. Ich möchte, daß Sie meine Aussagen durch Nachforschungen belegen und an die Öffentlichkeit bringen, um einen bereits entschiedenen Krieg zu verhindern, bevor er begonnen hat.

Ich werde Sie nun noch zur Tür geleiten. Bitte vergessen sie die Notizen nicht... Nein, ich werde mich nicht für sie in so etwas wie ein Monster verwandeln - ich habe das nun schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr getan und werde nicht in den letzten Tagen meines Lebens erneut Geschmack daran finden wollen.

Sie werden mit den Notizen genügend Anhaltspunkte haben, um meine Worte mit Wahrheit zu füllen.

Leben Sie wohl und tun Sie bitte, wie Ihnen gesagt wurde.

 

 

 

mtr_4.gif

DerDigest-Banner