Krieger laengst vergangener Tage
1996-12
Krieger längst vergangener Tage
Zahlreiche Geschichten und Legenden erzählen über in Berghöhlen erstarrte Könige und Krieger - Männer¸ Jahrhunderte lang gemeinsam mit ihren Gefährten dem Reich des Schlafes anheimgegeben und darauf wartend¸ bis ihre Landsleute sie wieder ins Leben und zu Hilfe rufen.
Die Berge Englands¸ Irlands und Deutschlands oder die Hohe- Tatra Polens beherbergen solche Krieger längst vergangener Zeiten¸ und auch zahlreiche Fantasy-Autoren haben sich dieses Motivs und seiner Varianten angenommen.
Zeit für einen kurzen Überblick:
Friedrich Barbarossa:
In Deutschland lebt der Heilige Römische Kaiser und Kreuzfahrer Friedrich Barbarossa in einer Kalksteinhöhle unter dem Kyffhäuser. Er sitzt dort an einem steinernen Tisch¸ durch den im Laufe der Jahrhunderte der rote Bart gewachsen ist¸ von dem er seinen Namen hat.
Fionn und die Fianna:
Der irische Held Fionn ruht gemeinsam mit seinen Kriegern ebenfalls in einer Höhle. Es ist geweissagt worden¸ daß er beim Klang des dreimal geblasenen¸ Dord Fiann genannten Horns eines Tages erwachen und den Ruhm Irlands erneuern wird.
König Arthur und die Ritter der Tafelrunde:
Verschiedene Höhlen in Glamorganshire beherbergen¸ so heißt es¸ König Arthur und seine Gefährten. Der eingetretene Ernstfall der Wiederkunft dieser Helden wurde übrigens bereits in der Comic-Serie Camelot 2000 aufgearbeitet. Das Damoklesschwert alter Leidenschaften¸ Fehler und Verirrungen schwebte hier erneut verhängnisvoll über den Recken¸ die es mit außerirdischen Aliens zu tun bekamen.
Owen Lawgoch:
Und in der Nähe von Cardiganshire führen unter einem Haselnußbaum in einem einsamen Moor steinerne Stufen tief in die Erde zu einer ausgedehnten Höhle¸ in der¸ umgeben von Männern in Rüstung und Goldschätzen¸ Owen Lawgoch - Rothand - mit einem Schwert früher britischer Könige in den Händen schläft. Auch dieser ehrwürdige Krieger¸ der Britannien gegen die Einfälle der Sachsen verteidigt haben soll¸ wird eines Tages auferstehen und die Nation erneut führen.
Boleslaw Chrobry:
Nicht zuletzt schlafen im Tatra-Gebirge die Ritter des polnischen Kriegers Boleslaw I. Chrobry (dem Tapferen).
Doch alles in allem sind diese Geschichten von Helden¸ die in verwunschenen Höhlen schlafen¸ so verworren¸ daß man sie kaum von den Geschichten von untergegangenen Ländern und Königreichen¸ der Anderwelt der Tuatha De Danaan¸ oder den Feenhügeln der Daoine Sidh - dem kleinen Volk der hollow hills mit Oberon oder Finvarra als ihren Königen - abzugrenzen vermag.
Fantasy:
Die Eidbrecher:
In J.R.R. Tolkien's Herr der Ringe-Trilogie erfährt das Thema eine erweiterte Deutung. Nach der Schlacht in Helms Klamm beschreitet hier Aragorn¸ der rückkehrende König¸ die unter den Weißen Bergen durchführenden Pfade der Toten¸ um ein Heer dunländischer Geister¸ das vor Zeitaltern den gondorianischen Königen Treue geschworen hatte¸ dann aber Sauron anheimfiel¸ an seiner Seite in die Schlacht gegen die Horden von Mordor zu führen. Denn nur so¸; wurde geweissagt¸ in Erfüllung ihres alten Versprechens¸ werden die Ruhelosen endlich Frieden finden können.
Und ebenfalls in Mittelerde angesiedelt¸ nämlich im MERP-Abenteuer Phantom of the Northern Marches¸ ist
Die Saga von König Gotshelm:
Es geht um die sagenhafte Kaverne König Gotshelms¸ die sich unter einer gewaltigen Nordmann-Halle¸ der Tateshalla¸ in einem einsamen Tal südlich von Angmar¸ im nördlichsten Arnor/Eriador befinden soll: Die Verse der Barden bewahren und verbreiten die Legende vom König-Der-Schläft und das Volk der Umgegend glaubt fest an dessen Wiederkunft¸ einst¸ wenn das Königreich wieder seiner bedürfen wird - ein Tag¸ der mit den längerwerden Schatten aus Angmar immer näher zu rücken scheint.
