Die Ortschaft Klagefurt
1999-02
Die Ortschaft Klagefurt
Name: Klagefurt (an der Klage)
Status: Marktflecken¸ gehört zur Grafschaft Klagestein
Stadtherr: der Graf von Klagestein
wichtigstes Handelsgut: Äpfel¸ Apfelwein¸ Apfelsaft¸ Apfelschnaps
wichtigster Handelspartner: Zweebrüggen
berühmtes Wahrzeichen: ein Steinbogen¸ in dem in Bildern die Geschichte des Klagesteins¸ der Quelle der Klage¸ erzählt wird.
Einwohner: etwa 800
Der Flecken Klagefurt an der Klage liegt am nördlichen Ufer der Klage¸ am südlichen Ufer befindet sich nur der Hafen. Heute wird die Furt¸ welcher die Stadt den Namen verdankt nicht mehr benutzt¸ eine Steinbrücke verbindet die beiden Ufer.
Klagefurt ist der letzte mit Kähnen erreichbare Flecken an der Klage¸ stromaufwärts davon gibt es nur noch kleine Bauerndörfer und der Fluß wird zu seicht und wild um ihn zu befahren. Klagefurt erhält seine Einnahmen aus dem Brückenzoll (letzte Brücke vor der Quelle) und den Obst- und Obstalkoholikalieferungen an Zweebrüggen.
Die Klagefurter fordern seit vielen Jahren ihre Freiheit und die Stadtrechte¸ doch alle Versuche in diese Richtung wurden bis jetzt vom Grafen vereitelt.
Dieser hat gute Gründe¸ erhält er doch einen guten Teil seiner Einnahmen aus dem Flecken.
Die Geschichte des Klagesteins:
Ein junger Mann steht an der Klage¸ ein Wandergeselle¸ wie man an seiner Kleidung sehen kann. Schon eine Zeit lang sieht er in das Wasser. "Seltsam"¸ sagt er¸ mehr zu sich selbst¸ "daß dieser Fluß Klage heißt¸ wo er doch dieses trockene Land wässert."
"Nun"¸ hört er plötzlich eine Stimme hinter sich¸ "kennt ihr denn nicht die Geschichte der Klage?" Der Geselle dreht sich um und sieht den Sprecher an. "Nein¸ ich habe sie noch nie gehört." Er mustert dabei seinen Gegenüber genauer. Es ist eine ältere Frau¸ in der typischen Tracht. Sie fängt an zu sprechen: "Mir deucht¸ ich muß sie euch dann wohl erzählen. Also¸ hört zu." Und sie begann mit der Geschichte.
Vor langen Jahren litten die Bewohner der heutigen Grafschaft Klagestein unter einer starken Dürre. Schon normal gab es hier nicht viel Regen¸ doch in jenem Jahr war es besonders schlimm. Das Korn vertrocknete auf den Feldern und die Kühe gaben vor Durst keine Milch mehr. Viel Vieh kam vor Hunger und Durst um.
Dazu kam noch eine schreckliche Seuche¸ welche vielen der geschwächten Menschen das Leben kostete.
Ein Bauernsohn¸ Klaas aus Birkenfeld¸ verlor seinen Hof und seine Familie. Enttäuscht dachte er: "Die Priester und Magier konnten uns nicht helfen¸ nur unser Geld haben sie genommen¸ doch Wasser haben wir noch immer nicht. Ich will losziehen und sehen ob ich nicht die Steine mit unseren Leid zum weinen bringen kann."
Es blieb nicht lange bei dem Gedanken¸ noch am selben Tage machte er sich auf den Weg in die Berge. Er nahm nichts mit¸ außer etwas essen und trinken¸ kaum genug für zwei Tage und einem schweren Stecken als Wanderstab und Waffe.
So kam er die ersten beiden Tage gut voran¸ doch je länger seine Reise dauerte¸ umso erschöpfter wurde er. Scchließlich¸ am Abend des dritten Tages seiner Reise blieb er unter einem großen Stein erschöpft sitzen. Er dachte bei sich: "Das Gebirge ist noch weit und der Wasserschlauch leer¸ wenn du diesen Stein nicht erweichen kannst war deine Reise umsonst."
