Candranor
1999-07
Candranor
Dies ist ein aus der Midgard-Mailingliste gefilterter Text zum geplanten Valian/Küstenstaaten-Quellenband. Leide habe ich beim verschachteln mit den Autorennamen geschlampt, so daß diese sich nur vereint noch am Ende des Textes wiederfinden. Ich bitte dies Verständnisvoll zu übersehen.
In der Hoffnung, daß dem einen oder anderen die folgenden Texte etwas vermitteln können... Viel Spaß !
Dogio
- Bei Candranor handelt es sich um die ehemalige Hauptstadt des Seemeister-Reichs. Candranor ist eine 'ganz normale' Großstadt, und die die größte auf Midgard (nach Steffis Entwurf 1.200.000 Einwohner). Die meisten Einwohner bekommen die finstere Vorgeschichte bzw. ihre Auswirkungen auf die Jetztzeit gar nicht mit. Sie ist in jeder Hinsicht eine Ausnahme, die man auch vertreten kann.
- Tut mir leid, aber meiner Meinung nach ist das deutlich mehr als es im Mittelalter in irgendeiner Großstadt gab. Für mich ist das Mittelalter nämlich immer eine gewisse Grundlage für die Midgard-Welt gewesen.
- Ich denke, Midgard geht von der Steinzeit (Feuerinseln, Inseln unter dem Westwind) bis zur Renaissance. Eben nicht nur Mittelalter.
Nicht alle Kulturen auf Midgard haben einen eindeutig mittelalterlichen Bezug. Bei Candranor IST die Stadt praktisch Valian, obschon es noch einige andere größere Städte im Inselreich gibt (was ja im übrigen relativ klein auf der Karte anmutet, wenn man sich aber den Maßstab anguckt, sieht es schon wieder etwas anders aus).
Candranor ist GROSS. Es ist auch die einzige Stadt dieser Größe auf Midgard. (Ob das so durch's Lektorat geht, werden wir sehen.) Candranor ist in jeder Hinsicht eine Ausnahme, die man auch vertreten kann. Immerhin handelt es sich um die ehemalige Hauptstadt des Seemeister-Reichs.
- Rom hat ganz schoen lange mit 1 Mio Einwohnern existiert...
Außerdem gibt's dafür Magie. Insofern zieht der Vergleich mit dem Mittelalter nicht, da gerade das Valianische Imperium sehr magielastig war.
- Auch meiner Ansicht nach kann Magie kein derartig bedeutender Wirtschaftsfaktor sein, vor allem, wenn sie von allen Seiten eingesetzt wird! Die "heute" mögliche Magie ist viel zu aufwendig, um damit ein riesiges Volk zu versorgen.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das VI sich nicht unbedingt in erster Linie von Getreide ernährt. Soja (usw.) ist allerdings auch auf "unrealistische" Kulturformen angewiesen, wenn es solche Menschenmengen ernähren soll.
- Nun ja, wenn man die Staus extrapoliert, die es hier in Berlin so gibt (und die verkehrspolitische Unvernunft der Regierung in die Ueberlegungen einbezieht), dann braucht man in 10 Jahren ebenfalls zwei Tage um Berlin zu durchqueren. BTW, in Rom soll auch ein ziemliches Verkehrschaos geherrscht haben. Wenn ich mich recht an den Lateinunterricht erinnere, waren Fuhrwerke nur nachts erlaubt. Allerdings gab es keine STrassenbeleuchtung...
- Die Angaben im Eschar-Band sind nur realistisch. Bedenke, dass das Mittelalter nur im barbarischen Europa finster war. In der arabischen Welt bluehte Kultur und Wissenschaft. Die groesste Stadt der mittelalterlichen europaeisch-arabischen Welt war zwar Konstantinopel (weiss jemand, wieviele Einwohner?), aber die naechsten Staedte auf der Rangliste waren alles arabische Staedte. Christliche Metropolen waren in arabischen Augen eher Doerfer...
Nein, das hat schon - wenn Du unbedingt einen historischen Bezug haben möchtest - seine Berechtigung. Vorbilder waren hier ein "Mischmasch" aus Karthago und dem alten Rom - Städte die im Falle Roms durchaus Millionen-Größe hatten (Rom etwas mehr als 'ne Million, Karthago so zwischen 500.000 - 700.000 Einwohner). Diese Städte waren eben sehr gewaltig! Auch valianische Imperialisten, vertreten durch den "Zirkel der Schwerter" (Laran-Anhänger), werden sich sicherlich im Quellenbuch wiedererkennen können, "leider" werden sie durch den "Zirkel des Friedens" (Nothuns-Anhänger) ein wenig gebändigt ...
