Die Schlacht um Utasgarth
1999-02
Die Schlacht um Utasgarth
Die varenischen Truppen haben in den vergangenen 20 Jahren¸ in denen der Krieg¸ der überall als der zweite Götterkrieg bezeichnet wird¸ tobt¸ schon fast den gesamten Kontinent besetzt. Nur die elbischen Gebiete¸ geschützt durch die Naturgewalten und uralte Magie¸ die Wüste von Yorelion¸ die Nordländer und die Stadt Utasgarth sind noch nicht vollkommen von der Finsternis verschlungen.
Doch die Elben werden von Angriffen durch ihre uralten Feinde¸ den Drachen der tiefen See¸ geschwächt¸ die Nordlande von den Kriegern Arktis'¸ der Göttin des Eises¸ überrannt.
Die Wüste Yorelion wird von den Katsin verteidigt¸ doch mit der Erschaffung der Sandrose sind auch sie von einem übermächtigen Feind bedroht.
Die Stadt Utasgarth wird seit fünf Jahren belagert¸ von einer Armee die ein vielfaches ihrer Einwohnerzahl beträgt. Seit fünf Jahren hat die Sonne nicht mehr über der Stadt geschienen. Nur ihr natürlicher Schutz und ihre günstige Lage haben sie bisher vor der Eroberung bewahrt. Doch langsam scheint sich das Schicksal gegen die Stadt zu wenden.
Die Belagerten haben beinahe all' ihre Hoffnung verloren¸ sie halten sich nur noch¸ weil sie fürchteten¸ daß sie bei einer Eroberung den Untoten überlassen werden.
Inmitten dieser Hoffnungslosigkeit sitzt ein junger Mann¸ seine Kleidung verschlissen¸ seine Waffen schartig. In seiner Hand hält er eine Leier¸ ein einfaches Instrument.
Nicht sonderlich verziert¸ aber sorgfältig gepflegt¸ so als wäre sie von unschätzbaren Wert.
In Gedanken verloren starrt er das Instrument an¸ denkt an die Hoffnungslosigkeit¸ denkt an seine verlorenen Träume¸ denkt daran¸ wie er in diese Stadt¸ wie er zu der Leier kam.
In seiner Erinnerung sieht er wieder ein brennendes Haus¸ nein mehrere brennende Häuser¸ ein brennendes Dorf. Sein Heimatdorf.
Er weiß nicht¸ warum die Wesen in das Dorf kamen¸ warum sie es zerstörten. Er kann sich nur noch daran erinnern¸ wie sie aussahen: Widerlich¸ wie Menschen¸ aber als ob sie auseinanderfallen.
Mit ihrem Kommen war die Sonne vom Himmel verschwunden. Sie töteten alles¸ jedes Lebewesen¸ das sie sahen. Die Bewohner wehrten sich¸ doch die Wesen starben nicht¸ sie schienen die Wunden gar nicht zu spüren.
Er sah sie aus seinem Versteck in der Scheune¸ in dem er im frisch eingefahrenen Heu gespielt hatte. Von dort sah er¸ was passierte¸ aber er hatte zuviel Angst¸ er konnte nicht schreien¸ nicht weinen¸ nicht laufen.
Eines der Wesen kam in die Scheune und sah ihn an¸ er konnte es genau erkennen. Langsam hob es seine Axt¸ hob sie über den Kopf. Wie versteinert saß er da und wartete auf den Schlag. Das Wesen mußte jeden Moment zuschlagen. Doch bevor es dazu kam¸ erklang plötzlich eine seltsame Melodie.
Diese Melodie schien die Scheune mit Licht¸ mit Wärme und mit Geborgenheit zu füllen. Er vergaß seine Angst¸ schöpfte Mut und sah erstaunt¸ wie das Wesen¸ dieser scheinbar unverletzbare Mensch¸ von diesem Licht eingehüllt und in Staub verwandelt wurrde. Dort¸ wo das Wesen vor einem Wimpernschlag noch stand¸ lag nur noch die Axt¸ und auf dem Boden wuchs eine kleine Blume¸ ein Schneeglöckchen.
Verwundert starrte er auf die Blume. Auf einmal hörte er eine Stimme neben sich. Erschreckt drehte er sich um. Doch dort war nichts zu sehen.
"Keine Angst¸ ich tue dir nichts"¸ sprach die Stimme weiter. Dann trat aus dem Nebel eine Gestalt hervor¸ doch keine unheimliche¸ bösartige¸ sondern scheinbar ein Mensch.
Aber er sah seltsam aus¸ anders als die Leute aus seinem Dorf. Er trug eine Hose und eine Weste¸ beide in Rot und Braun¸ aber seltsamerweise immer von einem Grauschleier umgeben. Das seltsamste war der Umhang¸ er hatte die Farben des Regenbogens¸ aber wie durch einen Nebel betrachtet. Noch etwas anderes war seltsam¸ die Flöte¸ die der Fremde in der Hand trug¸ sah komisch aus. Sie war zwar braun¸ wenn auch mehr gelbbraun¸ aber auch irgendwie durchsichtig¸ und das Material war auch kein Holz oder Metall¸ sondern etwas anderes¸ ihm unbekanntes.
Der Fremde sprach weiter: "Komm mit¸ Kleiner¸ ich bringe dich erst einmal an einen angenehmeren Ort. Unter den ganzen Toten ist es doch recht ungemütlich. Außerdem wird es mir hier zu kalt." Der Fremde nahm ihn auf den Arm¸ sprach weiter beruhigend auf ihn ein¸ summte dabei eine leise Melodie. Kurz darauf schlief er ein.
