AD&D: Die Teufel der See
1999-07
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Scheinbar hat es sich Amigo zur Aufgabe gemacht¸ dem deutschen Rollenspielmarkt mal zu zeigen was 'ne Harke ist. Die älteren TSR-Produkte - und dabei vor allem die deutsche Produktpalette - hatten zwei markante Merkmale: exzellent in Inhalt und Aufmachung¸ aber auch sehr kostspielig.
Die Zeiten haben sich gewandelt. TSR wurde von Wizards of the Coast geschluckt und Produktion und Vertrieb der deutschen AD&D-Neuauflage ging an Amigo. Anfangs sorgte Amigo bei den AD&D-Stammspielern für viel Kopfzerbrechen¸ z.B. durch die Umstellung auf Boxen und den Wegfall vieler farbiger Gemälde.
Das sorgenvolle Grübeln wurde aber spätestens bei Erscheinen der ersten Quellenbücher zerstreut - allesamt Hardcover (ehemals teils als Softcover) und dazu noch günstiger als die alte Auflage. Wenn in den letzten Wochen noch jemand grübelte¸ dann wohl nur noch: 'WARUM machen die das ?'
Die jüngste Veröffentlichung aus dem Hause Amigo hat es wieder geschafft¸ mir Kopfzerbrechen zu bereiten - trotz der Vorbereitung durch die letzten 'Hammer'¸ erzeugte der vorliegende Band: Die Teufel der See bei mir spontanes Kopfschütteln¸ hektisches Blättern und mein Kopf füllte sich mit der Frage: 'WIE schaffen die das ?' « i » Um Euch nicht unwissend zu lassen: Der neue Band glänzt durch seinen akzeptablen Hardcover-Preis von 35.-DM mit 98 großzügig gelayouteten Seiten und - der Hammer - davon sind 76 Seiten farbig und es gibt ein knapp DIN-A1 großes Bonus-Farbposter ! Aber ich werde versuchen meine unverblümte Begeisterung ein wenig in den Griff zu bekommen (was mir Angesicht der teils wunderschönen Farbillustrationen nicht gerade leicht fällt) und werde stattdessen lieber ein wenig vom Inhalt berichten. |
Inhalte
Der vorliegende Quellenband behandelt in seiner Gesamtheit ein Volk der Meere: die Sahuagin - oft auch Meeresteufel genannt.
Die Sahuagin sind eigentlich kein Volk¸ das man gerne als Nachbarn haben möchte: sie ähneln echsenartigen Humanoiden¸ die sämtliche Anpassungen an ein Leben unter Wasser aufweisen: Kiemen¸ Schwimmhäute¸ geschuppte Haut¸ ein Haifischgebiß und krallenbewehrte Extensionen.
Wer jetzt schon - anhand der Körperwaffen - auf eine weniger friedliche Rasse schließt¸ liegt vollkommen richtig. Die Sahuagin sind wohl der abscheulichste Alptraum auf zwei Beinen¸ der einem Seemann begegnen kann. Hier paaren sich tief verwurzelter Haß gegen alle fremden Wesen mit brodelnden Aggressionen - und vor allem den Mitteln diese Gefühle wirksam umzusetzen. Selbst vor Kannibalismus schrecken Sahuagin übrigens nicht zurück - im Gegenteil wird das Gesetz der natürlichen Auslese nocch gefördert.
Barbaren ?
Wer jedoch nun ein submarines Barbarenvolk erwartet¸ daß durch ständige Selbstverstümmelung und interne Streitigkeiten seine Gefährlichkeit verloren hat¸ der unterliegt einem ggf. tödlichen Irrtum: die Sahuagin leben in einem strengen Rangsystem¸ das zwar vom Hang zur Selbständigkeit und tödlichen Rangkämpfen gegen unfähige Vorgesetzte geprägt ist¸ in dem ansonsten jedoch jeder seine feste Stellung hat¸ diese akzeptiert und seine Aufgaben gewissenhaft - immer zum Wohl der Gruppe - ausführt.
Für den Außenstehenden (Nicht-Sahuagin) wird sich wegen des unermeßlichen Hasses wohl nie eine Möglichkeit ergeben¸ die hoch entwickelte Unterwasser-Zivilisation der Meeresteufel real zu erleben - es sei denn wehrlos und auf dem Weg zur Speisekammer.
Original Postergröße ca. DIN-A1
Wer sich durch die prachtvollen und größtenteils farbig verzierten Seiten des Bandes liest¸ der taucht zwangsläufig in diese monströse - aber zugleich auch faszinierende Welt der Sahuagin ein. Man folgt dabei den Aufzeichnungen einiger Forscher¸ die ihr Wissen in Form von Berichten¸ Briefen und Illustrationen preisgeben. Das dargebotene Wissen endet aber glücklicherweise nicht an den Hürden der Rassenunterschiede - viele Informationen stammen auch direkt von den Sahuagin oder von Wesen¸ die zwangsläufig in Kontakt mit ihnen treten.