Er setzte sich bequem hin und erzählte dem Stein sein Leid und das Leid des Landes und seiner Bewohner. Schon während er erzählte konnte man ein leises Knirschen im Stein hören¸ doch als er geendet hatte brach der Stein in der Mitte auf und fröhlich strömte das Wasser aus ihm heraus. Doch mit dem Wasser kam noch etwas anderes¸ eine junge Nixe ließ sich plötzlich vor dem jungen Bauernsohn sehen und sprach ihn an: "Junger Klaas¸ um Wasser hast du gebeten und Wasser hast du erhalten. Doch es ist nur ein kleines Labsal für dieses verwunschene Land. Denn ein garstiger Zwerg hortet all das Wasser in den Bergen¸ wenn du das Land retten willst mußt du ihn besiegen und die gefangenen Wasser befreien. Willst du das tun?"
Der junge Bauernsohn stand verdattert da¸ der Liebreiz der Nixe benebelte seine Sinne. Noch bezaubert sagt er schließlich: "Ja¸ ich will es tun."
"Gut"¸ antwortete die Nixe¸ "doch sei gewarnt. Wenn du die Höhle erreichst werden dich kleine Wesen¸ mit roten Augen und verfilzten Haaren angreifen. Das sind die Helden die vor dir versuchten den Zwerg zu besiegen. Wenn du sie besiegst gelangst du in eine Höhle. Dort wirst du den Zwergen auf einem Thron sitzen sehen. Der Zwerg wird dich nach deinem Begehr fragen. Antworte ihm: "Ich möchte den wertvollsten deiner Schätze." Dann wird er dich in eine Kammer führen¸ die vom Boden bis zur Decke mit Silber gefüllt ist und dir anbieten¸ daß du nehmen kannst¸ was du willst. Doch du mußt antworten: "Wahrlich¸ diese Kammer ist voller Reichtum¸ doch ich begehre den wertvollsten eurer Schätze." Nun wird er dich zuerst in eine ebensolche Kammer mit Gold¸ dann in eine mit Juwelen führen¸ doch du mußt jedesmal dasselbe sagen.
Danach wird er dich in einer unscheinbare Kammer führen¸ in der ein schäbiger kleiner Wasserschlauch liegt. Verlange nur diesen. Und ich rate dir¸ höre auf meine Worte¸ denn sonst wird es die schlecht ergehen." Mit diesen Worten verschwand die Nixe.
Klaas dachte bei sich: "Nun¸ für heute bist du genug gereist¸ ruhe dich erst einmal aus¸ morgen ziehst du dann los." und legte sich schlafen.
Am nächsten Morgen wachte er durch sein Magenknurren auf. "Oh je"¸ dachte er¸ "wie soll ich den Zwerg nur mit leeren Magen besiegen? Ich komme ja nicht einmal zu seiner Wohnung."
Doch die Nixe hatte an ihn gedacht¸ auf einem Stein war ein fertiges Mahl vorbereitet¸ und daneben war genügend Proviant für eine lange Reise.
Nachdem er seinen Hunger und Durst gestillt und den Proviant eingepackt hatte machte er sich auf den Weg. Er wanderte munter in den Tag hinein¸ frohgemut¸ daß er den Zwerg schon fände. Er wanderte viele Tage¸ bis er schließlich ein Gebirge erreichte. Da er nicht wußte wo lang¸ folgte er einem Pfad¸ der weiter in die Berge führte.
Schließlich kam er zu einer Höhle. Kaum betrat er sie¸ wurde er von einigen ausgezehrten Gestalten angegriffen¸ deren Augen rot leuchteten und deren Haar verfilzt war. Doch mühelos schlug er sie alle nieder. Weiter folgte er dem Pfad in die Höhle.
In der Höhle war es gar prächtig ausgestattet. An den Wänden waren lauter Wasserspiele¸ von glitzernden Edelsteinen gingen seltsame Lichter aus¸ der Fußboden war ganz von weißen Marmor. In der Mitte der Höhle stand ein großer Thron¸ ganz aus Gold gefertigt.
Auf ihm saß eine kleine Gestalt¸ ganz in Gewänder aus teuren Stoffen und Pelzen gehüllt und auf dem Kopf trug sie eine goldene Krone.
"Ahh¸ ich habe Besuch"¸ sprach der Zwerg¸ denn um niemand anders handelte es sich¸ "was wünscht du von mir?"
Wie ihm aufgetragen antwortete er: "Ich möchte den wertvollsten eurer Schätze."
