Fantasy Spiele Fest
1999-11
Fantasy Spiel Fest Rothenburg ob der Tauber '99 |
Wenn es in den letzten 6 Monaten ein heißes Thema für die deutsche Rollenspielszene gab, so war es sicher das Fantasy Spiel Fest von Amigo. Dabei trafen die verschiedensten Meinungen und Erwartungen aufeinander und so verwundert es denn auch keinen, wenn ebenfalls die Resonanzen und Echos nach dieser Mega-Convention allerorts unterschiedlich ausfallen.
Ich habe es in meiner Funktion als Hobby-Journalist, GFR'ler, Rollenspieler und Urlauber (genau in der Reihenfolge) tatsächlich trotz diverser anderer Verpflichtungen hinbekommen können, ebenfalls auf diesem Spektakel dabei zu sein - und freue mich nun sehr, Euch mit meinen Photos und ein paar passenden Worten, an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen. Folgt mir auf eine (hoffentlich) interessante Tour durch Rothenburg und Amigos FSF.
Das Schicksal wollte es, daß ich meinen Weg erst am Samstag morgen antrat, denn als neugieriger Mensch, hätte ich eigentlich bereits am Freitag anreisen müssen. Bereits um 3:30 Uhr (ich weiß - eine fiese Zeit) sattelte ich meine Pferdchen und galoppierte nach Duisburg, wo ich umsattelte und (in charmanter Begleitung) erst weiter gen Osten und dann nur noch südlich reiste.
Dem heiligen Raffinius und seinem heiligen Spritus zum Dank, erreichten wir unser Ziel Rothenburg bereits kurz nach 9:00 Uhr und machten in einem netten Gasthaus am Rande des Ortes Rast. Ein etwa 10 Minuten langer Marsch führte uns - durch inzwischen bereits unangenehm stechende Sonnenstrahlen - durch eines der vielen Tore in der Altstadtmauer. Bereits vor der Mauer schweifte unser Blick über diese stolze Stadt - aber erst als wir durch die Mauer schritten, fühlten wir uns - von den Gebäuden her - wirklich wie in eine andere Zeit versetzt. | |
| Hinter dem eher unscheinbaren Eingangstor verbarg sich ein weitläufiger Innenhof mit Wiesen, Bäumen - und auch einer Schar von anderen Rollenspielern. Neugierig bahnten wir unseren Weg zur Mitte des Geschehens, wo unser Blick dann auch sofort auf einen Kampf fiel, der durch Waffenscheppern die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ebenso wie all die anderen Schaulustigen, erfreute ich mich an dem aufwendigen Treiben, in dem Gaukler der Gruppe Equites eine Posse zum besten gaben und dabei auch nicht vor dem Einsatz echter Waffen, Nebel und Akrobatik zurückschreckten. Später sollte ich feststellen, daß auch noch eine zweite Gruppe von Waffenbrüdern und Saufnasen ganz in der Nähe gastierte und die Gaffer durch schnelle aber wohldosierte Schläge auf die Mitstreiter bei Laune hielt. Wahrlich berauschend, war dieser noch des öfteren erklingende Gesang von streitendem Stahl. |
Da das Zauberwort Pressekonferenz eine gar hypnotische Wirkung für mich besitzt, konnte mich alsbald auch nichts mehr halten und ich eilte mit meinen Begleiterinnen zu einem fast vergessenen Termin. Wie zu erwarten, war die Diskussion bereits voll im Gange und so nahm ich auch ‚par Terre' platz. Vor mir thronten (an einem langen Tisch) ein paar 'Größen' aus dem Filmgeschäft und - was mir im nachhinein wichtiger erscheint auch einer der Urpappis des Rollenspiels Gary Gygax, der immerhin wesentlich mit an der Erfindung des ersten Rollenspiels Dungeons & Dragons beteiligt war. Ok, ok man wird mich lynchen, wenn ich parallel John de Lancie erwähne, der durch seine (gute) Rolle als 'Q' bei Star Trek - The next generation seine Sporen verdient hat. Unter ferner liefen - oder 'Waren auch noch da' könnte ich noch eine Reihe von Schauspielern (z.B. aus Star Wars) erwähnen, aber ich spare es mir. | |