Doch diesmal ist alles ein wenig anders: Olpessa¸ die numenorische Hofmagierin¸ schuf für König Gotshelm¸ als dieser im Sterben liegend nichts sehnlicher wünschte¸ als daß ihm eine epische Tradition nachfolgen sollte¸ nur eine mächtige¸ permanente Illusion in dieser Höhle. Gotshelm wollte¸ daß seine Ritter ihm hierher folgen sollten und mit ihm auf den Tag der Not im Königreich warten sollten. Also gibt die Illusion eine herrliche Schar nordmännischer Krieger wieder¸ gewappnet mit strahlender Brünne und blankpolierten Helmen¸ angetan mit Gurten und Schnallen aus Gold¸ Banner aus Samt und Seide und Waffen aus Mithril und edelsteininkrustiertem Silber tragend.
Als Gotshelm diese Kavalkade die Stufen hinabführte¸ war sein Herz voller Freude und er verstarb lachend vor Glück; in Wahrheit hinterließ er nur ein Gedicht¸ das es etwa eine Stunde braucht¸ zu rezitieren. Doch das Poem hielt den Volksglauben und die Legende am Leben¸ und die Illusion der Halle blieb ungebrochen. Der einzige Teil¸ der nicht im Einklang mit der herausragenden Illusion schlafender Krieger steht¸ ist der echte Leichnam König Gotshelms und der seines Reitpferdes. Ihre Körper wurden ausgedörrt und mumifiziert in der trockenen¸ abgeschlossenen Atmosphäre bewahrt. (Und logo¸ daß die Abenteurer wieder mal die Maronen aus dem Feuer holen müssen!)
Göttliches Spiel:
Natürlich wäre auch die alte Saga vom waelischen Fürsten Wargar wie geschaffen für derartige Gerüchte¸ obwohl es in diesem echt tollen Midgard- Abenteuer vornehmlich um dessen Nachfolge und Erbe geht. Bei einem ähnlich spannenden Finale¸ in den TASSILO- Comics Die magischen Steine des Ingar & Das Grabmal im Eis geschildert (Text: Fauche/Leturgie - Zeichnungen: Luguy)¸ erhob sich der totgeglaubte Fürst tatsächlich von seiner Bahre¸ um bei ihrer Ankunft den Bösewichten einen gehörigen Schrecken einzujagen (dabei handelte es sich aber nur um Ritter Tassilo in Verkleidung). Spielleiter¸ die Dramatik lieben¸ können aber auch beim Göttlichen Spiel den Milan¸ seines Zeichens moravischer Hexer im Solde Laird Grimmonds¸ dazu einsetzen¸ ein (freilich magisches) Quickening des waelischen Fürsten Wargar zu inszenieren (diesmal zur Überraschung der Spielerfiguren (oder gar beider Parteien)¸ versteht sich)!
Der Schwarze Habicht:
In diesem legendären¸ zweiteiligen Abenteuer aus ZauberZeit 10 und 11 geht es um die Wiedererweckung eines alten Helden¸ der einst die Yandis-Inseln gegen Piratenumtriebe verteidigte¸ und es den Sagen zufolge wieder tun wird¸ wenn es gelingt¸ seinen letzten Ruheort zu finden. Mit Überraschungen muß natürlich gerechnet werden!
Und noch eine Geschichte¸ die sich auf einem Bierdeckel von Hirter Privat Pils - Das hopfenhelle Edelpils (Brauerei Hirt seit 1270) fand (- ja¸ sogar dort kennt man die Thematik!):
Ein Bierkutscher fuhr einst durch einen Wald und fand sich plötzlich vor einem offenen Felsentor. Ein Mann in blanker Rüstung forderte ihn auf¸ in den Berg hineinzufahren¸ man wolle ihm die gesamte Ladung Hirter Pils abkaufen. Hocherfreut willigte der Kutscher ein¸ und schmucke Knappen luden die Fässer in einer großen Halle ab. Mit Silbermünzen wurde er fürstlich entlohnt. Noch oft fuhr er später denselben Weg¸ in der Hoffnung auf ein gutes Geschäft. Das Tor konnte er jedoch nie mehr finden.
Zuletzt aber nun mein gutgemeinter Rat an Euch alle:
Verlaßt Euch bloß nicht auf Krieger längst vergangener Tage!
der findet sie am Ende seines rechten Armes.
(Abraham Lincoln)
So¸ jetzt noch
Wünsche für ein Frohes Weihnachtsfest¸ und einen guten Rutsch
(nicht unter den Tisch¸ ins neue Jahr natürlich)!
cu
1997!
Robert Eibl |