"Nun. dann komm." Der Zwerg führte ihn in eine Kammer¸ die war so groß wie eine Scheune und über und über mit Silber gefüllt. "Nimm dir soviel du tragen kannst¸ denn nur wenigen gelingt es zu mir zu kommen."
Doch Klaas antwortet: "Wahrlich¸ diese Kammer ist voller Reichtum¸ doch ich begehre den wertvollsten eurer Schätze."
Da sah der Zwerg erstaunt¸ nickte aber und führte ihn in eine weitere Kammer¸ die war doppelt so groß wie die erst und über und über mit Gold gefüllt. Wieder bot der Zwerg ihm an¸ mitzunehmen soviel er tragen könne¸ doch wieder sagte Klaas den ihm von der Nixe gegebenen Satz.
Da führte der Zwerg ihn in eine dritte Kammer¸ die war doppelt so groß wie die erste und die zweite zusammen und sprach: "Nimm soviel du willst¸ und wenn du nichts mehr hast¸ kehre wieder." Und wieder lehnte Klaas ab.
Da endlich führte ihn der Zwerg in eine kleine Kammer¸ kein Schmuck war ihn ihr¸ sondern nur ein kleiner Wasserschlauch¸ der zudem halb leer zu sein schien.
"Das ist mein letzter Schatz¸ junger Mensch¸ doch ist es nur ein alter¸ zerrissener Wasserschlauch. Willst du nicht doch lieber von den Geschmeiden nehmen?"
"Nein"¸ sagte Klaas¸ "ich will nur diesen Wasserschlauch."
Der Zwerg war sehr erbost darüber¸ aber seine Miene blieb freundlich. "Nun¸ du mußt sehr dumm sein wenn du die größten Schätze dieser Welt für einen einfachen Wasserschlauch aufgibst¸ aber sei es so. Doch du mußt müde sein¸ mache doch Rast bei mir¸ i߸ trink und schlafe bis morgen. Dann ist der Heimweg gleich viel angenehmer."
Klaas war verwundert über die Einladung¸ nahm sie aber dankend an. Es war ein wirklich reichhaltiges Mahl das der Zwerg auftragen lie߸ doch jener aß selber nichts.
Das machte Klaas stutzig¸ er beschloß nur so zu tun als ob er äße und tränke. Und es gelang ihm¸ ohne daß der Zwerg etwas davon merkte. Danach tat er¸ als sei er ungeheuer müde. Der Zwerg führte ihn in eine wunderbar eingerichtete Kammer¸ mit einem weichen Bett.
Klaas legte sich sofort hinein und tat¸ als ob er schliefe¸ legte sich aber den Stecken unter die Decke.
Der Zwerg aber¸ der ihm ein Schlafmittel ins Essen getan hatte¸ schlich sich des Nachts heran um den Eindringling zu töten und seinen Wasserschlauch zurückzuholen.
Doch gerade als er im Begriff war zuzustechen fuhr Klaas hoch¸ nahm seinen Stecken und schlug damit auf den Zwerg ein.
"So also behandelst du deine Gäste¸ mordest und raubst sie¸ wie?"¸ schrie er und prügelte solange auf den Zwerg ein¸ bis dieser tot war.
Und mit dem Tod des Zwerges erlosch auch der Zauber der Höhle¸ wo eben noch ein weiches Bett war lag nun nur noch ein Haufen Steine¸ aus den Schätzen waren Kiesel und Blätter geworden.
Erschreckt nahm Klaas den Wassersack und rannte aus der Höhle¸ und kaum hatte er sie verlassen brach sie hinter ihm zusammen.
Glücklich dieser Gefahr entronnen zu sein machte er sich auf den Weg zur Nixe¸ und nach wenigen Tagen erreichte er ihren Stein.
Doch oh weh¸ das Wasser floß kaum noch¸ und die Nixe war verschwunden. Klaas rief sie¸ doch sie antwortete nicht. Da hörte er neben sich ein Stimmchen: "Lange Beine¸ lange Arm'¸ doch der Verstand ist furchtbar lahm. Setze doch dein Köpfchen ein¸ bald wird sie dann bei dir sein." Erstaunt sah er sich um¸ doch nirgends war ein Wesen zu sehen. "Siehst mich nicht? Ich sitze hier! Auf dem Stein¸ gleich neben dir."
