Was Du nicht willst ...
1996-10
Eine Fantasy-Kurzgeschichte von Patrik Kappler
Teil 1 (von 3-4; wegen Größe)
Thorins Schritte hallten gespenstisch von den Wänden der Höhle wider¸ die von seiner Fackel nur unzureichend erhellt wurde. Er hatte das Gefühl¸ daß Tausende gieriger Augen aus der Dunkelheit seine unsicheren Schritte verfolgten. `Bleibe ruhig'¸ redete er sich immer wieder ein¸ `es wird schon alles gutgehen'. Aber wenn er daran dachte¸ was ihn erwartete¸ konnte er sich eines Schauderns nicht erwehren.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Vor nicht einmal drei Tagen hatte er noch¸ leicht angetrunken¸ mit einem von Jorels Mädchen die Nacht in seinem Zimmer verbracht und sich vorgestellt¸ wie es wohl würde¸ wenn er erst so reich wäre¸ daß er bis zum Ende seiner Tage im Überfluß leben könnte.
Alles war perfekt geplant gewesen und er hatte an alle Eventualitäten gedacht. Dieser Einbruch sollte die Krönung seiner erfolgreichen Karriere werden und ihm soviel Geld einbringen¸ daß er nicht alles ausgeben könnte¸ selbst wenn er es wollte. Ein geheimnisvoller Fremder hatte ihn damit beauftragt in den Turm Kharos'¸ des mächtigsten Zauberers des ganzen Königreiches¸ einzusteigen und dort ein wertvolles Zauberbuch zu entwenden. Schon viele hatten bei dem Magier ihr Glück versucht¸ aber keiner kehrte jemals von einem Ausflug zu Kharos' Turm zurück.
Zuerst hatte Thorin den Fremden ausgelacht und ihm gesagt¸ daß er verrückt sei¸ aber insgeheim hatte er sich schon lange mit dem Gedanken getragen genau dieses Vorhaben einmal in die Tat umzusetzen. Nicht nur¸ daß es bei dem Zauberer unsägliche Kostbarkeiten zu holen gab¸ es war vor allem der Ruhm¸ der ihn reizte: Thorin¸ der erste Dieb¸ dem es gelungen war in den Turm Kharos' einzubrechen und lebend wieder zurückzukehren. Das würde ihm mit Sicherheit einen Platz unter den Ersten seiner Gilde sichern !
Leider erwiesen sich die Informationen seines Auftraggebers als nicht ganz so präzise und so endete der größte Beutezug Thorins in einem totalen Desaster. Während sein Partner ein äußerst unrühmliches Ende in den Klauen eines grauenvollen Monsters nahm¸ wurde Thorins Leben gnädig¸ verschont'. In seiner großzügigen¸ überaus menschenfreundlichen Art schickte Kharos ihn statt dessen in die Wüste. Und das keineswegs sprichwörtlich. Eben noch im Turm des Zauberers¸ fand sich Thorin plötzlich mitten in den heißen¸ endlosen Weiten einer Sandwüste wieder.
Es wäre sein sicherer Tod gewesen¸ wenn er nicht einige Stunden später eine kleine Oase gefunden hätte¸ in deren Mitte sich ein Teich mit kristallklarem¸ kühlen Wasser befand. Ohne nachzudenken stürzte er sich auf und in das kostbare Naß. Das wiederum stellte sich schon einige Minuten später als ein zweiter¸ ebenfalls fataler Fehler heraus¸ denn die herbeieilenden Wachen schienen alles andere als erfreut über dieses Bad zu sein. Offensichtlich hatte er irgendeinen heiligen Teich entweiht und wurde dementsprechend als Verbrecher und Gotteslästerer ziemlich unsanft behandelt.
Man schaffte ihn in Ketten in die Stadt¸ die sichh nur zwei Kilometer weiter hinter einigen Sanddühnen erhob. Vor den Stadttoren gab es nicht nur regen Verkehr¸ sondern¸ welch Ironie des Schicksals¸ auch einen Brunnen¸ aus dem man offenbar kostenlos und ungefährdet trinken konnte. Während sich Thorin noch Gedanken über sein Glück machte¸ das ihn auf sehr unmißverständliche Weise im Stich gelassen hatte¸ brachte man ihn ohne weitere Umschweife in ein großes Gebäude und warf ihn dort in eine der Zellen¸ wo er sich ziemlich einsam vorkam¸ denn außer ihm gab es offensichtlich keine anderen Verbrecher in dieser Stadt.