- Rom: War damals ein Dorf. Rom wurde eigentlich erst Ende des 19. Jh. wieder zur Stadt. Vorher war es wohl wenig mehr als Papstsitz... London, Paris: wahrscheinlich auch eher Doerfer, jedenfalls aus "zivilisierter" Sicht... Madrid: Ich weiss gar nicht, ob es das damals schon gab, und wenn ja, welche Bedeutung es hatte. Bedeutende (und wohl auch sehr grosse) spanische Staedte duerften eher Sevilla, Cordoba, Granada, Toledo... gewesen sein. Frag also lieber nach Staedten in Spanien, Nordafrika, Kleinasien und im Nahen Osten...
Also, im 14 Jahrhundert schwankte z.B. das einflußreiche Florenz zwischen 70.000 Einwohnern (nach großer Pestepidemie) und 130.000 Einwohnern. Nach größer waren Städte wie Mailand oder Neapel, wenn ich micht jetzt ohne nachzuschauen nicht irre ... Rom hingegen war verhältnismäßig klein (12.000 - 20.000 Einwohner); angeblich weideten mitten in der Stadt Schafe und Ziegen.
Vereinfacht kann gesagt werden, daß für Valian Karthago und das alte Rom, allerdings auf einer kulturellen Stufe, die etwa dem Italien der Renaissance entspricht, Pate stand, für die KüSta hingegen Spanien/Italien/Frankreich zur Zeit der frühen Renaissance (zweite Hälfte des 14 Jahrhunderts). Entpsrechende Großstädte gab es also; Candranor mit seinen 1,2 Millionen ist dabei natürlich die absolute Ausnahme. Glaub mir aber, daß wir uns bei der inneren Logik hinsichtlich der Einwohner- und Städtezahlen etwas gedacht haben und uns nicht von einem Gigantismus geleitet gefühlt sahen, um die Städteangaben im Rawindra bzw- KanThaiPan-Quellenbuch zu toppen. Steffi als Koordinatorin des Quellenbuches hat im übrigen aus meinen etwa 1 Millionen Einwohner für Candranor noch 1,2 Millionen gemacht - was ich immer noch aufgrund der zu Grunde liegenden Beschreibung für Valian für vertretbar halte.
So wartets noch ein bißchen ab - bis das Quellenbuch nach 5jähriger (es kann immer noch mehr werden, die Braunschweiger Mühlen mahlen gründlich, aber langsam :-) Entwicklung endlich auf dem Markt sein wird ...
- Nein. Es gibt die alte Unterstadt, die aus Ruinen besteht. Darüber ist die neue Oberstadt gebaut worden, in der ein ganz normales und lebendiges Stadtleben abgeht.
- Ich fand es schon immer ausgesprochen witzig, dass scheinbar jeder Autor versucht, den anderen hinsichtlich Stadtgröße zu übertrumpfen.
- Übertragen auf eine reelle antike Welt vollkommen plausibel. Betrachtet man den Wettstreit zwischen Athen und Sparta, Rom und Karthago oder anderen Städten, ist diese auch amüsante Übertragung plausibel. Daß dabei realistische Hintergründe abhanden kommen, ist verständlich, da das auch den reellen Herrschern unterlief (Hungersnöte, Epidemien usw.). Ich glaube nicht, daß diese quasi formalen Fehler für das Rollenspiel wichtig sind. Im Gegenteil - ein Hungersnot in Candranor während eines Aufenthalts der SpF ist m. E. ein toller Hintergrund.
- Ich stimme Alexander zu, was die Stadtgröße angeht. Viele Städte Midgards erscheinen sehr groß.
- Auch ich teile die Meinung, daß manche Städte Midgards zu bombastisch geraten sind. Aber Midgard hat zwar gewisse historische Anlehnungen, ist aber - ach - nicht deto trotz eine Fantasywelt und daher manchmal better oder bigger than life - in meiner Gruppe sind z.B. derzeit vor allem die moravischen, geradezu kosmopolitisch anmutenden "Metropolen" Geltin und Warogast populär :-) Wenn dazu aber eine in sich schlüssige (auch fantasyhafte) Begründung geliefert wird, erscheint mir das immer noch gerechtfertigt. Dies muß auch den Historikern (hallo Alex, tagchen Jakob) genügen.
- Es sind die KüSta, die letztlich die Versorgungslage sichern (s. unten). Sowohl Valian wie auch die KüSta verfügen über ausreichende Transportmittel, um gerade das zu bewerkstelligen.
- Zum sagenhaften, eigentlich schon sprichwörtlichen Reichtum Candranors, der valianischen Handelsherren, des Seekönigs und insbesondere der Priesterschaft wird das Quellenbuch hinreichend Stellung nehmen *g* - und - wie bereits gesagt - auch "Valianische Imperialisten", sowie KüSta-Großkopferte werden nicht zu kurz kommen ...
