E. 02/99
1999-02
Ich staunte nicht schlecht¸ als mir Anfang Februar ein Päckchen mit drei E.-Ausgaben ins Haus flatterte¸ denn seit der September-Ausgabe 09/98 hatte ich leider erst einmal nichts mehr von dessen Redaktion gehört.
Um so mehr war ich erfreut¸ daß sich anscheinend beim E. qualitativ einiges getan hat. Bei den neueren Ausgaben wurden einige Schwächen ausgebügelt und so nutze ich denn auch die Gelegenheit meine Meinung erneut zu äußern. Der Einfachheit halber verbinde ich alle drei Ausgaben zu einer Rezension¸ was aber der Aufmerksamkeit zu jeder einzelnen keinen Abbruch tun sollte. Mir ist allerdings aufgefallen¸ daß die drei letzten Ausgaben sich qualitativ sehr ähnlich sind¸ was eine getrennte Betrachtung überflüssig macht.
Wie der geneigte MD-Leser bereits wissen sollte ist der E. ein monatlich erscheinendes Magazin für Rollenspieler und außerdem das "Vereinsblatt" des Rollenspielvereins ADRV. e.V. Von dieser Tatsache merkt man allerdings beim Lesen des E. kaum etwas. Anders als zum Beispiel bei dem Duo Wingeflüster/GFR trifft der Leser nicht auf Informationen¸ die nur für Vereinsmitglieder von Interesse sind. Man bekommt ein wenig den Eindruck¸ daß es beim ADRV. e.V. gar kein Vereinsleben abseits des Internets und E.s gibt !?
Das Cover des E. macht erst einmal keinen allzu attraktiven Eindruck¸ die am Computer colorierten Strichzeichnungen sind zu plakativ und besitzen kaum Tiefe. Hier - und auch im Innenteil des E. - merkt man die fehlende Unterstützung durch gute Hobby-Grafiker¸ die teilweise in anderen Fanzines zum Einsatz kommen. Ich möchte das jedoch auch gleich relativieren¸ denn ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer und langwierig es ist¸ motivierte und begabte Künstler zu finden und dann für die eigene Sache zu begeistern. Der Konsument ist halt von Natur her erstmal faul :-) Hinzu kommt der enge monatliche Zeitrahmen¸ denn immerhin gilt es 12 Ausgabe pro Jahr zu illustrieren. Die Redaktion rettet sich echt geschickt aus dieser Not¸ indem man viele (sehr gute) Illustrationen aus den Rezensionsexemplaren einbaut. Hinzu kommt die allenorts vorhandene Werbung¸ die natürlich auch mit Bildern aufwartet. So wird es vielen Lesern gar nicht auffallen¸ daß gar keine "hauseigenen" - oder wenn doch (feste Rubriken) - immer wieder die gleichen Bilder verwendet werden. Allein der immer vorhandene Comic und die brauchbaren Karten in den Abenteuern strafen meine Worte Lügen.
Die E. nimmt ihe Aufgabe als Neuigkeiten-Bote sehr ernst und braucht sich bzgl. ihrer Rubriken News (fast immer mit Foto)¸ Rezensionen (Test! - Spielmaterial¸ eine ausführliche Rollenspielvorstellung (Systemübersicht) und Bücher: Von Vorne bis Hinten) nicht hinter anderen (langsameren) Magazinen zu verstecken. Die drei Rubriken nehmen immer etwa ein Drittel des Magazins in Anspruch.
Bereits bei der letzten getesteten Ausgabe des E. hatte ich mich darüber aufgeregt¸ daß die Rezensenten teilweise nur mit Abkürzungen (einige mit @-SPAMSCHUTZ-E.-EMail) vertreten sind. Um ganz ehrlich zu sein: Ich finde einen Rezensenten¸ der es nicht wagt seinen Namen zu offenbaren und unter seine Empfehlung zu schreiben¸ nicht vertrauenswürdig. Ihr ?<
Trotz allem sind die Rezensionen durchaus lesenswert - teilweise witzig - und geben einem dem Leser einen guten Eindruck vom Produkt.
Wie schon erwähnt¸ werden die gut gelayouteten Rezensionen durch viele extrahierte Illustrationen begleitet¸ die aus den Rezies einen Augenfang machen.
Eine tolle Sache im E. sind die Themen des Monats¸ die das Magazin abseits der Serien mit Leben füllen. Hier finden sich auch meist die Titelthemen wieder¸ die mit der Titelillustration verdeutlicht werden.
Die Ausgabe 12/98 beschäftigt sich beispielsweise mit Sparen im Rollenspiel (eine Art Verbrauchertip)¸ Rollenspieler auf Cons (Typus: Der Tolle Typ¸ hier wäre es besser viele als einen Artikel zu bringen um Vergleiche zu ermöglichen)¸ Die Macht der Artefakte (Gedankenanstoß für SL) und In den Klauen der Leser (Ergebnis der Umfrage).