Als man ihn dann ein paar Stunden später abholte¸ glaubte Thorin fest daran¸ daß seine letzte Stunde geschlagen hatte¸ denn zwei seiner Bewacher sahen mit ihren schwarzen Kapuzen und den langstieligen Doppeläxten ziemlich verdächtig nach Henkern aus. Er wurde in einen Saal geführt¸ wo ein ziemlich gelangweilt aussehender Richter nach Anhörung der Anklage¸ ohne sich mit solch überflüssigen Nebensächlichkeiten¸ wie zum Beispiel einer Verteidigung aufzuhalten¸ umgehend das Todesurteil aussprach. Thorins lautstark vorgetragene Proteste¸ daß er ja schließlich nicht wissen konnte¸ daß er mit dem Bad in der Oase ein Sakrileg beging¸ wurden wohlwollend überhört und hatte - sah man vom eigentlichen Urteil einmal ab - keine weiteren nachteiligen Folgen.
Zu dritt brachten ihn seine Wächter trotz heftiger Gegenwehr zum Richtplatz¸ wo er an den Henkersblock gekettet wurde. Dann jedoch erschien ein ganz in Schwarz gekleideter Mann¸ der Thorin ein verlockendes Angebot machte. Anstelle hier und jetzt seinen Tod zu finden¸ könnte er seine Freiheit wiedererlangen¸ nachdem er für die Stadt einen gefährlichen Dienst vollbracht hätte. In einer solchen Situation verhandelt man nicht lange über Einzelheiten und Thorin war nur allzu gerne bereit¸ dieses für ihn zweifellos günstige Angebot anzunehmen.
Plötzlich nahm Thorin einen starken Duft nach Verwesung wahr und bereits wenige Meter weiter stieß er auf die Quelle des Geruches. Am Höhlenboden lagen die Überreste eines unglücklichen Vorgängers. Aus Erfahrung wußte er¸ daß der Leichnam schon mindestens einige Tage hier liegen mußte und am Zustand des Bedauernswerten gab es ebenfalls keine Zweifel. Das war auch ganz gut so¸ denn mit zerschmetterten Gliedmassen und einem fehlenden Hinterkopf lebte es sich wirklich nicht sehr gut. Für kurze Zeit in Panik verfallend¸ rannte er los und blieb erst wieder stehen¸ als er sich mehrmals Arme und Kopf angestoßen hatte und die Schmerzen ihn wieder zur Besinnung brachten. Der Tote hatte ihm ziemlich drastisch vor Augen geführt¸ daß sein Gegner wohl keinen Spaß verstand und es - sogar mit viel Glück - gar nicht so leicht werden würde¸ die Aufgabe erfolgreich und vor allem an einem Stück zu beenden.
¸ Ihr habt eine weise Entscheidung getroffen'¸ lobte der Schwarzgekleidete Thorins Entschluß zur Zusammenarbeit¸ ¸ und ihr werdet sehen¸ daß sie zu beider Seiten Vorteil gereichen wird'. Damit gab er den Wächtern einen kleinen Wink¸ woraufhin diese den Gefangenen losbanden und ziemlich unsanft auf die - zugegebenermaßen momentan noch ziemlich unsicheren - Beine stellten.
¸ Nun¸ ich bin sicher¸ daß unser Freund sich vernünftig verhalten wird¸ so daß ihr ihm die anderen Fesseln auch abnehmen könnt ?' Ein leicht belustigter Unterton lag in der Stimme des Fremden.
¸ Oh - sicher. Ich bin völlig vernuenftig'¸ beeilte sich Thorin zuzustimmen. Er hatte keine besonders große Lust dazu seinen Retter zu verärgern - zumindest nicht in solcher Nähe zu der Stelle¸ die beinahe die Trennung seines Kopfes vom Rest des Körpers gesehen hätte. Eifrig hielt er den Wächtern seine gebundenen Hände hin¸ damit sie die Fesseln durchtrennen konnten.
¸ Ich wußte doch¸ daß ich mich auf euch verlassen kann'¸ entgegnete der Mann¸ während er sich lächelnd zum Gehen wandte. ¸ Folgt mir!'
Auch ohne die kräftigen Schläge seiner Wachen¸ hätte sich Thorin in Bewegung gesetzt. Diese schienen ihm jedoch klarmachen zu wollen¸ daß er keineswegs ganz aus der Gefahrenzone entkommen war. Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke und versuchte mit dem Fremden Schritt zu halten während er gleichzeitig die Umgebung musterte.
