Mittelalterliche Heilungsmethoden
1998-08
Mittelalterliche Heilungsmethoden
Anbei ein Text über Mittelalterliche Heilungsmethoden. Von mit verfaßt¸ nach authentischen Quellen des 17 Jhd's. zwar etwas nach der Zeit¸ in der eigentlich Midgard auf der Erde zeitlich übereinstimmen sollte¸ aber im Vergleich kann man sich ganz gut vorstellen¸ was die Heilkunst ein paar Jh. früher so alles zustande gebracht hat. Vielleicht könn ihr es ja gebrauchen. Ich persönlich lasse mich in Midgard auf jeden Fall nur noch magisch heilen ...
Lexi
[Ich kann dazu nur sagen: JA¸ ich wei߸ daß in diesem Text Rechtschreibfehler sind -Dogio]
Weiland zu dero Gnaden / Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn / Chirurgum Medicinae Obermeyre zu willen und besten. Meinen Gnädigsten Gruße entbietend / jederzeit underthänigst=gehorsamste Dienste anvor.
Vorrede an den Kunst=liebenden Leser
Gnädigstes Publicum / erleuchtete Gässte. Lassed heut mich rühmen von der Medicina Fortschrit / habe jene doch in der Herrschafft unserer Fürsten gar starke Gewinne gemachet. Lasset uns celebrieren die Siehge unseres geschätzten Collegen Joannis Sculteti¸ Medicinae und Philos. Doctoris opus / welchem vermittelßt seyner Bemühungen fielen Krancken Trost und Heylung gespendet werden kann. Wir werden / so Eure Hülff dazu bedarfft sey / verschiedenste Causae an Erkrankungen heylen / und documentieren / die Treffliche Kunst der Medici der heutigen Zeit. Dem Layen wird erkennbar gemachet / welch Wundersame Kunst / die Gebrechen nach neuestem Stande / vermag zu richten. So geschehen anno domini MDCLXVI / können wir mit Fug und Rhecht / der Teutschen Heylkunst einen Zenith zusagen / so vor Jahren noch nicht erreychet. Lasset Euch sagen / daß diesen Behandlunck gar vielen Bauren / Statt=Knechten und Soldaten des Lebens vergewissert.
Die I. Observation / von einem Bruch in dem oberen Schenckel.
Der causae sind gar viele / einen entzweyn geschlagenen Schenkel zu richten. Jenen grausamen Schmerzen / welchen der Patient darüber klaget / behandelt werde vermittelst nachbeschriebener Artzneyen / welche auch hülfen / zu was Kräfften zu kommen. Misch ein Krafft=Wasser aus Schwarz Kirschen= / Rosen= / Borretsch= und Zimmet=Wasser. Misch es / und gibs in einem Glas=Kölblein / die Naß=Löcher damit zu reyben / und mit Tüchlein über die Puls zu legen. Richte den Schenkel in ein gebührend Lager / und stille den Blut=Fluss mit Hänffern Werck. Aeusserlich versehe jenen mit aussreychend Bäuschlein / so ad commodam Patientem vonnöten seyn. Besorget Euch eine inflammation zu vermeyden / so können Dero durch Oeffnung auff dem lincken Arm die Median=Ader acht Loth Blutes herauß=laßen. Bind Er mit dreyen Binden den Schenckel dicht. Sollten Schmertzen auftrehten / so vor dem Bruche her / binde den Schenckel auff / und wende ein Palmen=Pflaster an / welchem Dero ein Loche mittig gesetzest haben. Wie auch genugsam Binden und ein Cataplasma aus gepulvertem Papplen=Kraut / drey Tag lang &uuuml;bergeschlagen. Den XX. Tag / so der Schmertz sich gelegt / ist diese Behandlung ad finitum geführet.
Die II. Observation / vom Ablösen der Hand / so der Daumen absonderlich.
Da eine inflammation et al. eines Fingers / des Daumens gar / ein wässrige Geschwulst oder dergleichen mehr / erzwinget eine Absonderung der Hand. Als welche Umstände als unheylbar erkennet werden / eine infectiona oder Gifftig=Blut / drohet den Patienten zu überkommen / erfordere bei selbigem die Hinwegnemmung des leidenen Theils. Schneide / eines guten Stückes oberhalb gewiss / mit dem Sichel=Messer hernyeder / bis Dero dem blancken Bein gewar werden. Hernach stosse es mit der Sägen ab / nachdem der Stump mit Bäuschlein / einer Rinds=blasen / und tauglichen Binden versehen und zugebunden. Ist gar der Groß=Theil des Glieds noch nicht verfaulet / so zwicke den Finger / den Zehen gar / mit einer Zangen / so der Blutt=Fluss / und alle Entzündungen zur Verhütung bedacht wurden. Heyle nach dem Flusse das Geschwär / mit einer abwaschenden Artzney / umb dann mit Hilfen einer Epulotico divino / welches ein köstlich Mittel zur verschließung der Haut / die Wunden zu verschliessen.
Die III. Oberservation / von einer Augen=Wunde / in welcher eine Spitze stecket.
So an dem Aug die Wunde immerzu groesser werde / schlage ein Cataplasma über weylches / gemyschet auss Drey Aepffel / Das weiffe von einem Ey / Rohen Alaun / und dergleychen meer / mit einer Binde das Auge bedecke. Befehle durch die einzunehmende / purgierende Quitten=Lattverge eine mehrfache Oeffnung / welche gar durch Herrn D. Doctore Horstens Blasenziehendes Pflaster verstercket werde. nach Gebrauch dieser Artzneyen lasse die Geschwulsst nach / so die Lieder mit den Fingern geöffnet / gar die Spitz mit dem Korn=Zänglein herauss gezogen werde.