von 'Die Teufel der See' | Viel interessanter als die Pressekonferenz (viel Geplapper) war die Reichsstadthalle selbst. Hier wimmelte es nur so von kleinen Ständen, an denen Verlage, Autoren, Vereine und Händler ihre Waren und Informationen feilboten. Für mich sollte das im Laufe der nächsten 36 Stunden noch eine Menge interessante Unterhaltungen und neue Erfahrungen bedeuten, denn ich traf viele alte Bekannte, Freunde und Gleichgesinnte. Ein kleiner Rundgang gefällig ? Nun gut. Wir beschreiten das linke Ende der Halle, wo uns bereits ein gigantischer roter Drache erwartet, der den Amigo-Stand ziert (siehe Artikelanfang). An diesem Stand konnte man u.a. von einigen (AD&D) Künstlern und Autoren Autogramme erhalten und Drucke erwerben. |
Das Fandom lies sich durch einige wenige Stände vertreten. Sicherlich viel zu klein (da war noch so viel freier Raum in der Halle !) war der Fanzine-Stand ausgefallen. Mit seinen etwas über zwei Metern Breite, fiel der Stand kaum auf, noch bot er ausreichend Raum zur Präsentation der Fanzines. Aber interessant konnte es allemal sein, wenn man das Gespräch mit den Hobby-Machern suchte, denn immerhin hatte man so überhaupt einen Anlaufpunkt. Etwas großzügiger und immerhin mit zwei Tischen und einer Theke ausgestattet, präsentierte sich die Gilde der Fantasy Rollenspieler. Der alt eingesessene Verein, der Hauptsächlich in NRW aktiv ist, bot - neben Informationen - für GFR'ler einen Ort der Ruhe und des Spielens.
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| Wohl auch von der Schar der StarWars-Schauspieler angelockt, präsentierten sich die Mitglieder der Star Wars Fandom Alliance. Im Umfeld von Rothenburg und einer Vielzahl Gewandeter, fühlten sich die Liverollenspieler vom Ring der Abenteurer sichtlich wohl. Die letzte Gruppe von Standbesitzern bildeten die Händler, die sich aus den Reihen der Liverollenspiel- und Rollenspiel-Läden formierte. Hier konnte man sich - bei sehr guter Auswahl - allerlei Schnäppchen sichern, wenn auch das anschließende Tragen der erbeuteten Güter (bei ca. 30 Grad Celsius) schon eine Tortour sein konnte. Eine kleine Attraktion, war sicherlich die Netzwerkrunde eines Ladens, an der immerhin 8 leistungsstarke Systeme angeschlossen waren. |
Hier konnte man Alien vs Predator oder Mechwarrior 3 spielen, was eine Menge Spaß brachte und von vielen genutzt wurde. Nun gut. Nach einem ersten Ausdauermarsch durch die Halle, mit allerhand Hallo's und guter steigender Laune (nach durchgemachter Nacht von FR auf SA) überkam unsere kleine Gruppe langsam aber sicher der Hunger. Dem Nahrungsangebot in der Halle, wollten wir uns nicht hingeben und verbanden unsere Neugier auf Rothenburgs Altstadt mit dem Hungerinstinkt.
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| VIPs, Spektakel, Altstadt, Verlage, Händler ... habe ich da nicht noch irgend etwas entscheidendes vergessen ? Oh, ja ! Natürlich gab es auf dem FSF auch allerlei Rollenspielrunden, Turniere und Workshops. Das immerhin 66 A4-Seiten starke Programmheft lieferte ja schon knapp 12 Seiten Kurzbeschreibungen. Die Zahl der Runden war in der Tat gigantisch und der Reiz an einer Autoren-Rollenspielrunde teilzunehmen groß. Die erst seit recht kurzem in Deutschland aufgezogene (Amigo-) Vereinigung RPGA, lockte allein schon zahlreiche AD&D'ler in ihren Bann. Aber auch andere zogen mit. So hatte sich 'Madame Midgard' (Elsa Franke) ursprünglich mit immerhin 40 Midgard-Runden am Angebot beteiligen wollen, was natürlich etwas übertrieben war. Aber man kann es ja mal versuchen ... Einmal davon abgesehen, daß ich eigentlich keinen Moment Langeweile hatte, konnte ich mich nicht so recht dafür entscheiden, mich den offiziell angebotenen Spielrunden anzuschließen. Irgendwie widerspricht es meinem Grundprinzip für das Rollenspiel selbst zu zahlen (einmal abgesehen von SL-Bestechungsversuchen mit Cola oder Chips). |
Insgesamt bot sich übrigens der Kauf des roten VIP-Bandes (13.-DM) an. Hiermit konnte man an diversen Veranstaltungen (nicht Rollenspielrunden!) kostenlos oder verbilligt teilnehmen und hatte auch bei einigen Rothenburger Sehenswürdigkeiten günstigeren Zutritt.