Da endlich erkannte er das kleine Wesen auf dem Stein¸ es war kaum größer als eine Elle¸ trug bunte Kleidung und eine blaue Zipfelmütze.
Wieder fing es an zu sprechen: "Ein Wasserwichtel bin ich¸ Namen ich sag nicht. Du bringst das Wasser aus den Bergen¸ sollst ein großer Held 'für werden. Doch nun flugs¸ und eile schnell¸ gieße den Fluß gleich in den Quell'."
Noch etwas verwundert sah Klaas das Wesen an. "Aber ich habe keinen Fluß bei mir"¸ antwortete er. Das Wesen schien über soviel Dummheit entsetzt: "Menschenwesen¸ törichtes! Was denkst du¸ in dem Schlauche ist? Silber vielleicht¸ Juwelen gar? Es ist der Flu߸ du großer Narr!"
"Nun¸ wenn das so ist..." Klaas nahm den Beutel¸ öffnete ihn und warf ihn in das Loch im Stein. Doch kaum war dieser drinnen¸ strömte das Wasser mit aller Kraft heraus.
Aber wer nicht kam¸ war die Nixe. "Gräm' dich nicht¸ junger Geselle¸ geh nun fort von dieser Stelle. Komm' in zwanzig Jahr zurück¸ denn dann findest du dein Glück." Mit diesen Worten zog der Wichtel seine Mütze¸ verneigte sich kurz und verschwand.
Traurig ging Klaas von dannen. Bis zum Abend hatte er keine Menschenseele getroffen und legte sich erschöpft unter einem großen Baum zur Ruh. Als er am Morgen erwachte dachte er bei sich: "Du hast nichts mehr¸ geh in die Stadt und sieh¸ ob du dort Arbeit findest."¸ und so machte er sich auf den Weg nach Zweebrüggen.
Doch es begab sich daß sich zu jener Zeit gerade der Kaiser in der Stadt aufhielt. Er war sehr erstaunt über den neuen Flu߸ und befahl einem seiner Ritter den Fluß hinaufzureiten und die Quelle und den Namen zu suchen.
Wie er so den Fluß entlangritt war er sehr erstaunt¸ denn er traf keine Menschenseele. Verwundert blickte er in den Fluß. "Wo soviel Wasser und so guter Boden ist"¸ sprach er¸ "da müssen doch auch Menschen wohnen. Jemand muß mir doch seinen Namen nennen."
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen¸ da erschien vor ihm ein kleiner Wichtel¸ mit bunter Kleidung und blauer Zipfelmütze¸ doch gerade eine Elle hoch. Dieses Wesen sprach den Ritter an: "Den Namen "Klage" trägt der Flu߸ weil ihn befreite man aus Verdruß. Reitet weiter noch zwei Tage¸ einen Manne triffst du dann¸ den frage." Kaum hatte das Männchen diese Worte gesprochen war es auch schon wieder verschwunden.
Erstaunt setzte der Ritter seinen Weg fort.
Und tatsächlich¸ zur Mittagszeit des zweiten Tages sah er eine einsame Gestalt am Fluß entlangwandern. Er ritt auf sie zu¸ hielt sein Pferd kurz vor ihr und sprach den Mann an: "Seid gegrüßt¸ Wanderer¸ ich bin auf der Suche nach dem Namen des Flußes und dem Grund seines plötzlichen Erscheinens. Man sagte¸ ihr könntet mir darüber berichten."
Klaas¸ denn um niemand anderes antwortete ihm: "Da habt ihr recht¸ ich kenne die Geschichte. Setzt euch¸ eßt gemeinsam mit mir zu Mittag¸ dann werde ich euch die Geschichte erzählen." Und so erzählte er die Geschichte¸ gerade so¸ wie ich sie euch heute erzählt habe¸ schloß die Frau die Geschichte.
"Und was ist dann aus ihm geworden?"¸ fragt der Geselle verwundert. Die Frau antwortet: "Nun¸ der Kaiser ernannte ihn zum ersten Grafen von Klagestein und gab ihm die Grafschaft Klagestein zum Lehen. Er heiratete nie¸ und zwanzig Jahre später ist er dann verschwunden¸ niemand weiß wohin. Es heißt aber¸ daß er zu der Nixe vom Klagestein zurückgekehrt ist und nun mit ihr über die Quelle wacht."