Fatmas verlorene Ehre
1998-03
Fatmas verlorene Ehre (Kurzabenteuer)
Das Abenteuer beginnt in Mardaba, wo die Helden einen Händler namens Faris al Kaselza kennenlernen, einen Asad, der sehr offensichtlich an schönen Frauen und am Glücksspiel interessiert ist. Er macht z. B. weiblichen SF anzügliche Komplimente. Er berichtet von dem alljährlichen Kamelrennen in Sukkara, welches in zwei Wochen stattfindet und welches er auf gar keinen Fall versäumen will. Leider hat er von seinem Vater vorher noch mehrere Aufträge zu erledigen, die es ihm höchstwahrscheinlich schwierig machen werden, zum Rennen rechtzeitig in Sukkara zu sein.
Faris al Kaselza
1, 90m groß, mager
blond, blaue Augen
Kopf in langes, indigoblaues Tuch gehüllt
trägt leuchtend weißer bauschige Hose und weißen Poncho mit vorne und hinten überkreuzter roter Schärpe.
Er bittet die Helden, eine Nachricht nach Semsem zu bringen, einer kleineren Ortschaft im Nordosten, gerade zwei Tagesreisen entfernt. Er bietet 100 GS Lohn und gibt ein Schreiben an Gréis al Terman, den Senior Chef von Semsems Karawanserei mit. Dieser würde dann die Bestellung richten, so daß Faris die Ware nur noch holen muß, was ihm Zeit spart. Da die Helden ohnehin in diese Richtung wollen (z. B. ein Verwandtenbesuch in Zahira) nehmen sie an. Faris vertraut auf ihre Ehre und gibt ihnen die 100 GS.
Die Helden werden bei der ersten Übernachtung von einer Räuberbande überfallen. Nachdem diese besiegt ist, stellen die SF fest, daß die Bande ein junges Mädchen mitgeschleppt hat, welches den Helden überaus dankbar ist.
Räuber (Anzahl an Grad und Anzahl der SF anpassen)
Hauptmann: Grad 4 14 LP 29 AP Res +13/+15/+13 LR RW75 HGW70 B24 Abwehr +15
kl. Schild, Takuba ‐Langschwert- (W6+2)
x normale Räuber: Grad 2 12LP 13 AP Res +11/+13/+10 LR RW60 HGW60 B24 Abwehr +12
Krummsäbel +8
Alba al Kaselza
beim Aussehen dieses Mädchens mischt der SL das Aussehen eines gutaussehenden albischen Mitspielers (nach Möglichkeit mit einer Schwäche für schöne Frauen und schlechter Selbstbeherrschung) mit dem der Wirtstochter Fatma al Promil s.u.
äußerst schlichtes, angeschmutztes weites (ehemals) weißes Gewand, kein Schleier.
Frische Wunde an der Nase (kommt nicht durch die Räuber sondern durch einen kürzlich durchgestochenen aber wieder entfernten Nasenring einer Sklavin)
wenn man sie auf ihren Namen anspricht, ist sie sichtlich erstaunt, daß man sie mit Faris in Verbindung bringt und beteuert mehrfach und ehrlich, nicht mit ihm verwandt zu sein. Die SF würfeln eine Wahrnehmung +4. Mißlungen: sie kommt einem bekannt vor, aber man hat keine Idee, woher. Erfolg: Sie könnte die Schwester von der SF sein, von der sie ihr Aussehen z. T. bezieht, komischer Zufall, da sie auch eindeutig die Augen und die Nase einer echten Wüstentochter hat...
Alba zieht mit den SF weiter, rät ihnen aber davon ab, weiter Richtung Semsem zu reisen, die Leute wären Fremden gegenüber unfreundlich und ablehnend, sie dagegen kenne eine Abkürzung nach Zahira, man solle ihr querfeldein durch die Wüste folgen. Dies werden die Helden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht tun, sie werden eher anfangen, ihr zu mißtrauen. Folgen sie ihrem Vorschlag (sie werden dann ihrem Auftrag nicht gerecht!), werden sie bald feststellen, daß sie sich nicht auskennt. Sie werden etwas im Kreis herum gehen und wieder auf die Wüstenstraße stoßen, von der sie kommen. Wenn sie versuchen, sie zurückzulassen, wird sie ihnen mit einigem Abstand folgen (Den Anschlag im Gasthaus wird sie dann in Semsem trotzdem versuchen).
Wenn sie sie weiterhin mitnehmen, werden sie gegen Abend Semsem erreichen. Man kann in der Ferne Semsem schon sehen als es eben anfängt zu dämmern und Alba schlägt vor, sofort das Nachtlager aufzuschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Helden den freien Himmel einer ordentlichen Herberge vorziehen, dürfte gering sein, so daß dieser Vorschlag wohl kein Gehör findet.