Sie Verliesen den Richtplatz und gelangten durch ein unscheinbares Tor in einen weiten Hof¸ dessen Mitte von einem wunderschön gestalteten Springbrunnen gebildet wurde. Der ganz aus weißem Marmor gefertigte Brunnen war in Gestalt einer demütig am Boden knienden Frau gehalten¸ aus deren wie eine Schale geformten Händen sich die Wasserfontäne fast drei Meter weit in die Höhe erhob. Dort teilte sich das Wasser und formte einen Schirm aus Milliarden feinster Tröpfchen¸ die¸ in allen Farben des Regenbogens schillernd¸ wieder zu Boden fielen¸ wo sie in einem Beet aus wunderschönen Blumen versickerten. Obwohl er nicht viel Zeit hatte die Figur genau zu mustern¸ mußte Thorin dem Baumeister in Gedanken ein Kompliment zu seiner Schöpfung und vor allem deren Detailtreue machen.
Ohne daß er es vorher gemerkt hatte¸ waren die Wächter inzwischen zurückgeblieben und Thorin entspannte sich ein wenig. Mit sicheren Schritten steuerte sein Retter auf ein großes Portal zu¸ welches vor ihm von zwei Dienern geöffnet wurde¸ die sich tief verneigten. Offensichtlich schien der Mann ziemlichen Einfluß zu besitzen.
¸ Nun¸ ich denke¸ ihr werdet euch ein wenig frisch machen wollen¸ ehe ich euch weitere Einzelheiten über unsere Vereinbarung erläutern werde. Außerdem warten noch einige wichtige Geschäfte auf mich¸ die ich nur ungern verschieben würde. Ich bin ein sehr beschäftigter Mann.' Beide waren inzwischen eingetreten.
¸ Macht euch mit mir keine Umstände - ich warte gerne'¸ entgegnete Thorin schnell. ¸ Meine Diener werden sich um euch kümmern - wir sehen uns dann beim Essen heute Abend.' Ohne sich noch einmal umzudrehen¸ verschwand der Mann durch eine Tür. Wie aus dem Nichts tauchten fast gleichzeitig zwei weitere Diener auf¸ die Thorin mit eindeutigen Gesten in eine andere Richtung wiesen. Nach einigen weiteren Türen und Korridoren gelangten sie dann in eine Art Baderaum. Er versuchte die Diener in ein Gespräch zu verwickeln¸ mußte jedoch schnell einsehen¸ daß sie nicht antworten konnten oder wollten.
So fügte er sich ergeben und in diesem Fall keineswegs widerwillig in sein Schicksal¸ zog seine Kleider aus und legte sich in einen mit angenehm duftendem Wasser gefüllten Badezuber. Kurz danach verschwanden die stummen Diener und zwei junge Mädchen kamen herein. Auch sie antworteten nicht auf seine Fragen. Während sie ihn wuschen¸ kicherten sie jedoch und unterhielten sich in einer ihm fremden Sprache. Nicht alle Bediensteten schienen also stumm zu sein. Nach dem Bad brachte sie frische Kleider und führte ihn in ein anderes Zimmer¸ in dem sich ein großer Diwan sowie ein niedriger Tisch nebst reichlich gefüllter Obstschale befand. Dort ließ man ihn allein¸ nachdem man ihm zu verstehen gegeben hatte¸ daß er sich noch ein wenig ausruhen solle und dabei seine eindeutige Einladung ihm dabei Gesellschaft zu leisten¸ lächelnd abgelehnt hatte. Thorin nahm sich eine ihm unbekannte aber sehr gut schmeckende Frucht aus der Schale und legte sich auf den Diwan¸ wo er bereits wenige Minuten später in einen angenehmen Halbschlaf verfallen war.
In der Höhle war es ziemlich warm und ein stechender¸ schwefelhaltiger Geruch lag in der Luft. In seinem Mund hatte sich ein unangenehmer Geschmack gebildet und Thorin dachte etwas sehnsüchtig daran¸ wie angenehm es wäre¸ wenn er eine dieser exotischen Früchte bei sich hätte.
Währenddessen schlich er langsam und vorsichtig weiter. Am anderen Ende angelangt¸ sah er zwei Ausgänge. Der eine war ziemlich groß und schien in eine weitere Höhle zu führen¸ der andere war ziemlich klein und schmal. Thorin entschied sich für den kleinen Ausgang und quetschte sich in den Durchgang hinein. Wenngleich er ein wenig Angst hatte steckenzubleiben¸ erschien es ihm doch wesentlich sicherer diesen Weg zu gehen. Und obwohl die Fackel hier äußerst hinderlich war und er sich schon mehrere Male daran verbrannt hatte¸ war Thorin keineswegs bereit sie zu Löschen und auf das Licht zu verzichten. Schließlich mündete der Weg in einem breiteren Gang und Thorin blieb zuerst einmal heftig atmend stehen. `Ganz ruhig'¸ dachte er bei sich und tastete mit seiner freien Hand nach dem langen Dolch an seinem Gürtel und dem seltsamen Amulett¸ das an einer silbernen Kette um seinen Hals hing.
