Göttliche Gnade
1997-10
- Zum tieferen Sinn: Den Effekt der GG¸ also "des bei seinem Gott einen Stein im Brett haben"¸ kann auch ohne spezielle Regeln in einer entsprechenden Situation aus der Hand entscheiden werden. Die göttlichen Gnaden helfen allerdings dabei¸ einem schwachen Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen¸ sowie dem SL einen durchdachten Mechanismus an die Hand zu geben¸ mit der er eine solche Situation abhandeln kann. Deshalb optionale Regel.
- Es geht bei Göttlichen Gnaden nicht um gewonnene Erfahrung¸ sondern um den Effekt¸ daß die eigene Gottheit dem Charakter 'einen Gefallen schuldig ist'. Nicht mehr¸ nicht weniger. Der Einsatz von GG ist ein SOS des Charakters an seinen Gott. Diesen Effekt kann man mit Erfahrungspunkten nicht nachbilden. Spielerfiguren sollten die Möglichkeit haben¸ sich auch schon mal an ihre Gottheit mit der Bitte um Hilfe wenden zu können¸ insbesondere¸ wenn sie dieser schon mehrere große Dienste erwiesen haben. Der Spieler verwaltet die GG und setzt in wichtigen Momenten die Punkte (vereinfacht) zur Lebensrettung ein. In diesem Fall wird dann das Handeln des Gottes durch einen regeltechnisch motivierten Würfelwurf bestimmt. Der Würfelwurf entscheidet nur¸ ob die Gottheit eingreift. Die genaue Art bleibt dem SpL überlassen und sollte so unauffällig wie möglich erscheinen. [Optional kann man göttlicher Gnade auch 'ungläubigen' Charakteren zukommen lassen¸ die der Gesinnung der Gottheit nicht zuwiederhandeln. Ich halte die Versteifung von Seelenheil¸ der nur denen Zuteil wird¸ die regelmäßig die Kirche¸ bzw. den Tempel besuchen¸ für ziemlich unsinnig.]
- Erhalt: Diese besondere Leistung muß selbstlos für die Gottheit erbracht werden. Keine Bezahlung¸ keine Wiederbelebung des toten Kameraden als Belohnung usw.
Ist es nicht eine Dummheit für einen Spieler einen Krieger zu spielen¸ der nicht gottgefällig ist¸ sondern nur einem Ehrenkodex folgt? Wird dieser nicht durch das System bestraft¸ wenn er ein kleines Kind vor einem Monster rettet¸ welches ihm den Tod bedeutet hätte ?
Nein. Zum Einen wächst man irgendwann aus der Maximierungsstrategie des Charakters heraus und spielt auch mal Charaktere¸ die nicht regeltechnisch optimiert sind. Zum Zweiten hat der Krieger aus Deinem Beispiel auch Vorteile aus seinem Ehrenkodex: Er erfährt die Achtung in der einfachen Bevölkerung¸ er wird sicher als vertrauenswürdiger eingestuft werden¸ als sonstige Charaktere. Er kann wahrscheinlich auf die Ressourcen seines Kriegerordens zurückgreifen¸ sein Ehrenwort gilt etwas¸ auch bei seinen Feinden usw. (Natürlich hat er auch eine Menge Nachteile.) Diese Vorteile greifen natürlich nicht in einer Todessituation. Aber das hat sich der Spieler beim Erschaffen des Charakters so ausgesucht. Der eine hat eine Unfallversicherung¸ der andere fährt Ferrari. [Wenn der Spielleiter solcherlei Bemühungen belohnen will¸ kann er parallel zur GG auch sowas wie eine (in Fantasywelten sehr lokale) Reputation einführen.]
- Spielerwissen: Da es sich um einee optionale Regel handelt sollte man sich überlegen¸ ob ein Spieler (ein Charakter sowieso nicht¸ der hätte höchstens ein wages Gefühl dafür) wissen darf¸ wieviele Punkte GG er hat. Vielleicht sollte er besser mit dem "Regelalgorithmus" an sich überhaupt vertraut sein oder nur wissen "da gibt es was; im Notfall kann ich da noch was probieren¸ bevor das Licht ausgeht. Näheres regelt der SL alleine." ?