Semsem ist ein kleines Wüstennest (die Einwohner sind seßhaft gewordene Himjar) mit einigen Steinhäusern und mehreren Hütten mit Kamelmistbewurf. Die Karawanserei hat schon geschlossen, den Helden bleibt die Wahl zwischen zwei Gasthäusern, ein rustikal- gemütliches, aus dem Musik und Gelächter herausschallt und ein kleines, was eher einer Hütte ähnelt. Riecht schon von außen nach Schweiß und Käsefüßen, vielleicht sieht man auch gerade eine Ratte heraushuschen. Alba schlägt trotzdem diese Unterkunft vor. Wenn die Helden dies wider erwarten auch tun, kann der SL auch noch mehr zum Ekel beitragen: Der Hausherr kratzt sich permanent am Sack und spuckt in die Ecke, wo die mit Wanzen und Flöhen durchsetzten Schlafsäcke einiger ungewaschener, ständig furzender und unappetitlich hustender Gäste liegen...
Kurz nachdem sie das schöne Gasthaus betreten haben (sie werden übrigens mit großem Hallo und äußerst freundlich als willkommene Besucher aufgenommen), zieht Alba überraschend hinter dem Rücken der ihr ähnlichen SF einen Dolch und versucht, ihn zu erstechen. (Dolch +4, 1W6 -1 Schaden) Dies wird im übelsten Fall diesem Helden einen ungefährlichen LP- Verlust einbringen. Bevor sich die aufgebrachten SF um Alba 'kümmern' können, schreitet der zufällig am Nebentisch sitzende Kabir (eine Art Sheriff) des Dorfes ein. Auf Unruhestiftung in Gasthäusern steht in Semsem eine Nacht am Pranger (ein schlichter Holzpfahl auf einem kleinen Platz im Dorfzentrum), er schreitet sofort zur Vollstreckung. Selbst wenn die SF das zu verhindern suchen, sie in Schutz nehmen wollen und ihr verzeihen, besteht der Kabir auf Vollzug der Strafe, Ausnahmen würden nur die Gesetzestreue der Bürger schwächen.
Wenn sich die Helden dann an einem Tisch niederlassen, werden sie von der absolut wunderschönen Wirtstochter bedient, die sich besonders einfühlsam nach dem Wohlergehen des 'Anschlagopfers' erkundigt.
Wirtstocher Fatma al Promil
1, 55 m groß, langes und dichtes schwarzes Haar, schwarze Augen mit langen Wimpern. (Aussehen >95)
Weißer und nahezu vollständig durchsichtiger Gesichtsschleier. Weites, schwarzrotes Gewand, welches sie allerdings mit einem weißen Tuch als Gürtel in der Mitte zusammengebunden hat, somit wird ihre schlanke Figur und verhältnismäßig üppige Oberweite sichtbar.
Sie berichtet, der Besitzer (ihr Vater)sei gerade krank, so daß sie den Laden hier schmeißen müsse und sie hätte auch wenig Zeit, schlägt aber vor, daß sie sich nach Mitternacht mal zu ihnen an den Tisch setzt, erfahrungsgemäß sind dann die meisten Gäste weg.
Nach Mitternacht kommt sie dann auch tatsächlich, setzt sich neben die schon öfter erwähnte SF, gibt dem Tisch eine Runde 'auf's Haus' aus und fragt ausgiebig nach dem woher und wohin. Es wird deutlich, daß sie gerne wesentlich mehr erleben würde, als sie hier geboten bekommt und bringt ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, daß sie nicht nur hier bleiben muß, sondern auch mit dem Kamelzüchter Jussuf al Imente verlobt sei, dem außer Ehre, Tradition und Kamelen nichts wichtig wäre.
Hier gibt`s nur Einzelzimmer. Wenn eben jene Spielfigur gerade ihr Zimmer bezogen hat, kommt eine nur mit einem hauchdünnen Seidentuch bekleidete Fatma al Promil zu ihm und erklärt, sie wolle vor ihrer Hochzeit wenigstens einmal Spaß gehabt haben. Wenn die Spielfigur sie wider erwarten wegschicken will, lasse der SL ihn eine stark erschwerte Selbstbeherrschung würfeln, da sich Fatma wirklich alle Mühe gibt. Bleibt er dennoch standhaft, geht sie wieder, es macht 'poff', am Pranger steht niemand mehr und es war auch nie jemand da. Ende des Abenteuers. Wahrscheinlicher ist, daß sie bekommt, was sie will. Sie zählt dabei verspielt seine Muttermale (und wo sie überall sucht!).