Die IV. Observation / so von der Curierung hefftiger Bauch=Wunden / bey welcher sich auch ein Ribben=Bruch befunden.
So die Wunden übel blutet / verschiedliche Zufälle / als ein hertz=Ohnmacht / Erbrechen / Schmertzen / und dann ein mercklich Geschwulst umd das Quer=Fell / erfolgen können. Schiebe ein / auß hänffin Werck gemachten / in zerklopfftem Eyerweis / und dem Dotter / anbefeuchteten / mit dem Stell=Pulver überstreuet und an einen Faden gebundenen Meissel / wie auch das Diapalma=Pflaster darauff gelegt / als so die Blutung gestoppet werde. Um der Inflammation verbeugend / die Wunden auffbindend / und ein mit adstringgierenden Kreutern gekochte Hennenbrühlein / der Patient täglich zu verpflegen sey. Den dies / auß der Wunden kommende Materi nicht mehr eytrig sey / begonnen werden kann / den Meissel alle Tag zu verdinnen und roher zu machen / biß die Zeit kome / die Wund gäntzlich zubeschliessen.
Die V. Observation / von der Abortion.
Wann unmüglich ist / die abgestandene Leibes=Frucht / durch Beybringung innerlicher Artzney=Mittel fortzutreiben ; alsdann so gebrauchet und rühmet Zacutus Lusitanus einen Rauch / welcher auß faulen Weintrauben 7 und zwar in einem Tag siebenmal gemachet / und in die Gebährmutter gelassen wird. dessen wunderbare Krafft und Würkung hab ich vor dieser zeit / bey einer annoch lebenden Frauen erfahren / welche dazumaln viel lieber sterben / als von einem wohlgeübten Wund=Artzt / einige Hand=Hülfe mit ihr vorzunemmen / noch vermittelst deß Hackens / (welches doch gar sicher zuthun ist / und ichs vielmal gesehen) noch anderer chirugischen Instrumenten / die todte Leibes=Frucht von ihr zu nehmen / gestatten wollen.
Die VI. Observation / welcher Gestalten ein / Stichs=weise verwundete Spann=Ader curieret worden sey.
Etliche Medici und Aertzt haben im Gebrauch / wann die Nerven oder Spann=Adern / durch einen Stich / oder aber Hieb / verletzet worden / daß sie erstlich für den gantzen Leib Versehung thun / und die allgemeinen Artzney=Mittel forderst gebrauchen ; hernach schneiden sie die Haut Triangels= oder Creutzweise auff / damit das fliessende Eyter / seinen Außgang desto leichter nemmen / und die affgelegten Artzneyen / biß auff den Stich / oder den / durch den Stich verletzten Nerven / gelangen und hinein tringen mögen. Andere hingegen / nachdeme die / denen Winckelhacken nach / oder in die grade Ecke / einen Schnitt in die Haut gethan / alsdann pflegen sie den verletzten Nerven / überzwerch oder schlimmsweise / auch / und zwar mit gutem Fortgang / entzwey zu schneiden / ehe dann sie die äußerliche Hilfe=Mittel gebrauchen / und das thun sie auß dieser Ursach / damit sie den Zufluß der Feuchtigkeyten / welcher den Schmertzen vermehret / auch eine Entzündung / Convulsiones¸ Zerkrümpfungen oder die Gichter verursachet / hierdurch verhüten mögen.
Die VII. Observation / so vom Geschoß der Zauberey in den Gliederen.
So der Patient leydet unter der Magie / wendet folgend Mittel an. So Ihr den Balsam vom Häselenem Mistel darauff streichst so vergeht der grosse Schmerz. So es aber lang gewehrt hat / und das Glied entzünd were / muß man dasselb mit Farenkraut Wurtzlen und mit dem Eichen Laub / wie andere zauberische Schäden löschen / und hernach mit untgemeltem Balsam salben so wirt er inn wenig Tagen gesund und von Grund auß geheylet. Zum Balsam nim jung Hundsschmaltz / dz wol geleutert. 8 Loht / Berenschmaltz / item wolgeleutert / 16 Loht / Capaunen Schmaltz. 24 Loht wolgereiniget / Hasel Mistel 3 hauffen / stoß alles in einem Mörser mit einem Lindenen Stempffel / mit Beeren und Bletter / dass es safftig wirdt / mische es mit dem Schmalz / thues inn ein Engsterlein / stell es an die Sonnen 9 Wochen / so wirdt ein grünlecht Selblein darauß
Epilog
An obigen Beyspielen der Heylkunst lasset sich erkennen / in welchem Zustande die Möglichkeyten der Behandlung / so sinnvoll oder umbständlich / zu Zeiten vor Anno Domini MDC gewesen seyen. Eine ausschweyfendere Art / und Documentaria über diese Materie / verbietet die Zeit / als welche nicht nachgiebig Ihrem Verlauffe folget. So denn weitere Fragen bestehen / solle meyn Adjuntatus Alexium sich der Beantwortung widmen. Mögen sich / auch weitere Kritiken / an dieses Werck richten / so von GOtt oder Satan es stammet wir nicht wissen;
Einen ehr=erbietendem Grusse an den unbekannten Leser / so geschehen / dem 3. April=Monat MCMXCVIII.