Als er wieder aufwachte¸ schien die Sonne. Er lag in einem bequemen Bett¸ ordentlich zugedeckt. Am anderen Ende des Zimmers saß eine Person¸ ein alter Mann mit einem langen weißen Bart und fragte ihn: "Na Kleiner¸ gut geschlafen?" Etwas verwundert rieb er sich die Augen und sah sich um. Wie kommt er hierher? Wo ist die seltsame Gestalt geblieben? Der Weißbart sprach weiter: "Nebelwanderer hat dich hier abgesetzt. Er bat mich¸ auf dich aufzupassen¸ bis du alt genug bist um auf dich selbst aufzupassen. Aber ruh' dich erst noch mal etwas aus¸ das Ganze muß dich doch ganz schön mitgenommen haben. Iß erst mal etwas."
Immer noch verwundert stand er auf. Gehorsam zog er sich an und setzte sich an den Tisch. Das Essen sah zwar seltsam aus¸ schmeckte aber gut. Nach dem Essen hatte sich der erste Hunger gelegt¸ und auch die Angst wurde langsam von der Neugier verdrängt.
Er fragte: "Was ist passiert?" Der alte Mann erwiderte: "Darf ich mich erst einmal vorstellen: Ich bin Tewes. Und wie heißt du?" Sofort sprang er auf¸ verneigte sich und sagte: "Mein Name ist Fjodor¸ Herr." Tewes mußte schmunzeln: "Nicht so förmlich¸ mein Kleiner. Du bist hier unter Freunden. Du wunderst dich sicher¸ warum du hier bist¸ nicht wahr?"
"Ja"¸ er nickte zu dieser Antwort.
"Gestern Nacht wurde dein Dorf von einer Horde Untoter zerstört. Ein guter Freund von mir kam noch gerade rechtzeitig¸ um dich zu retten."
Mit einem Schlag fiel ihm wieder ein¸ was in der vergangenen Nacht passiert war. Sofort sah er wieder trauriger aus. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte¸ fragte er: "Dann war es kein Traum? Dann sind alle tot?"
Tewes schaute ihn freundlich an und sagte: "Deine Eltern sind tot¸ Kleiner. Für sie kam jede Hilfe zu spät." Fjodor fing unkontrolliert an zu schluchzen¸ Tränen liefen über sein Gesicht.
Tewes nahm ihn in die Arme und tröstete ihn¸ so gut er konnte¸ bis er schließlich wieder einschlief.
Am nächsten Morgen wachte er wieder auf. Er guckte aus dem Bett¸ sah¸ daß er immer noch an diesem seltsamen Ort war und sagte enttäuscht: "Dann sind sie wirklich alle tot. Ich habe es nicht nur geträumt." Tewes nickte erst¸ schüttelte dann den Kopf. "Leider¸ kleiner Fjodor. In Zukunft wirst du wohl bei mir wohnen müssen."
Zuerst sah es so aus¸ als ob er gleich wieder losweinen möchte¸ doch dann setzte er sich auf und machte den tapfersten Gesichtsausdruck den er zustande bringen konnte. Dann nickte er. "Na also"¸ meint Tewes¸ "dann werden wir erst einmal etwas essen. Danach zeige ich dir dein neues Zuhause."
Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Über all das Neue¸ was er sah¸ vergaß er schließlich seine schlimmen Erlebnisse. Und immer¸ wenn sie doch einmal wiederkamen und er nicht schlafen konnte¸ setzte sich Tewes zu ihm und sang ein Lied und spielte auf seiner Harfe. Er verstand niemals ein Wort dieses Liedes¸ doch jedesmal¸ wenn er es hörte¸ verschwand seine Angst wieder¸ und er konnte weiterschlafen.
Eines Tages fragte er Tewes:" Du Tewes¸ kannst du mir auch beibringen¸ wie man so schöne Lieder singt? Und wie man Harfe spielt?"
Tewes sah ihn lange an¸ nickte schließlich und meinte: "Ich denke schon. Aber es dauert lange¸ es zu lernen¸ und es ist schwierig. Aber wenn du willst¸ bringe ich es dir bei." Er tanzte vor Freude: "Ja¸ ja¸ ich möchte auch Musik machen können. Danke Tewes!" Dieser antwortete: "Nun¸ dann laß uns gleich anfangen."
Fast 10 Jahre lang lernte er dann den Umgang mit der Leier¸ derselben Leier¸ die er noch heute besitzt. Er lernte die Leier zu spielen¸ er lernte dazu zu singen¸ genauso wie es andere Musiker auch lernten. Aber er lernte noch mehr.
Er lernte¸ wie die Musik aussieht¸ wie sie sich anfühlt.
Er lernte¸ daß man mit Musik heilen kann¸ daß man mit Musik sprechen kann und daß man mit ihr Hoffnung geben kann.
Doch daneben bildete ihn Tewes auch im Umgang mit dem Stab und dem Dolch aus. Er erzählte niemals warum¸ doch es schien ihm wichtig zu sein.
Eines Tages sah Tewes ihn an und sagte: "Ich habe dir vieles beigebracht¸ aber nun ist es soweit. Unsere Wege müssen sich trennen. Während du hier bei mir warst¸ ist die Finsternis¸ die einst dein Dorf vernichtete¸ weitergezogen. Sie hat sich ausgebreitet¸ so wie eine entzündete Wunde sich ausbreitet.