Ausgabe 01/99 bringt Zum alten Eisen (Kritik an immer neuen Rsp-Versionen)¸ Welten erschaffen (Gedankenanstoß für SL) und Neulich beim Rollenspiel: Holztür (witzig)
In Ausgabe 02/99 gibt es Warum nicht mal normal (wendet sich an die Spieler¸ mal keinen Außenseiter oder Superhelden zu spielen)¸ 2000 Verrückte gefunden (KOOP) und Fantastische Wesen (nette Sammlung und Anregung)
Aber der E. hat nicht nur diese Einzelartikel¸ sondern füllt sich auch durch in jedem Magazin erscheinende Serien.
Die Knitter-Kwestion (saublöder Name !?) bringt jeden Monat eine neue Art von Rätsel. Die jeweilige Aufgaben für die Spieler wird ausführlich umschrieben¸ begründet und wird meist auch mit einem kleinen Ausschnitt aus einer Rollenspielrunde begleitet. Insgesamt eine lesenswerte Rubrik¸ die von www.helden.de gestaltet wird.
Eine sicherlich umstrittene Rubrik Stylo's Haßecke fiel mir schon letztes Mal aus und ich rang mich zu dem Kommentar "Ziemlich wirre Worte - und die sollen auch noch eine Fortsetzung in den nächsten Ausgaben finden ?!" durch. Dieser Meinung bin ich immer noch und dami anscheinend nicht allein¸ denn die Leserumfrage hat dieser Rubrik ebenfalls eine deutliche Absage erteilt. Da sich aber anscheinend doch jeder Leser diese Zeilen reinzwingt und es sogar ein paar Befürworter der Rubrik (bestochen ?) gibt¸ bleibt sie im Heft.
Sicher einer der Highlights jedes E.s ist der Comic Die Weltenretter. Man begleitet einen blinden Dieb¸ einen pazifistischer Krieger¸ einen unfähigen Magier und einn schwuler Priester auf ihren Abenteuern. Technisch sicherlich nicht das Nonplusultra aber ansonsten einfach klasse ! Solte man sich dringend antun.
Nicht ganz so regelmäßig erscheint Gnorkl's Gimmicks. Hier finden sich solche diskussionswürdigen Artefakte wie der Sonnenbündler (Laser-Schüssel)¸ Schild der Lyra (zwischen Haß und Liebe) und Mhidah-Helm (Zeiger der nächsten Schritte).
Last but not least¸ bringt der E. jeden Monat ein Kurzabenteuer ins Haus. Zweimal handelte es sich bei den voliegenden Ausgaben dabei um DSA¸ einmal um Shadowrun (2/99). Das verwundert sicherlich keinen¸ wenn man bedenkt¸ daß die Abenteuer aus Leserhand stammen und genannte Systeme sicherlich in Deutschland sehr verbreitet sind.
In der Regel sind diese Abenteuer etwa 7 Seiten lang. Eine Ausnahme bildet das Abenteuer im E. 01/99¸ wo mit ganzen 22 Seiten der dreifache Raum belegt wird (nebenbei auch das am besten illustrierte Abenteuer !). Qualitativ liegen die Abenteuer im guten Mittelfeld von dem was ich bereits gelesen habe. Natürlich steht und fällt das mit dem Können des wechselnden Autors.
Mein Fazit: Der E. ist eine tolle Sache für alle Rollenspieler¸ die gerne in kurzen Abständen über das Marktgeschehen im Rollenspielsektor informiert werden wollen. Die Informationen im E. sind für Leute abseits des Internet sicherlich der beste Überblick.
Der günstige Preis von je 2.-DM wird durch recht viel Werbung erreicht¸ deren Menge mit "unnormalen" 32% (jede 3. Seite) schon recht störend ist¸ weil überall als 1/4 bis ganze Seiten präsent (erinnert ein wenig an die nervigen unendlichen Werbepausen im privaten TV¸ wenn man seinen Lieblingsfilm sehen will). Der E. 02/99 zum Beispiel bringt auf 68 Seiten Magazin immerhin noch 22 Seiten Fremd- und Eigenwerbung. Dennoch bleiben noch 46 DIN-A5 Seiten Material für 2.- DM¸ was so schlecht nicht ist.
Die Qualität der Artikel hat meiner Meinung nach leicht zugenommen und auch das Layout wurde glatter. Was dem E. jedoch wirklich noch fehlt¸ ist ein guter Grafiker¸ der Bilder auch abseits vom PC Leben einhauchen kann und sich um das Titelbild und ein paar gute Illustrationen im Innenteil kümmert.
Insgesamt also ein ordentliches Magazin¸ daß preislich mit vergleichbaren Publikationen mithält¸ sie in Sachen Aktualität & Pünktlichkeit hoch schlägt aber bei der Qualität in Sachen Rollenspielartikel leicht zurückhängt.
Man kann den E. inzwischen mit ruhigem Gewissen empfehlen.
Dogio the Witch |