Actae M Teil 1
1998-05
Unterwegs im Auftrag des Herren
In der Welt von MIDGARD 1880 existiert das Übersinnliche¸ das Böse wirklich. Dies dürfte einer der ältesten bestehenden Organisationen der Welt¸ der katholischen Kirche¸ nicht verborgen geblieben sein. Nach außen hin wird die Existenz okkulter Mächte geheimgehalten¸ sowohl um die Bevölkerung nicht unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen¸ als auch um es den dunklen Mächten zu erschweren Anhänger ihrer Kulte zu rekrutieren. Im Geheimen verfolgt die Kirche jedoch das Böse. In Actae M schlüpfen die Spieler in die Rolle dieser geheimen kirchlichen Streiter gegen das Böse.
Zweck des Actae M - Hintergrundes ist es¸ den Spielern (und Autoren) einen festen Ausgangspunkt für Abenteuer zu bieten. Damit soll es erleichtert werden¸ Spiele außerhalb einer regelrechten Kampagne zu spielen und dennoch einen gewissen roten Faden" zu bewahren. Die lästige Mühe eines annehmbaren Auftragsgebers entfällt¸ die Möglichkeit¸ die Gruppe aus einer begrenzten Auswahl vielseitiger¸ aber dennoch charakteristischen Spielfiguren zusammenzustellen¸ sollte es erleichtern¸ mal zwischendurch zu spielen. Actae M ist für normale" MIDGARD-Spieler gedacht¸ die auch mal 1880 spielen wollen. Daher muß eine solcher Hintergrund Spielern und Spielleitern so viel Arbeit wie möglich abnehmen: spielbereit ausgearbeitete¸ erfahrene Spielfiguren und kurze¸ möglichst in ein oder zwei Abenden spielbare Abenteuer. Der Hintergrund von Actae M soll es den Spielern¸ die über wenig Kenntnisse der Welt von 1880 haben¸ erlaubten ihre Charaktere an die ihnen vertrauteren Vorbilder aus Horror- und Spionagefilmen anzulehnen. So erinnert das Hauptquartier im Vatikan¸ das Dipartimento M¸ an den britischen Geheimdienst in den James Bond-Filmen und einige Spielfiguren an andere aus Büchern oder Filmen bekannte Archetypen.
Die Spieler treten nun in den Dienst einer weltumspannenden Organisation¸ deren Interessen sehr vielfältig sind. Es können dies die Verfolgung bestimmter sozialer und politischer Ziele¸ die Ergründung paranormaler Phänomene¸ Beweis bzw. Widerlegung von Wundern oder gar die Entdeckung oder Vertuschung uralter Geheimnisse sein. Man sollte bedenken¸ daß die Heilige Mutter Kirche nicht nur den Globus abdeckend auftritt¸ sondern schon seit Jahrhunderten¸ zum Teil auch in beträchtlichen Machtpositionen¸ tätig war.
Es wird vorausgesetzt¸ daß der Vatikan seit Jahrhunderten einen gut und unauffällig (!) funktionierenden Geheimdienst besitzt. Seine Existenz wird weder dementiert noch bestätigt¸ seine Wirksamkeit aber gerade von Kirchengegnern oftmals betont. Seine Heiligkeit der Papst¸ z. Z. Leo VIII. (1878-1903)¸ nimmt von den alltäglichen Aktivitäten keine Detailkenntnisse; es ist ein halboffenes Geheimnis¸ daß ein hoher Kurienkardinal (oder gar Kardinäle) die oberste Leitung innehat bzw haben. Man muß zudem noch bedenken¸ daß das italienische Königreich den Kirchenstaat unlängst überrannt und seine Gebiete annektiert hat. Der Kirchenstaat besteht vom Abzug der französichen Schutztruppen im September 1870 bis 1929 NICHT!