Dir wurde geholfen¸ aber nun bedürfen andere deiner Hilfe. Du mußt dieses sichere Haus verlassen und hinausziehen. Du mußt den Menschen helfen sich zu wehren¸ du mußt ihnen Hoffnung geben¸ wo alles verloren scheint. Nun¸ Lebewohl."
Mit diesen Worten ging Tewes davon¸ einfach in den Wald hinein. Er sah ihm lange nach¸ doch als er sich umdrehte¸ um in das Haus zu gehen¸ war es verschwunden. Anstatt des Hauses war dort ein Dorf zu sehen¸ oder vielmehr das¸ was noch davon übrig war. Er drehte sich nochmals um¸ doch dort war kein Wald mehr¸ sondern eine weite Ebene.
Er war etwas verwirrt¸ doch da er nicht wußte was er tun soll¸ beschloß er¸ zuerst in das Dorf zu gehen und dort nach Menschen zu suchen.
Das Dorf war verlassen¸ keine Menschenseele zu sehen. Nur Ruinen¸ aber nichts was auf Leben hinwies.
Lange stand er vor den Ruinen¸ unentschlossen was er tun soll. Erst nach einer ganzen Weile entschloß er sich¸ der Straße zu folgen¸ die aus dem Dorf herausführte.
Die Straße war leer und schien in die Unendlichkeit zu führen. Weit und breit nichts außer unbestellten Feldern¸ Hecken¸ Bächen und gelegentlich einigen Bäumen.
Geraume Zeit wanderte er so dahin¸ bis er plötzlich aufmerkte. Nicht weit von ihm¸ unter einem der Bäume saß eine Gestalt. Scheinbar hatte sie ihn noch nicht bemerkt¸ zumindestens schien sie nicht in seine Richtung zu blicken.
Unentschlossen wartete er. War es ein Freund oder ein Feind?
Auf einmal sprach die Person ihn an¸ und er hörte¸ daß es offensichtlich ein Mann war¸ noch nicht allzu alt. "Willst du dahinten Wurzeln schlagen¸ oder überlegst du wie du mich am besten hinterrücks überfallen kannst?"
Nun war er wirklich überrascht. Er stammelte ein "Nein¸ ich..." vor sich hin¸ bis es dem Anderen wohl zu dumm wurde. "Was ist nun? Wenn du noch lange wartest¸ ist meine Suppe alle¸ dann kann ich dich nicht mehr einladen."
Das genügte um ihn wieder auf klare Gedanken zu bringen. Er hatte nichts zu essen¸ zu trinken und keine Ahnung¸ wo er war. Er ging auf die Person zu.
Als er näher kam¸ konnte er sie genauer erkennen. Es war tatsächlich ein junger Mann¸ wenn auch etwas älter als er. Er trug die übliche Kleidung eines Schäfers¸ schien aber Hund und Stab vergessen zu haben. Sein Gegenüber hatte kurzes¸ braunes Haar und einen zur Zeit recht amüsierten Gesichtsausdruck.
"Wenn du noch lange wartest wird die Suppe kalt"¸ spöttelte sein Gegenüber¸ "Aber erst einmal Hallo und Herzlich Willkommen an diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Ich heiße übrigens Targon."
Mit diesen Worten reichte er ihm die Hand. Nun riß sich auch Fjodor wieder etwas zusammen. "Ich bin Fjodor. Danke für die Einladung." Er schüttelte die angebotene Hand.
"Ist doch gern geschehen. In diesen Zeiten freut man sich über jedes freundliche Gesicht. Und jetzt iß erstmal¸ du siehst ja schon ganz verhungert aus."
Dankbar nahm er die Suppe entgegen¸ die Targon ihm reichte. Dieser grinste auffordernd und fing an zu essen. Auch er ließ sich nicht lange bitten und aß die Suppe. Sie war schon recht kühl und schmeckte etwas eigenartig. Als er Targon dementsprechend ansah¸ zuckte dieser verlegen mit den Schultern und meinte: "Nun ja¸ ein Meisterkoch bin ich nun nicht unbedingt. Aber besser als hungern ist es allemal." Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: "Du kannst nicht zufällig kochen¸ oder?"
Verlegen schaute er auf den Boden: "Na ja¸ nicht sonderlich gut¸ aber ein bißchen hat Tewes mir beigebracht."
"Das ist hervorragend!" jubelte Targon. "Du hast doch nichts dagegen¸ wenn ich mich dir anschließe¸ nicht wahr?"
Nun war es an seiner Reihe zu schmunzeln. "Nein¸ eigentlich nicht. Aber ich weiß noch gar nicht¸ wo ich hin will."
"Das ist nicht weiter schlimm. Mit einem kochendem Musikus würde ich fast überall hinziehen. Aber wenn ich einen Vorschlag machen darf¸ laß uns erst einmal nach Hüttenstein gehen¸ das liegt ganz in der Nähe. Gegen Abend könnten wir schon dort sein."
Er stimmte zu und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg.
Sie marschierten so eine Weile durch die Landschaft¸ und die bisherige Hügellandschaft begann in Wald überzugehen. Schon wurde es dämmrig¸ was Targon beunruhigte. "Es wird schon früh dunkel für diese Jahreszeit. Ich hoffe¸ wir erreichen Hüttenstein bevor es richtig dunkel wird¸ ich habe nämlich absolut keine Lust im Finstern durch diesen Wald zu irren."¸ murmelte er vor sich hin.