- Ist das nicht ein grundlegendes Problem bei Midgard, wenn nicht bei allen Fantasywelten? Gewöhnlich liefern wir in den Quellenbüchern dazu doch einigermaßen glaubwürdige "Begründungen" ab, die das Schema "technische Neuerungen werden durch Magie ersetzt" oft sogar durchbrechen.
- Es stimmt schon, Valian ist "durch bestimmte Faktoren" begünstigt, manche Legenden sprechen von alter Seemeistermagie, andere raunen gar von direktem göttlichem Schutz. Endgültige (?) Antworten im Quellenbuch als Hintergrundinfos für den SL zu finden sein.
- Keine Sorge, die Versorgungslage Candranors wird erklärt/geklärt. Wir sind ein fünfköpfiger Autorenteam (und einige Mitarbeiter, Meinungsmacher aus dem üblichen Midgardteam) gewesen und haben uns gerade darüber, man kann das ruhig glauben, manchmal regelrecht die Köpfe heißgeredet bzw. die Finger wundgetippt; naja, wartet es halt ab, denn das Quellenbuch soll ja was besonderes werden - nicht zuletzt sind wir das ja der Fangemeinde schuldig, die bei Valian/Candranor den einen oder anderen Augenöffner erwartet. Nur so viel noch dazu: Valian ist zwar recht fruchtbar, die valianische Landwirtschaft ist hochentwickelt und arbeitet recht effektiv, allerdings reicht dies (bei weitem) nicht aus, um den Moloch Candranor zu versorgen (es gibt auch noch andere valianische Städte ...). Dazu bedient man sich der "Kornkammer" KüSta, die de jure immer noch Teil des Imperiums sind, de facto sich aber mal mehr mal weniger stark vom Imperium gelöst haben. Die KüSta erwirtschaften einen derart starken, landwirtschaftlichen Überschuß, so daß sie Valian und z.T. auch Eschar (Elhaddar) mit Getreide versorgen. Erste Anklänge dazu finden sich übrigens bereits in der Kurzbeschreibung zu den KüSta im Regelwerk (blaues Buch der 1. Box).
- Also die KüSta sind die Kornkammer Valians... mmh, da ahne ich ja wirklich düsteres, wenn ich an die Andeutungen in der der Seemeisterkampagne (Destabilisierung Eschars), die Vereinigung der Tamin im Monotheismus und an das allgemeine Gerede von einem Dschihad denke. Krieg in den Küstenstaaten und Eschar, Hungeraufstände in Candranor... Minangpahit, ich komme!
- Wenn nicht, würde ich, in guter alter midgardischer Tradition Vorbilder aus der irdischen Geschichte zu entlehnen, vorschlagen Byzanz / Konstantinopel / Istanbul zu nehmen. Hafenstadt, prächtig genug, alt genug, groß genug, berühmt genug, daß sich jeder leicht aus einem historischen Atlas einen Stadtplan kopieren kann.
Am besten wäre jedoch wohl das "echte" Vorbild Karthago (Qart Hadasht) geeignet, wozu es allerdings kaum noch Pläne gibt. (Siehe auch: Hannibal, der Roman Karthagos, von Gisbert Haefs) Genau das ist eben das Problem an Karthago. Deshalb der Vorschlag Byzanz.
Der Kriegshafen von Karthago ist klasse, keine Frage. Ich hatte im Kopf ihn für ein Abenteur meiner Spiel nach Candranor zu versetzen.
- Ich möchte mal eine Lanze brechen für ein großes Candranor: Sicher, das Val. Imp. ist weit jenseits seiner ursprünglichen Macht. Dennoch ist Valian immer noch DAS kulturelle und -vor allem - auch magische Zentrum. Gerade Magier dürften aus ganz Midgard anreisen, um in den Bibliotheken nach vergangenen Zeiten und vergessenem Wissen zu forschen. In ihrem Gefolge befinden sich Gelehrte: Geographen, Historiker vor allen Dingen, die sicher nirgendwo mehr Werke über die verschiedensten Kulturen Midgards finden, als in der Hauptstadt des Reiches, das einst fast ganz Midgard beherrschte (reisende Hobbits lassen wir mal außen vor...!). Desweiteren befinden sich die Wurzeln der valianischen Religion in Candranor, was zumindest zu einem regen Pilgerverkehr zwischen Valian und den Küstenstaaten führt - und ich bin sicher, der Schiffsverkehr bezieht sich nicht nur auf Pilger. Waren aus Eschar, dem Ikenga Becken, Urruti usw. dürften auf ihrem Weg durch Lamaran über die Küstenstaaten in Candranor das vorläufige Ende ihrer Reise finden, wo sie dann - für viel viel Orobor -an Händler aus ganz Midgard verkauft werden. Es darf auch nicht vergessen werden, daß der valianische Seekönig -vergangene Macht hin oder her - immer noch über eine der schlagkräftigsten Seestreitkräfte verfügen dürfte (schon deshalb, um herumstreunende Aeglier von der Insel fernzuhalten, denn Candranor ist so oder so abhängig von sicheren Seewegen). Damit ist Candranor nicht nur religiöses und wirtschaftliches Zentrum, sondern ein nicht zu unterschätzender politischer Faktor im Meer der fünf Winde. Botschafter aller Nationen, die dieses Meer befahren, dürften sich in Candranor tummeln, und sicher werden dort manchmal mehr Abkommen, die Alba betreffen, geschlossen, als am albischen Königshof selbst. Zu guter letzt gibt es dann garantiert noch den einen oder anderen Touristen, der schon immer mal einen echten Gladiatorenkampf sehen wollte, oder die äußerst beeindruckenden Turniere und Paraden der Larankirche, die gewaltigen Bauten aus der Seemeisterzeit.... Ich denke, es kommt nicht so sehr darauf an, wieviel Nahrung das Umland bringt, als vielmehr darauf, wieviel Geld man hat, um sich anderweitig zu versorgen.