Durch ihr drachenähnliches Aussehen und die bedrohlichen Körperwaffen¸ sind Sahuagin in jedem Fall ein erschreckender Anblick. Einen guten Eindruck von der Anatomie erhält man durch die mit Nummern versehene Vorder- und Rückansicht eines Kriegers. Der Begleittext geht ausführlich auf die Besonderheiten ein und bezieht dabei auch die Beobachtungen von Augenzeugen mit ein.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit den Lebenszyklen¸ psychischen und weniger offensichtlichen physischen Merkmalen (z.B. Sinnesorgane¸ Kommunikation oder Hai-Empathie¸ Schwächen und Ängste)¸ den Malenti (eine Form der Mutation)¸ der Herkunft der Sahuagin¸ ihren mehr oder weniger geduldeten 'Meeres-Nachbarn' (z.B. Meerelfen oder Haie). Interessant erscheint mir auch die Tatsache¸ das es auch Lykantrophen (z.B. Haiwere) unter den Sahuagin gibt.
Sahuagin sind übrigens Amphibien¸ die sich jedoch nur recht kurz - und dann auch nur mit Abzügen - auf dem Land bewegen können.
Spieler-Monster
Ausgiebig wird auch über das Verhaltensmuster und die Sozialstruktur der Sahuagin referiert. Wenn man all die Informationen aufnimmt¸ bekommt man eher das Gefühl¸ hier mit einer typischen Spielerrasse bekannt gemacht zu werden¸ als mit einem Monstertypus. Natürlich wurde bei den Meerteufeln dem Kampfverhalten eine stattliche Menge Platz zu Verfügung gestellt¸ was vor allem auch die Rangkämpfe einschließt.
Die Beschreibung einer typischen Sahuagin-Siedlung verstärkt noch den Eindruck es hier mit einer Spielerrasse zu tun zu haben. Anhand einer schönen Karte der Siedlung in Vogelperspektive¸ kann man den Aufbau analysieren und auch einiges über die Lebensgewohnheiten¸ Verteidigungsmechanismen¸ Technologie und Architektur einer solchen Ansiedlung erfahren. Natürlich wäre es ein Frevel¸ hier zuviel Einzelheiten zu verraten¸ denn dieser Band ist wahrlich ein wunderschön aufbereiteter Fundus an Ideen für submarine Abenteuer.
Magie
Sahuagin besitzen generell eine große Abneigung gegenüber Magiern. Ähnlich wie viele Elfen betrachten Sahuagin Zauberei als etwas Widernatürliches¸ was jedoch für die eigenen übernatürlichen Fertigkeiten nicht gilt. Eine sehr machtvolle Ausnahme bilden übrigens die Sahuagin-Priesterinnen¸ deren Hohepriesterin im Rang direkt unter dem König steht. Interessant sind die Abwandlungen¸ die einiger Zauber erfahren haben¸ um sie an den Einsatz unter Wasser anzupassen.
Das letzte Kapitel gibt ein paar Hinweise für Abenteuer unter Wasser und liefert die Beschreibung zweier besonders garstiger Meeresbewohner¸ die den Lebensraum mit den Sahuagin teilen.
Fazit:
« i » Bei Die Teufel der See handelt es sich um ein erstklassiges Quellenbuch¸ daß ein zugleich abstoßendes (monströses)¸ aber auch faszinierendes Unterwasservolk vorstellt.
Die Umsetzung ist dabei - gerade auch durch den Einsatz von Farbseiten und großzügigem Layout - sehr stimmungsvoll gelungen. Zwar wurden einige Farbseiten nur dazu genutzt¸ Textstellen farbig zu unterlegen¸ aber an sehr vielen Stellen trifft man auf wunderschöne farbige Gemälde. Daneben findet man auch allerhand erstklassige Strichzeichnungen - insgesamt ein sehr gelungener Auftritt. Wäre nicht die Länge von knapp 100 Seiten¸ so würde man - animiert durch die Qualität der Texte und Grafiken - den Band am liebsten in einem Stück und danach gleich nochmal konsumieren. Ich kann nur hoffen¸ daß Amigo auch in Zukunft weiter Neuauflagen in dieser Qualität produzieren kann.
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Das Buch ist dabei größtenteils allgemein gehalten¸ so daß das hier gesammelte Material wirklich recht universell einsetzbar ist. Zwar sind die wenigen Tabellen und Angaben (z.B. Zauber) natürlich auf das AD&D-System abgestimmt - lassen sich aber sicherlich leicht adaptieren. Tolles Material zu einem tollen Preis. Für mich ein klarer MD-Top.
Dogio the Witch |