Am nächsten Morgen, die Helden nehmen ihr Frühstück ein, werden sie Zeuge, als Jussuf al Imente das Wirtshaus betritt und Fatma, seiner Verlobten, ein paar sündhaft teure, aber auch geschmacklos protzige Ohrringe schenkt, die sie mit kühlem Lächeln entgegennimmt um gleich darauf in ihrer Arbeit fortzufahren. Der Vater ist übrigens wieder gesund und Fatma trägt einen recht dichten Gesichtsschleier, der ihre Züge nur erahnen läßt, ein unförmiges, weit wehendes Gewand kaschiert jede Körperrundung. Jussuf preist laut ihre Schönheit und ihren offensichtlichen Fleiß, als die Tür aufschwingt und eine durchgefrorene Alba das Gasthaus betritt. Sie beobachtet, wie Fatma der entsprechenden SF ein strahlendes Lächeln schenkt und beginnt, sie wüst als 'Elende Hure!' zu beschimpfen. Jussuf untersagt ihr harsch, seine ehrbare Verlobte zu beschimpfen und Fatmas Vater befiehlt Alba, das Wirtshaus sofort zu räumen, was sie auch tut, mit gesenktem Kopf, verzweifeltem Blick und unter Tränen.
Wenn die Helden dann irgendwann das Gasthaus verlassen, finden sie Alba vor der Tür sitzend, welche aufspringt, sobald sie die Helden sieht und sie um Hilfe anfleht. Gehen sie nicht darauf ein, verspricht sie, die Helden reich zu machen. Sollten sie immer noch nicht darauf eingehen, so ruft sie der entsprechenden SF hinterher, wie viele Muttermale sie besäße. Spätestens jetzt dürfte Interesse erwachen.
Sie erzählt der SF nun folgende Geschichte: 'Wenn du glaubst, deine Nacht mit Fatma sei nichts außer einem vergnüglichen Späßchen ohne Folgen gewesen, so irrst du dich gewaltig. In nur zwei Tagen wird sie plötzlich von einem penetranten Brechreiz geplagt werden, der ihren Verlobten mißtrauisch werden läßt. Er wird sie bei der örtlichen Heilerin auf Jungfräulichkeit untersuchen lassen. Mit Schimpf und Schande wird Jussuf die Verlobung aufkündigen und Fatma wird mit großzügiger Mitgift hastig an einen fahrenden Händler namens Faris al Kaselza, der in einer guten Woche hier vorbeikommen wird, verheiratet. Neun Monate später werde ich zur Welt kommen. Meine Mutter wird mich Alba nennen, weil sie neben der Zahl deiner Muttermale nur noch weis, das du ein Albai bist. Faris wird mich als Bastard verabscheuen und ein übler, launiger und zuweilen brutaler Stiefvater sein. Meine Mutter wird ihm keine weiteren Kinder gebären, Faris wird sie ständig betrügen, irgendwann wird sie in großem Kummer sterben. Seine Spielleidenschaft wird ihn auf die Dauer ruinieren und kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag wird er mich auf dem Sklavenmarkt in Mardaba verkaufen um seine Spielschulden zu begleichen. Doch ich werde das Glück haben, von einem berühmten Magier gekauft zu werden, der nach einem 'Freiwilligen' für das Ausprobieren seines neu entdeckten Artefakts (Kristall der Zeitreise) sucht. Es hat ausgezeichnet funktioniert und ich habe Ormut gepriesen für dieses erste Glück meines schändlichen Lebens. Da der Magier auf meine Wünsche einging, fand ich mich kurz vor eurem Eintreffen in Semsem auf der Straße wieder. Ich fiel einer Räuberbande in die Hände und den Rest der Geschichte kennt ihr. Ich habe versucht, mein Leben ohne Freude zu verhindern, was mir mißlungen ist. Ich wollte euch nicht schaden, bitte glaubt mir! Nun zu meiner Bitte: Versucht, es möglich zu machen, daß Jussuf die Verlobung bestehen läßt. Er ist vielleicht nicht der Traum einer Frau, aber doch ehrbar, wohlhabend und anständig. Er würde das Geheimnis hüten und mich als seine Tochter großziehen. Vielleicht werde ich nie von dieser unglückseligen Nacht erfahren! Bitte helft mir, wie gesagt, ich kann euch sehr reich machen.'