Alles zusammenfassend, kann ich persönlich die Freier Eintritt/VIP-Band/Spielgebühr-Methode jedoch nur als Kommerz-Flop bezeichnen. Ich hoffe, daß sich solche Zahlungsmethoden nicht auch anderswo durchsetzen. Wenn es Nacht wird in Rothenburg | offensichtlich im Blutrausch :-) |
| Kein anderer als Oliver Hoffmann (der dt. 'Mr.Vampire') übernahm die Einweisung in die LARP-Regeln und stellte auch die Hauptakteure ins rechte Mondlicht. Es mag eine grobe Schätzung sein, aber etwa 30 Leute nahmen an diesem düsteren Ereignis teil. Ein sicherlich unerwarteter Mitspieler bei dieser 'Runde' war John de Lancie, der sich spontan zum Mitmachen entschied. Leider habe ich keinen blassen Schimmer, worum es diese Nacht ging - aber wenn jemand anderes darüber mehr weiß - ich baue es gerne hier ein.
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Nach zwei Bieren und einem gemütlichen Rundgang durch das nächtliche Rothenburg, sehnte man sich nur noch nach dem Inhalt eines Wortes: "Bett"
Nach einem formidablen Frühstück, wollten wir die Zeltstadt der Liverollenspieler aufsuchen (was wir eigentlich schon am Vorabend machen wollten, aber nicht gefunden hatten - keine Ausschilderung, keine vernünftigen Pläne!). Am Sonntag morgen konnte man nur noch erahnen, was hier in der letzten Nacht abgegangen sein muß Halleluja ! Da haben wir scheinbar echt was verpaßt. Schade drum ! Nun gut, also besser nicht noch was verpassen: Also zurück zur Halle. Auch der Sonntag war wieder gut mit interessanten Gesprächen gefüllt. | |
(Mitentwickler von D&D) Interessant mag für den einen oder anderen vielleicht noch sein, daß man die Teilnahme an einer Spielrunde unter der Leitung von Gary gewinnen oder (für einen guten Zweck) ersteigern konnte. Für richtige Fans eine tolle Sache. Insgesamt war Gary für mich eines der persönlichen Highlights, weil der Mann trotz des Starrummels und Geldverdienens noch immer eines ist: Ein echter Rollenspieler mit Herz und Verstand. |
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| Neben weiteren Signierstunden im Freien (unter den schattigen Bäumen des Innenhofs), waren mir auch die Sehnwürdigkeiten Rothenburgs eine willkommene Abwechselung. Zusammen mit meinen Mitreisenden besuchte ich den eindrucksvollen Rothenburger Dom und das Kriminalmuseum. Gerade für letzteres sollte man sich als Rollenspieler ruhig etwas mehr Zeit einplanen, denn der Ideenreichtum, mit dem unsere Vorfahren vermeintliches Recht und Gesetz von Staat und Kirche durchsetzten, zeugt von einer grausamen Phantasie, die bei der FSK das Prädikat "ab 18 Jahren" bekommen würde. Traurig, daß vor allem die katholische Kirche hier mit ihrer Inquisition die wesentlichen Trends vorgab. |
Kurz gesagt: man konnte sich an Innenstachel bewehrter Metallkleidung, Richtschwerten, Prangern, Schraubstöcken und Streckbänken vorbeibewegen und auf entsprechenden Informationstafeln die wichtigsten Zusammenfassungen nachlesen. Lohnenswert. Tja, damit soll mein Besuch des Rothenburger FSF auch schon beschrieben sein. Sicherlich gab es noch eine Menge Eindrücke, die man in der 'Kürze' gar nicht beschreiben kann. Für mich stellte vor allem das Treffen mit guten Bekannten den wesentlichen Reiz dieser Convention dar, denn das Publikum war wirklich sehr attraktiv gemischt. | |
Dogio the Witch |