- Im Prinzip teile ich Deine Anmerkungen zur möglichen Bewohnerzahl Candranors und seiner Attraktivität für verschiedene Personengruppen. (Allerdings, das dürften extrem wenig Menschen sein. Wer kann es sich schon leisten zu Reisen?)
Ganz und gar nicht teile ich Deine Vorstellungen davon, daß es schlicht reicht Geld zu haben, um sich die Sachen, die man braucht zu kaufen - jedenfalls nicht in Dimensionen der täglichen Ernährung Hunderttausender von Menschen! Meine Vorstellungen der midgardischen Ökonomie sind nicht die einer (Früh-) kapitalistischen Geldwirtschaft. Gerade Lebensmittel, kann man nur dann kaufen, wenn die Ernte gut war, wenn man mit dem entsprechenden Machthabern der Region gut Freund ist, wenn es keine religiösem Hindernisse gibt... Geld kann man eben nicht essen und Essen nicht einfach irgendwo anders kaufen, wenn die üblichen Quellen versiegen.
Wenn die KüSta die quasi autonome Kornkammer Valians sind, ist deren Machtpotential gegenüber dem Valianischen Imperium jedenfalls ziemlich groß. Nebenbei bemerkt, wäre es ganz nett ‘mal zu schauen, wieviel Menschen eine Region analog zu den Küstenstaaten historisch ernähren konnte und daraus zu schließen, wie oft es wohl in Candranor zu Hungersnöten kommt.
- Oh je, oh je - ich erinnere mich hier noch ein wenig mit Grauen an Berechnungen eines Autors (Akribie+19, hallo René :-)), der alles, aber auch wirklich alles bezogen auf Einwohner, Preise, Fläche in km^2, Wegstrecken, Reisezeiten etc. mit mittelalterlichen Quellen verglichen und durchgerechnet hat (Frührenaissance). Unsere Zahlen dürften daher halbwegs "historisch" valide sein - hoffe ich doch. Zumindest sind die dichtbevölkerten KüSta mit ihren etwa 8 Millionen Einwohnern (incl. Moro) landwirtschaftlich in der Lage, sich selbst, Valian und Teile Eschars zu "verköstigen".
Latürlich ist die Versorgungsschraube schon ein Machtfaktor, zum Glück für Valian sind DIE KüSta aber kein einheitliches Staatengebilde, sondern in viele Herrschaftsgebiete, Stadtstaaten (wir wollen das Duganate nennen), Ordensdomänen (jawohl, auch ein bißchen was für die Freunde potentieller Kreuzzüge) fraktioniert - nebenbei bemerkt, nichtzuletzt aufgrund der listigen valianischen Außenpolitik ... Man kann es vielleicht so sehen: Valian hat einen Fuß in der Tür der KüSta, umgekehrt ist's halt genauso - alles befindet sich (scheinbar) in einem wohl ausgeklügeltem System der Ballance. Nur einige wenige Schwärmer träumen von den "Vereinigten KüSta", welches dann das "wahre" Erbe im Imperium antreten und es rundheraus erneueren werden. In Valian gibt es hingegen Phantasten, die davon träumen, die KüSta wieder zu RICHTIGEN Provinzen zu machen und nebenbei den Rest Midgards gleich mit "Feuer und Schwert" - bei Laran - zu bekehren. Aber, dabei handelt es sich natürlich nur um unbedeutende Fanatiker, oder etwa nicht ...
Und im übrigen: selbstredend droht der Kalif von Mokattam IMMER mit einem Hl. Krieg, wenn er scharidische Interessen (was immer das auch sein mag) bedroht sieht, ähem. Im Zweifel sind die "Hexer" von der Nebelinsel sowieso an allem schuld *g*
So, genug werbegetrommelt.