Sie beschleunigten ihren Schritt etwas. Irgendwie lag eine unruhige Stimmung über den Wald¸ er hatte das Gefühl¸ als würde irgend etwas nicht stimmen. Als er zu Targon blickte¸ konnte er sehen¸ daß dieser ähnliche Gefühle hatte. Auf einer Lichtung wurde das Gefühl übermächtig¸ sein Herz raste¸ ihm wurde beinahe übel¸ dabei war nichts gefährliches zu sehen. Der Wind schien ihm eine Warnung zuzuflüstern. Er blieb stehen.
Targon drehte sich zu ihm um und fragte: "Was ist los? Warum.."
Er kam nicht dazu die Frage auszusprechen¸ denn Fjodor war leichenblaß geworden und zeigte auf einen Punkt hinter Targons Rücken.
Dieser drehte sich um und erstarrte ebenfalls. "Eine Wolfsleiche!" Mit heiserer Stimme rief er dieses Wort¸ tastete nach seiner Waffe. "Die kommen nie alleine!"
Er behielt recht. Sechs weitere dieser seltsam aussehenden Wölfe traten aus den Schatten hervor und begannen¸ sie langsam zu umkreisen.
Er und Targon stellten sich Rücken an Rücken¸ er hielt seinen Kampfstab in den Händen¸ Targon hatte irgendwoher eine Peitsche und einen Dolch hervorgezogen.
Er dachte daran zurück¸ wie sein Dorf von Untoten überfallen wurde¸ wie es unmöglich schien sie zu verletzen. Zwar waren es hier untote Wölfe und keine untoten Menschen¸ doch er fürchtete¸ daß das keinen großen Unterschied machen würde.
"Vorsicht!"¸ mahnte Targon¸ "laß dich auf keinen Fall von ihnen treffen. Es ist möglich sie zu verletzen¸ aber die vertragen mehr als du. Bleib also besser in der Defensive."
Er nickte und konzentrierte sich auf die Wolfsleichen.
Aus den Augenwinkeln sah er wie eine auf Targon zusprang¸ doch dieser wich geschickt zur Seite und versetzte ihr einen Schlag mit seiner Peitsche.
Doch anstatt¸ wie Fjoldor es erwartete¸ wirkungslos abzuprallen¸ schlug sie eine tiefe Wunde.
Doch mehr konnte er nicht mehr beachten¸ denn nun griffen ihn gleich drei der Bestien an. Den Angriff der ersten und der zweiten Bestie wich er aus und parierte die Dritte mit seinem Stab. Dabei traf er sie so glücklich¸ daß er ihr den Schädel spaltete¸ sie fiel fast sofort zusammen. Doch er hatte keine Zeit¸ sich über diesen Triumph zu freuen¸ denn die beiden Anderen setzten ihre Angriffe fort. So kämpfte er eine Zeit lang gegen die beiden Wolfsleichen¸ wobei er sie auch einige Male traf¸ vor allem aber alle ihre Angriffe parieren konnte.
Voll auf den Kampf gegen die beiden verbliebenen Gegner konzentriert¸ bemerkte er die Bewegung in seinem Rücken zu spät¸ er versuchte noch zur Seite zu springen¸ wurde aber von der anspringenden Wolfsleiche erwischt. Dabei hatte er diese doch tot umfallen sehen!
Nun war sie aber wieder in Bewegung. Eine panische Angst kroch in ihm hoch: Diese Wesen waren nicht mit Waffen zu töten!
Auf einmal stand ihm wieder seine erste Begegnung mit einem Untoten vor den Augen¸ wie er vor Angst wie gelähmt dagesessen hatte¸ und darauf wartete daß der Andere zuschlug.
Die Angst in ihm wurde immer stärker¸ er starrte die Bestie nur an und wartete auf ihren Biß.
Sein Blick war so auf die kalten¸ leeren Augen der Leiche gerichtet¸ daß er nichts anderes mehr mitbekam. Er wartete nur noch auf den Biß.
So bekam er auch nicht mit¸ wie Targon sich einen Gegenstand von seinem Hals nahm¸ damit auf die Bestie zielte und ihn dann warf. Er bekam auch nicht mit¸ wie dieser Gegenstand durch die Luft flog und die Kreatur traf.
Er bekam auch nicht mit¸ wie die Kreatur zusammenzuzucken schien¸ wie sie krampfhaft versuchte etwas abzustreifen und wie von einem Gegenstand auf der Kreatur ein silbernes Leuchten ausging¸ durch welches sie verbrannte.
Er bekam nur mit¸ wie plötzlich das Gewicht von seinem Körper verschwand. Danach verlor er das Bewußtsein.
Als er wieder zu sich kam¸ lag er in einer dunklen Hütte. Um sich herum sah er die seltsamsten Sachen liegen¸ hängen und stehen¸ und tausende verschiedene Gerüche stiegen ihm in die Nase.
Eine bekannte Stimme sagte neben ihm: "Er kommt wieder zu sich." Er wollte sich drehen¸ um den Sprecher anzusehen¸ da spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner linken Schulter.
Eine mütterliche Stimme sagt: "Nein¸ nicht bewegen. Bleib ganz ruhig liegen. Dann tut es auch nicht weh." In seinem Gesichtsfeld tauchte eine alte Frau auf¸ mit weißen Haaren und einem freundlichem Gesicht. Neben ihr erschien Targons Kopf.