- Götter sollten unberechenbar sein und damit ohne Einfluß vom Charakter nur vom Spielleiter gespielt werden. Allgemein sollte ein System¸ daß Götter besitzt¸ diese nicht in Regeln ausdrücken. GG mögen zwar schön und gut für Spieler sein¸ aber letztlich heißt dies¸ daß ein Spieler seinen Gott kontrollieren kann (wenn er genug göttlichen Gnaden hat¸ MUß dieser eingreifen). Die einem meinen¸ daß das Eingreifen eines Gottes sollte nie erzwungen werden können sollte¸ d.h wenn schon GG¸ dann nur geheim beim Master verwaltet¸ so daß ein Spieler nie genau weiß ob er darauf hoffen kann oder nicht. Andererseits sind nahezu alle Würfelwürfe regeltechnisch motiviert. Warum also nicht auch¸ ob der Gott des Characters gerade Lust/Zeit hat seinem Anhänger zu helfen? Wenn mal eine größere oder kleinere Wahrscheilichkeit gebraucht wird¸ modifiziert man einfach den regeltechnisch motivierten Würfelwurf durch positive oder negative Modifikationen (Der Gott findet es scheiße¸ daß sein Schäfchen von einem Dämon zu Mus verarbeitet wird! Also WM+6).
Anmerkung: Dazu aus den Regeln. Ein Spieler kann in einer entsprechenden Situation seine Gottheit anrufen¸ indem er seine sämtliche GG opfert. Er muß dann einen EW mit der Anzahl der GG als Modifikator schaffen; bei 2 GG z.B. eine 18¸ 19¸ oder 20 mit einem W20 würfeln. Wenn der SpL bei der Vergabe der GG die strengen Maßstäbe des Regelwerkes anlegt¸
GG-Regeln (Seite 143): Es reichen 2000GS¸ ein nützlicher magischer Gegenstand¸ eine versprochene Pilgerfahrt¸ das Meucheln von "feindlich gesinnten" Kreaturen für je ein GG. Ist der Begnadete auch noch Ordenskrieger bekommt er gleich zwei.
dann dürfte es nur lang gespielten Charakteren gelingen¸ mehr als 4 oder 5 Punkte GG anzusammeln. Von 'genug GG = muß eingreifen' kann also keine Regel sein. Im Regelfall wird der Wurf vom Spieler ausgeführt (Ausgabe 1989 Seite 143 links unten). Eine 'göttliche' Modifikation der Regeln wäre allerdings¸ den EW vom SpL verdeckt durchgeführt¸ wenn was nicht sein soll¸ was nicht sein kann¸ dann... Was allerdings Mogeln bedeutet und nur in begründeten Fällen getan werden sollte¸ denn ansonsten wird die GG sinnlos und irreführend.
- Was passiert wenn in der Aufregung der Einsatz der göttlichen Gnade vergessen wurde ?
Würde ein Gott vergessen¸ seinem Schäfchen in höchster Not zu helfen¸ weil der Spieler nicht daran gedacht hat¸ die GG seines Charakters einzusetzen ? Andererseits: Warum sollte der Gott helfen¸ ohne daß er von seinem Anänger angerufen wird ? Allgemein gilt: Jeder Spieler für die Aktionen seines Characters selbst verantwortlich. Der Charakter fleht ja erst seinen Gott um Hilfe an. Die GG helfen zusammen mit den ganzen anderen Versprechen lediglich dabei zu bestimmen¸ ob der Gott auch tatsächlich eingreift. Wenn der Charakter vergißt zu flehen¸ merkt der Gott gar nicht¸ daß sein Anbeter in Not ist (und wundert sich vielleicht dann nur¸ ihn ein wenig früher als geplant im Himmel begrüßen zu dürfen). Wenn der Spieler das zugunsten von anderen Aktionen vernachlässigt¸ dann ist daß seine Sache und der Charakter muß mit den Kosequenzen leben.
- Negative göttlichen Gnaden: Taten die dem Glauben zuwider laufen¸ haben dem Charakter GG abgezogen¸ bei negativen GG konnte auch mal was Negatives passieren. Siehe Verlust von GG im Regelwerk.
Manche halten negative GG allerdings für sinnlos. Nach dem Motto: Was soll die Gottheit denn in einer entsprechenden Situation machen ? Dem Ertrinkenden noch ein Glas Wasser ins Gesicht schütten? Wenn die Gottheit mit dem sie verehrenden Charakter unzufrieden ist¸ dann hat sie andere Möglichkeiten¸ dies zu zeigen. Z.B. durch Entzug von priesterlichen Fähigkeiten.
Negative GG helfen vor allem bei 'gottunabhängigen' Charakteren¸ die ich nicht über Entzüge von Vorteilen bestrafen kann. Wenn ich ein Gott wäre¸ würde mir Derjenige¸ der gegen meinen Altar pinkelt¸ keinen Gefallen erweisen und Beizeiten und im Wiederholungsfall eine Retourkutsche bekommen. Z.B. eine göttliche Prüfung¸ die nett ausfallen könnte.
[Beiträge von: Jens Peter Kleinau¸ Stephan Siano¸ Stephan Lange¸ Harald Brencis¸ Jens Peter Kleinau¸ Jörg Preischel¸ Thorsten Gruenendick¸ Jürgen ''JuL'' Lerch]
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