Faris hat ihr gegenüber häufig erwähnt, daß das Jahr, in dem er Fatma geheiratet hat, auch sonst von Unglück geprägt gewesen wäre, da er damals in Sukkara viel Geld (u.a. Fatmas Mitgift) verloren hätte, weil er auf Abu Ratzfatz, den Vater der Schnelle, ein äußerst berühmtes Rennkamel aus gutem Stall, ein todsicherer Tip, gesetzt hatte, aber ein unbedeutender Außenseiter namens Schauk el Pert, der damals 10:1 gehandhabt wurde, das Rennen gemacht hätte. Diese Information gibt Alba den Helden natürlich erst, wenn ihre Bitte zu ihrer Zufriedenheit erfüllt wurde!
Mögliche Lösungswege für die Helden:
- die Heilerin ist bestechlich. Sie wird das Jungfräulichkeitszeugnis problemlos und ohne Gewissensbisse ausstellen, wenn sie 500 GS erhält. Versuchen die SF zu feilschen, ist sie beleidigt, beruft sich auf ihre Ehre und sagt Jussuf die Wahrheit, nur 1000 GS können sie noch umstimmen. (In der Praxis hat meine Spielergruppe diese Lösungsmöglichkeit sogar diskutiert aber verworfen, der Bräutigam könnte ja selbst in der Hochzeitsnacht was merken, ist also vielleicht nicht ganz perfekt)
- Auch möglich wäre es, wenn die entsprechende SF Fatma heiraten will. Das würde erst dann klappen, wenn die Schmach herausgekommen ist, vorher würde ihr Vater sich nicht mit einer solch erbärmlichen Partie für seine Tochter zufriedengeben. Es ist dann natürlich nicht mehr möglich, ein Abenteurerleben zu führen, der Held wäre verloren.
- Auch könnte man Jussuf davon überzeugen, eine entsprechend bestochene Heilerin wird das bestätigen, daß er aus irgendeinem Grund zeugungsunfähig ist und die Hochzeit mit einer Schwangeren (das darf dann natürlich keiner wissen) die einzige Chance ist, Hohn und Spott über seine fehlende Männlichkeit zu entgehen.
- Wenn die Helden eine andere gangbare Lösung finden, die glaubhaft und gut ausgedacht ist, kann der SL sie natürlich auch durchgehen lassen.
Meine Spielergruppe hat zunächst Alba nach Erzählungen ihrer Mutter aus der frühen Kindheit gefragt, danach haben sie Fatma weisgemacht, ihre Liebschaft von letzter Nacht sei ein berühmter Seher, der sowohl Vergangenheit als auch Zukunft kennt. Zum Beweis haben sie ihr von ihrer eigenen Kindheit berichtet, was Fatma sehr beeindruckt hat. Dann haben sie Fatma von der Zukunft erzählt, Fatma war angemessen schockiert und daraufhin kooperativ. Anschließend haben sie Jussuf mit einem 'alten albischen Brauch' bekanntgemacht, nämlich das Junggesellenbesäufnis vor der Hochzeit. Sie haben ihm jede Menge alkoholisches ausgegeben und ihn ordentlich abgefüllt. Fatma hat ihm häufig zugelächelt und öfter seine doch so wunderschönen Ohrringe gepriesen, was seine Laune gehoben hat, da sie ja vorher recht kühl mit ihm umgegangen ist. Nach Mitternacht haben sie den Besitzer des Gasthauses, Fatmas Vater, mit Fatmas Hilfe davon überzeugt, daß er doch noch recht blaß aussehe und nach seiner kürzlich überstandenen Krankheit doch zeitig zu Bett gehen solle. Nachdem Jussuf vollständig dem Alkohol erlegen war, hat man ihn auf Fatmas Zimmer getragen, Fatma danebengelegt und ein Held fand sich sogar bereit, sich selbst mit einem Dolch zu ritzen um das Laken an entsprechender Stelle zu besudeln... Nun wurde Fatmas Vater verständigt, das Problem war gelöst. Die Hochzeit wurde hastig vorgezogen, Jussuf war die Sache unangenehm aber er als Ehrenmann war natürlich eifrig bemüht, niemand merken zu lassen, daß er offensichtlich gegen die Tradition verstoßen hatte.
Ansonsten wird Alba nach drei mal drei Tagen von der Zeitmaschine wieder zurück in die Zukunft gezogen, die dann hoffentlich ganz anders aussehen wird. Versuchen die SF, den Namen des siegreichen Rennpferdes (Schauk el Perd) mit Gewalt aus ihr herauszupressen, wird es ihr ein leichtes sein, einen falschen Namen zu nennen. Den Einsatz auf ein Rennkamel würde ich als SL auf 100 GS pro Person begrenzen. Neben der Rennbahn steht übrigens ein gutgehendes Pfandleihhaus... Der SL sollte Punktabzug geben, wenn der Träger von Faris' Botschaft an Gréis al Terman diese nicht überbringt.
Barbara Wrazidlo