Er sah besorgt aus. "Wie fühlst du dich?"¸ wollte er wissen.
"Schlecht. Mir tut alles weh."¸ antwortete er¸ "aber was ist eigentlich passiert." Targon begann zu erzählen: "Wir wurden im Wald von ein paar Wolfsleichen angegriffen. Du hast eine niedergeschlagen und dich dann gegen die beiden Anderen gewehrt. Du konntest ja nicht wissen¸ daß sie nur mit besonderen Waffen zu töten sind. Die von dir totgeglaubte ist dir dann in den Rücken gesprungen und hat dich am Arm verletzt."
"Und wie komme ich dann hierher?"
"Ich hatte ein heiliges Symbol dabei¸ mit dem ich sie vernichten konnte. Nachdem ich die Viecher zerstört hatte¸ habe ich mir dich auf den Rücken geladen und hierhergetragen. Hier wurdest du von Mutter Lina"¸ mit diesen Worten wies er auf die Frau¸ "verarztet. Und jetzt warten wir hier darauf¸ daß du wieder gesund wirst."
In den nächsten Tagen erfuhr er¸ daß Mutter Lina eine Priesterin Gajas ist¸ und daß er sich in einem versteckten Gajatempel im Wald befand.
Er erfuhr¸ daß die varenischen Truppen alle anderen Religionen als ihre verboten hatten¸ und daß fast alle Priester getötet worden waren¸ die sich dem widersetzten. Die Überlebenden flohen¸ um ihr Werk im versteckten fortzuführen¸ viele aber wechselten auch die Seite.
Er erfuhr¸ daß die varenischen Truppen in der Zwischenzeit schon das Kaiserreich erobert hatten¸ daß es nur im Norden des Reiches noch Widerstand gäbe.
Und er erfuhr¸ daß es fast keine Hoffnung mehr gäbe. Sollte Utasgarth fallen¸ könnte sich niemand mehr den Varenern in den Weg stellen.
In jenem Augenblick¸ als er das hörte¸ beschloß er nach Utasgarth zu gehen. Tewes hatte gesagt¸ er müsse den Menschen Hoffnung bringen¸ also war sein Platz dort¸ wo die letzten Hoffnungen ruhten. In Utasgarth.
Einige Tage spääter¸ als es ihm wieder besser ging¸ teilte er Targon seinen Entschluß mit. Dieser nickte und sagte: "Nun¸ dann werden sich unsere Wege bald trennen. Ich muß nach Osten¸ wÄ hrend dein Weg dich nach Nordwesten führt. Ich wünsche dir viel Glück. Ich hoffe¸ wir sehen uns bald gesund und lebendig wieder."
Gleich am nächsten Tag machte Targon sich auf den Weg¸ nicht ohne sich noch einmal zu verabschieden.
Er blieb noch einige Tage bei der Priesterin¸ bis seine Wunde endlich ausgeheilt war. Es sah gut aus¸ nur eine kleine Narbe war zurückgeblieben.
Zum Abschied schenkte sie ihm noch ein Symbol. "Nimm dies. Es ist das heilige Symbol der Gaja oder Ganya¸ wie die Elben sie nennen. Der Stab symbolisiert ihren heiligen Rosenstab¸ das Artefakt ihrer Hohepriesterin. Die Blätter¸ die aus ihm hervorsprießen¸ symbolisieren ihre Heilkräfte¸ die Rose zeigt ihre Liebe zu den Sterblichen¸ zu deren Schutz sie sich verwandelte. Ich hoffe¸ es beschützt dich vor der Finsternis und Kälte¸ die heute in der Welt herrschen. Viel Glück auf deinen weiteren Wegen!"
Er bedankte sich noch bei ihr¸ versprach auf dem rechten Pfad zu bleiben und wanderte davon¸ Richtung Utasgarth.
Die Reise war lang¸ doch er hatte keine Probleme mehr mit irgendwelchen Bestien. So kam er zügig voran und hatte nach zwei Wochen schon gut die Hälfte des Weges zurückgelegt.
An jenem Abend fand er Unterkunft in einer Mühle¸ wo ihn die Müllersleute freundlich aufnahmen. Er sang¸ wie üblich¸ einige Lieder als Dank für Speise und Trank und das Nachtlager¸ legte sich dann aber früh schlafen¸ um am nächsten Morgen früh losziehen zu können.
Doch mitten in der Nacht wachte er auf. Er glaubte¸ ein Geräusch gehört zu haben¸ dabei hatte er sonst doch einen festen Schlaf. Wieder kam es ihm vor¸ als würde der Wind ihm eine Warnung zuflüstern¸ aber er konnte nichts entdecken.
Vorsichtig stand er auf¸ nahm den Dolch in seine rechte Hand und schlich aus dem Zimmer. Er wollte gerade die Tür zur Küche öffnen¸ als ihm eine Gestalt entgegenkam. Er erkannte den Knecht des Müllers und wollte gerade erleichtert aufatmen¸ als er plötzlich ein Gefühl der Wärme auf seiner Brust spürte¸ dort wo das Amulett hing. Es schien¸ als wollten das Amulett und der Wind ihn warnen. Er sah genauer hin und sah eine Blutspur¸ und jetzt fiel ihm auch der eigentümliche Gang des Knechts aus. Irgend etwas stimmte nicht.
