Wie Wolfsbetten zu seinem Namen kam
1999-07
Wie Wolfsbetten zu seinem Namen kam
Das kleine Dorf Wolfsbetten liegt mitten in einem waldigen Hügelland. Noch heute treiben dort die Wölfe ihr Unwesen und viele schauerliche Geschichten erzählen von ihren Untaten.
Vieles in der Gegend verdankt seinen Namen den Wölfen oder dem ständigen Kampf der Menschen gegen eben diese¸ so auch Wolfsbetten. Vor langen Jahren¸ als die Menschen die Grauen Hügel gerade erst betraten¸ lebte ein Jäger namens Willfried mit seiner Familie an der Stelle an welcher heute Wolfsbetten liegt.
Eines Tages nun ging Willfried¸ wie üblich¸ auf die Jagd. Doch an diesem Tag hatte er kein Glück¸ nicht ein Tier konnte er aufspüren. Da die Vorräte daheim knapp waren blieb er länger als gewöhnlich weg¸ und als der Mond sein bleiches Antlitz am Himmel sehen lie߸ mußte er einsehen daß er sich verirrt hatte.
Da er sich in der Dunkelheit nicht getraute seinen Weg nach Hause zu finden¸ suchte er sich eine geschützte Stelle im Wald an der er übernachtete. Erschöpft von seiner erfolglosen Jagd fiel er in tiefen Schlummer.
In der Nacht träumte er von seinem geliebten Weibe. In seinem Traum sah er¸ wie sie Blut vom Boden aufwischte. Doch so sehr sie auch wischte¸ sie konnte den Boden nicht reinigen¸ denn aus ihrem Hals floß immer neues Blut auf den Boden.
Er erwachte am nächsten Morgen zeitig und brach sofort auf. Im Licht der Sonne fand er schnell den rechten Weg und eilte sorgenerfüllt nach Hause.
Als er endlich bei seinem Heim ankam fand er nur seine kleine Tochter die auf dem Boden spielte.Sie erzählte ihm¸ daß sich die Mutter am Abend um ihn sorgte und deshalb ein Opfer an die Waldgeister bringen und für seine sichere Heimkehr beten wollte.
Eine tiefe Angst erfüllte sein Herz und er machte sich sofort auf den Weg zur alten Trauerweide. Dort angekommen fand er sein geliebtes Weib am Boden liegend vor¸ mit einer großen Wunde am Hals und vollkommen zerfleischt. Um ihren Leichnam sah er die Spuren von drei Wölfen. Voller Trauer begrub er sie¸ doch an ihrem Grab schwur er:"Nicht eher will ich rasten noch ruhen als ich nicht diese schändliche Tat gerächt. So wie ich dich¸ mein Weib¸ hier zur ewigen Ruhe lege¸ so will ich auch die Wölfe in ihr Grab betten!"
Als nun später Siedler an diesem Ort ein Dorf gründeten erinnerten sie sich dieses Ausspruches und nannten ihr Dorf "Wolfsbetten". Was aus dem Jäger wurde ist unbekannt¸ doch es heißt daß noch heute manchmal ein Mann mit altertümlichen Trachten im Wald gesehen wird¸ der offensichtlich auf der Jagd ist.
Man sagt daß es die Seele des Jägers sei¸ die in ihrem Grab keine Ruhe finden kann¸ da es ihm zu Lebzeiten nicht gelang alle drei Wölfe zu töten.
Es wird erzählt¸ daß die Waldfrau¸ erbost über den Frevel an ihrem Heiligtum und gerührt über den Schwur des Jägers¸ dessen Bogen und Pfeile verzauberte damit er den Frevel und seine Frau rächen könne. Der Jäger aber verlor seine Pfeile und starb als er sie suchte. Es heißt nun¸ daß; er nur erlöst werden könne¸ wenn jemand seine Pfeile fände und mit seinem Bogen den dritten der Wölfe¸ der in Wirklichkeit ein verwandelter Dämon sei¸ tötete.
Bis aber jemand dies zustandebringt müsse die Seele des Jägers rastlos durch den Wald irren.
- Ende dieses Märchens -