Werden die Spieler zu einem Auftrag herangezogen¸ so werden sie in ein geräumiges Hinterzimmer¸ tief in den Eingeweiden des Vatikankomplexes¸ geführt. Das spartanisch¸ zweckdienliche Möbilär steht in einem gewissen Gegensatz zu den verblassenden Renaissancefresco an der Decke¸ welches ein biblisches Motiv darstellt (Rückkehr der Späher mit den Riesenweintrauben aus Kanaan). Dort empfängt der Leiter dieser Ermittlungsabteilung¸ von allen nur respektvoll mit seinem Titel¸ Monsignore¸ angesprochen¸ die Abenteurer und legt ihnen die anstehende Aufgabe dar. Seine Sprachgewandheit ist hinreichend¸ um nach all den Jahren im Vatikan wie ein typischer Römer zu klingen - selbst auf Latein! - aber er ist keiner Nation eindeutig zu zuordnen.
Monsignore M kennt (möglicherweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes) Gott und die Welt¸ er kann bei jeder Unterweisung örtliche Kontaktpersonen oder Informationsquellen nennen. Dies sind zumeist Sympathisanten der katholischen Sache¸ aber auch Menschen in geeigneten Positionen anderer Kirchen und Glaubensrichtungen. Er kann den Spielerfiguren somit direkt das Anfangsende des roten Fadens in den Hand geben. Mitunter wird er es auch für notwendig halten¸ darauf hinzuweisen¸ daß besondere Diskretion angebracht ist¸ obwohl dies für eine Organisation¸ die es offiziell gar nicht gibt¸ ohnehin selbstverständlich ist.
Jedes Abenteuer sollte in Monsignore Ms Besprechungszimmer beginnen. M schildert den Spielfiguren den Auftrag. Dann sucht sich jeder Spieler eine der vorgefertigten Spielfiguren aus¸ die er in diesem Abenteuer gerne spielen möchte. Es gibt also keine festen" Figuren¸ sondern es ist den Spielern freigestellt¸ in jedem Abenteuer in eine neue Rolle zu schlüpfen. Dies ist sinnvoll¸ da unterschiedliche Abenteuer ja Charaktere mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten erfordern können. Zusätzlich zu den Spielerfiguren wird es noch einige Gruppenfiguren"¸ eine Art wichtiger¸ immer wieder auftauchender Nichtspieler-Figuren¸ die von der Gruppe gemeinsam geführt werden können¸ geben.
In Ms Vorzimmer sitzt Sora Perpetua¸ eine junge Nonne¸ die den meisten Fragen unzugänglich ist¸ aber heimlich - und selbstverständlich keusch - für einen der männlichen Abenteurer schwärmt. Verlangt der Monsignore aber nach irgendwelchen Akten oder ähnlichem oder weist er sie an¸ den Abenteurern bestimmte Informationen zu besorgen¸ so geschieht dies effizient und äußerst rasch.
Der Archivar Fra' Abbondio ist oft eine der ersten Anlaufstellen¸ zu der die Spielerfiguren auf der Suche nach Informationen und mitunter auch einen ersten Hinweis gehen. Die Archive der vatikanischen Bibliothek sind ebenso geheimnisumwittert wie umfangreich: Eine der ältesten bestehenden Sammlungen der Christenheit¸ die seit Jahrhunderten gewissenhaft gepflegt wird. Schon vor Jahrhunderten konnte die mächtige und reiche Kirche Schriften erstehen und bewahren¸ die Privatleuten unzugänglich gewesen oder in den Zeitläufen abhanden gekommen wären. Die Archive sind die weltweit größte Sammlung des Okkulten. Man munkelt durch die Jahrhunderte¸ daß hier auch aufschlußreiche Schriften unter Verschluß gehalten werden¸ da die Heilige Mutter Kirche es ihren Schäfchen nicht zumuten will¸ sich mit Problemen zu belasten. Hier gibt es alles: vom Original des Necronomicons über diverse "unheilige" Reliquien¸ die vollständigen Akten des Templerprozesses bis hin zum ausgestopften Werwolf.
Thomas Kreutz & Ludger Fischer |