Er hörte hinter sich ein leises Krächzen und fuhr herum. Dort im Dunkeln flatterten vier Tauben. Doch kaum drehte er sich um¸ griffen sie ihn auch schon an.
Nur knapp konnte er ihnen ausweichen¸ eine von ihnen sogar mit seinem Dolch zerschmettern. Sie waren keine Gegner für ihn¸ er hatte sie schnell alle erschlagen.
Doch durch den Kampfeslärm wurde auch der Müller geweckt. Plötzlich erschien jener in der Tür und sah seinen Knecht¸ welcher ihn sofort angriff. Überrascht wich der Müller zurück¸ konnte aber dem Angriff nicht entgehen und wurde von dem Messer seines Gegenüber am Bauch verletzt. Er stieß einen Schrei aus. Er drehte sich um¸ sah den Müller¸ sah den Knecht und sah wie dieser zu einem zweiten Stich ausholte. Der Müller war viel zu überrascht um sich zu wehren¸ er mußte ihm helfen.
Da fiel ihm ein¸ was Targon ihn über heilige Symbole und ihre Wirkung auf Untote erzählt hatte. Schnell nahm er das Zeichen der Ganya in seine Hand und warf es auf den Knecht. Als dieser von dem heiligen Symbol berührt wurde¸ begann es zu leuchten. Ein matter¸ goldgelber Schein breitete sich von ihm über den gesamten Körper des Untoten aus und löste ihn auf. Staunend sah er dieser Verwandlung zu. Damit hatte er nicht gerechnet. Er staunte noch über die Zerstörung des Untoten¸ da hörte er ein Flattern neben seinem Kopf. Die Tauben waren wieder aufgewacht!
Doch nun wußte er¸ wie er sie besiegen konnte. Er schlug die Erste mit seinem Dolch weg und lief zu seinem Symbol. Er nahm es in die Hand und wartete auf die erste Taubenleiche.
Sie ließ nicht lange auf sich warten¸ gleich alle vier flogen aus dem Gang und griffen ihn an. Sie waren langsam und einfach zu treffen¸ schnell hatte er wieder alle vier zerschmettert. Doch diesmal wartete er nicht ab¸ bis sie wieder aufstanden¸ sondern berührte sie gleich mit dem Amulett. Bei jedem Kontakt mit einem Leichnam glühte es kurz auf¸ verwandelte die Leichen in Staub. Nachdem er die letzte Taubenleiche vernichtet hatte¸ atmete er erleichtert auf¸ auch der Wind beruhigte sich wieder. Die Gefahr war vorüber.
Erst jetzt dachte er wieder an den Müller¸ der offensichtlich unter Schock stand. Der saß schweratmend auf dem Boden und betrachtete den Blutfleck auf seinem Hemd¸ der immer größer wurde. In der Zwischenzeit hatten auch die Müllerin und ihre Tochter den Raum betreten und waren über den Anblick entsetzt. Schnell nutzte er die Überraschung der beiden aus und befahl ihnen¸ sich um die Wunde des Müllers zu kümmern. Noch unter Schock machten sie sich sofort an die Arbeit.
Es dauerte einige Zeit¸ bis sie wieder zu sich kamen. Und noch länger dauerte es¸ ihnen zu erzählen¸ was passiert war.
Am nächsten Morgen verabschiedeten die Müllersleute ihn freundlich¸ aber man konnte ihnen doch ansehen¸ wie froh sie waren¸ daß er wieder ging.
Von nun an verlief seine Reise Richtung Utasgarth ohne weitere Zwischenfälle und nur wenige Tage später erreichte er die Stadt¸ nur kurz vor den varenischen Truppen.
Damals war sie ihm uneinnehmbar erschienen¸ mit ihren hohen Mauern im Osten¸ den natürlichen¸ schier unbesteigbaren Klippen im Norden¸ im Süden und im Westen¸ ihrem eigenen Wasserzufluß und ihren Feldern innerhalb der Stadtmauern.
Doch die varenische Armee kam nicht alleine¸ die Finsternis und die Angst reisten in ihrem Gefolge. Mit ihrem Erscheinen verdunkelte sich der Himmel¸ kein Sonnenstrahl erreichte nach Beginn der Belagerung noch den Boden.
Die varenischen Truppen bestanden zum größten Teil aus Untoten¸ und selbst wenn er schon gegen diese widernatürlichen Wesen gekämpft hatte¸ jagte ihm ihre bloße Masse kalte Schauer über den Rücken. Wie sollte man diese Heerscharen nur besiegen?
In den ersten Tagen versuchten die Varener mehrere Sturmangriffe¸ die aber alle¸ wenn auch unter hohen Verlusten¸ zurückgeschlagen wurden.
Danach setzten sie ihre schrecklichsten Waffen ein¸ die Verzweiflung und den Hunger.
Mit jedem Tag der Belagerung sank der Mut der Verteidiger¸ sank ihre Hoffnung¸ wurden Nahrung und Wasser knapper.
Fünf Jahre hielt die Stadt nun schon stand¸ doch alle waren mit ihren Kräften am Ende. Die Verzweiflung schien sie zu erdrücken.
Da schießt ihm wieder sein Auftrag durch den Kopf: "Dir wurde geholfen¸ aber nun bedürfen andere deiner Hilfe. Du mußt den Menschen helfen¸ sich zu wehren¸ du mußt ihnen Hoffnung geben¸ wo alles verloren scheint." Er erinnert sich an das Lied¸ das Tewes ihn gelehrt hatte¸ das Lied mit dem er ihn beruhigt hatte¸ wenn er nicht schlafen konnte. Die Melodie¸ welche ihn vor dem Untoten gerettet hatte. Und auf einmal versteht er seinen Auftrag.
Er soll den Menschen Hoffnung machen. Er soll das Lied spielen.
Langsam nahimmt er die Leier in seine Hand. Mit der anderen umfaßt er das Symbol der Ganya. "Bitte Ganya¸ gib mir Kraft"¸ murmelt er. Eine Zeit lang sammelt er sich. Dabei scheint er eine Stimme in seinem Kopf zu hören: "Rufe die Stärke des Sturmes¸ des Zerstörers aus Norden¸ rufe die Hoffnung des Frühlings¸ den sanften Hauch aus Süden¸ rufe die Erfrischung eines Regenschauers¸ den frischen Wind aus Osten¸ rufe die Wärme des Sommers¸ den geheimnisvollen Wind aus Westen. Werde eins mit ihnen¸ verstehe ihre Melodie. Denn du bist Windwanderer¸ der Botschafter und Sänger der Winde. Nun rufe ihre Macht!"
Lange hallen die Worte in seinem Kopf nach. Dann beginnt er zu spielen¸ zaghaft erst¸ doch dann voller Überzeugung. Dazu singt er¸ singt in jener Sprache¸ die jeder kennt¸ die aber nur wenige verstehen¸ in der Sprache des Windes.
Er singt vom Südwind¸ der das Eis bricht und den Frühling bringt¸ davon¸ wie er nach einem langen Winter alles zum Leben erweckt¸ singt vom Regen der Mensch und Tier das nötige Wasser bringt¸ getragen von den Ostwinden¸ singt davon wie der Wind aus Westen die Wolken zerstreut um den Menschen die Sonne zu zeigen¸ singt vom Spaß der Kinder im Schnee¸ den der Nordwind bringt. Einer der Umstehenden sieht plötzlich ein Bild aus seiner Kindheit vor sich¸ wie er mit seinen Freunden einen Drachen steigen läßt. Nach ihm sehen auch andere Bilder aus ihrer Erinnerung¸ Bilder die sie längst vergessen glaubten. Und sie erinnern sich wofür sie kämpfen.
Mit der Rückkehr ihrer Erinnerung wächst ihr Mut¸ kehren ihre Träume zurück.
Und mit einem Mal scheint ein Windhauch die Wolken der Finsternis¸ die seit Jahren über der Stadt liegen¸ aufzureißen. Ein Sonnenstrahl findet seinen Weg durch die Wolken¸ trifft auf den Boden. Ihm folgen weitere. Die Finsternis beginnt von der Stadt zu weichen.
Einer der Verteidiger sieht auf¸ bemerkt das Licht¸ ruft auf. Andere sehen auf¸ bemerken es ebenfalls. Und wie sie das Licht ansehen¸ kehrt die Hoffnung in ihre Herzen zurück. Das ist zuviel für die Macht¸ welche die Finsternis aufrechterhielt¸ sie beginnt zu weichen und zerstreut sich schließlich.
Plötzlich ein Schrei von der Stadtmauer. "Die Untoten. Seht nur! Das Licht vernichtet sie!" Alles eilt zur Mauer. Tatsächlich. Überall¸ wo die Untoten von den warmen¸ hellen Strahlen der Sonne getroffen werden beginnen sie zu verfallen.
Binnen kurzer Zeit sind alle Untoten vernichtet¸ die varenischen Truppen auf ein Achtel ihrer vorherigen Größe geschrumpft. Zwar sind sie besser ernährt und ausgerüstet als die Verteidiger¸ doch im gleichen Maße wie bei diesen die Hoffnung zurückkehrt wächst unter ihnen die Angst.
Während er spielt hört Fjodor wieder die Stimme in seinem Kopf: "Du hast die Hoffnung zu den Menschen zurückgebracht¸ doch nun mußt du kämpfen. Vernichte die Überbringer der Finsternis."
Er nickt. Langsam steht er auf¸ spielt weiter. Er geht zum Stadttor. Während dieses Weges verändert sich sein Aussehen. Seine Hose und sein Umhang verwandeln sich in blauen Samt¸ sein Hemd in silbrigweiße Seide. Seine Leier¸ bisher ein gewöhnliches Stück¸ scheint nun aus edlen Hölzern zu bestehen¸ die Saiten aus Silber. Sein Stab verwandelt sich in einen Bogen. Ehrfurchtsvoll blicken ihn die Menschen an. Auf seinen Blick hin öffnen sie ihm das Tor. An der Spitze der Menschen tritt er aus der Stadt.
Er stellt sich vor sie hin und ruft: "Ihr habt schon viel zu lange die Menschen gequält und Trauer und Leid über das Land gebracht. Ihr sollt für eure Schandtaten mit dem Leben bezahlen. Ich¸ Windwanderer¸ Botschafter und Sänger der Winde¸ fordere Euch und Eure Gehilfen zum Duell¸ Erzmagier."
Der Geforderte blickt ihn höhnisch an und antwortet: "Du willst sterben? Nun gut¸ so sei es. Ich¸ Gaius¸ Erzmagier und Mitglied des Zirkels der Sieben nehme deine Herausforderung an. Als Geforderter sende ich Septiem als ersten Kämpfer."
Aus den Reihen der schwarzgekleideten Gestalten tritt eine hervor¸ verbeugt sich vor dem Sprecher und sagt: "Wie ihr befehlt¸ mein Meister."
Er stellt sich gegenüber von Windwanderer auf und ruft: "Die Herausforderung kommt mir gerade recht. Ich brauche sowieso noch eine Statue für mein Schlafzimmer."
Mit diesen Worten beginnt er einen Versteinerungszauber. Zu überheblich macht er einen Fehler bei seiner Formel¸ anstatt seinen Gegner versteinert er sich selbst. "Damit hast du dein Urteil gesprochen."¸ mit diesen Worten zieht Windwanderer seinen Bogen¸ legt an und schießt einen Pfeil auf die Statue ab. Er trifft genau in den Kopf¸ welcher durch den Treffer zersplittert.
Er blickt auf den Erzmagier: "Ich erwarte Euren nächsten Gegner."
Dieser macht eine Handbewegung¸ woraufhin sich ein weiterer seiner Schüler auf den Weg macht.
Dieser hält sich nicht lange mit Reden auf¸ sondern wirft sofort einen Feuerball. Windwanderer ruft die Kälte des Nordwindes¸ läßt einen Pfeil aus Eis entstehen und wirft ihn dem Feuerball entgegen.
Der Eispfeil löscht den Feuerball¸ wird dabei von diesem zum Teil geschmolzen¸ hat aber immer noch genug Energie¸ um das Herz des Schwarzmagiers zu durchbohren. Ungläubig schaut dieser auf das Stück Eis in seiner Brust¸ daraufhin fällt er tot zu Boden.
"Nun reicht es mir. Ich werde persönlich gegen dich antreten." Mit diesen Worte nähert sich Gaius dem Kampfplatz¸ gibt aber vorher seinen Schülern noch ein Zeichen.
Die beiden Kontrahenten beginnen ihre Zauber zu wirken¸ als Windwanderer auffällt¸ daß der Wind die Gestalt seines Gegners seltsam umfließt¸ wie er eine Linie zu dessen Schülern bildet.
Er versteht. Die Schüler schützen ihren Meister!
Windwanderer ruft den Zorn des Himmels¸ ruft die zerstörerische Kraft des Blitzes und lenkt seine Macht auf die im Kreis stehenden Schwarzmagier.
Ein gewaltiger Blitz schlägt herab¸ genau in die Mitte des Kreises. Seine ungeheure Energie verbrennt die Magier und zerstört damit das Schutzschild¸ das sie über ihren Meister gebildet hatten.
Zornig über den Regelbruch des Erzmagiers will er sich jetzt seinem Feind entgegenstellen. Doch es ist zu spät¸ auch dieser hat seinen Zauber beendet. Eine ungeheure Macht geht von ihm aus¸ trifft Windwanderers Schutzamulett und läßt es explodieren.
Das letzte¸ was dieser in seinem Leben spürt ist ein brennender Schmerz auf seiner Brust¸ als die Explosion ihm den Brustkorb zerreißt.
Der Erzmagier richtet sich auf¸ streckt seine Arme gen Himmel und ruft höhnisch: "Da seht ihr wie schwach eure Hoffnung war. Er war meiner Macht nicht gewachsen! Nun ergebt euch¸ oder ich werde euch alle töten!"
Aus dem versammelten Volk ertönt eine spöttische Stimme: "Nein¸ Windwanderer war eurer Macht nicht gewachsen. Es ist auch unglaublich schwierig¸ jemanden im Zweikampf zu besiegen¸ wenn man von anderen unterstützt wird!"
"Wollt ihr damit behaupten¸ ich hätte betrogen?"¸ die Stimme des Magiers klingt empört.
"Ja."
"Ihr¸"¸ der Magier findet keine Worte¸ anstelle einer Erwiederung schleudert er mit einer weitausholenden Bewegung einen Kugelblitz auf den Sprecher¸ welcher diesen auf der Stelle tötet.
Plötzlich ist es ungeheuer still auf dem Platz. Keiner der Menschen sagt ein Wort. Gaius glaubt bereits gewonnen zu haben¸ da ertönt plötzlich eine Stimme: "Rache für Ferdinand! Rache für Windwanderer!" Zwei¸ drei weitere greifen den Satz auf. Schließlich ruft die ganze Masse wie aus einem Mund: "Rache für Ferdinand! Rache für Windwanderer!"
Mit diesem Kampfschrei greifen sie die überraschten Varener an.
Der Erzmagier bündelt seine verbliebene Energie in einen gigantischen Furchtzauber¸ doch der Haß der so lange Zeit Hoffnungslosen überwindet den Zauber.
Die anstürmende Horde überrennt ihn einfach. Die varenischen Truppen flüchten in Panik.
Es ist kein Kampf mehr¸ keine Schlacht. Die nun befreiten Belagerten kennen keine Gnade mehr¸ sie morden rücksichtslos die fliehenden und um Gnade flehenden Varener.
Doch nur wenige Varener entkommen dem aufgestauten und nun ausgebrochenen Haß.
Am nächsten Morgen¸ als die Belagerten wieder zu sich kommen und auf das Schlachtfeld blicken¸ sehen sie viele Tote mit Wunden im Rücken¸ Tote die regelrecht in Stücke gehackt wurden.
Und einige fragen sich: "Was ist nun noch der Unterschied zwischen uns und ihnen? Wir verfluchten sie ob ihrer Gnadenlosigkeit¸ doch haben wir Gnade walten lassen?"