¸ Dieses Medaillon solltet ihr während eurer Aufgabe tragen'¸ sagte Morgun - so der Name seines Retters - zu ihm¸ während einer der stummen Diener Thorin das Amulett überreichte. Nach einem reichhaltigen und wohlschmeckenden Essen¸ bei dem sich die spärliche Unterhaltung mit seinem Gastgeber ausschließlich um relativ belanglose Dinge gedreht hatte¸ schien nun die Zeit für einige Informationen gekommen zu sein.
Der Dieb nahm das Schmuckstück und betrachtete die feinen Linien der seltsamen Zeichen¸ die in das Gold eingearbeitet waren. `Magisch'¸ konstatierte er in Gedanken und legte es vorsichtig vor sich auf den Tisch.
¸ Ich denke doch¸ daß ihr es bei der bevorstehenden Aufgabe dringend brauchen werdet'¸ fuhr sein Gegenüber ohne Pause fort. Er erhob sich und ging langsam¸ die Hände auf dem Rücken verschränkt¸ zu einem der Fenster¸ die den Blick auf den nach Sonnenuntergang nun dunklen Hof gestatteten. Durch irgendwelche geheimnisvollen Lichter erhellt¸ konnte man jedoch den Brunnen noch immer deutlich sehen und Morgun schien sich für einige Momente in dem Anblick des Wasserspieles zu verlieren. Thorin beobachtete von seinem Platz aus seinen Gastgeber. Er war sich ziemlich sicher¸ daß dieser ein Zauberer war. Darüber hinaus herrschte er¸ zusammen mit zwei Anderen¸ über die er sich während ihres Gespräches nicht weiter geäußert hatte¸ über diese Stadt. Es war also auf jeden Fall ratsam sich höflich und zurückhaltend zu verhalten. Er schwieg und wartete darauf¸ daß der Magier das Gespräch fortsetzen würde.
¸ Nun'¸ fuhr Morgun nach einiger Zeit fort¸ ¸ vor etwa einem halben Jahr ereignete sich in meiner Stadt etwas¸ das man - sagen wir einmal mit sehr viel Wohlwollen - als großes Unglück und mit etwas weniger Wohlwollen als mittlere Katastrophe bezeichnen kann.'
Bei diesen Worten drehte er sich um und lächelte den Dieb hintergründig an.¸ Und nun kommt ihr ins Spiel. Eure Aufgabe wird es sein¸ uns von dem unliebsamen Gast zu befreien¸ der sich hier bei uns eingenistet hat. Und wenn es euch gelingt¸ diese Aufgabe erfolgreich zu beenden¸ dann wird nicht nur die Anklage gegen euch fallengelassen¸ sondern ihr könntet darüber hinaus die Ehre fordern der Erwählte zu werden.' Sein prüfender Blick ruhte noch immer auf Thorin¸ als dieser sich nun doch zu einer Erwiderung entschloß:¸ Der Erwählte ?'
¸ Oh - ich vergaß. Wie unachtsam von mir. Ihr seid ja nicht von hier.' Morgun machte ein kleine Pause¸ während er sich zurück zu seinem Platz begab.¸ In jedem siebten Jahr wird einer unter uns ausgesucht¸ dem dann die große Ehre zuteil wird¸ für drei Wochen als Inkarnation unseres Gottes gehuldigt zu werden. Gibt es jedoch einen besonders tapferen und mutigen Recken¸ so kann er diese Ehre für sich selbst fordern. Und einen Drachen zu töten¸ ist es wohl wert als tapfere und mutige Tat angesehen zu werden ! Während dieser drei Wochen werden den Erwählten - nun sagen wir fast - alle Wünsche erfüllt. Ihr versteht schon: Geschenke¸ Essen¸ Frauen - alles nach eurem Geschmack.' Mit diesen Worten lehnte er sich genüßlich in seinem Stuhl zurück und schaute den Dieb erwartungsvoll an.
Obwohl diese Aussichten Thorin durchaus in angenehme Träumereien versetzen konnten¸ hatte er dennoch den ersten Teil des Gespräches nicht vergessen.¸ Diese Vorstellungen klingen verlockend - doch ich weiß noch immer nicht¸ wer dieser Kerl ist¸ den ihr so dringend loswerden wollt. Ich wünschte mir - mit Verlaub gesagt -¸ ihr würdet euch ein wenig klarer ausdrücken.' Für einen Moment entstand eine drückende Stille¸ und Thorin fühlte die Spannung im Raum. Doch dann fing Morgun plötzlich zu lachen an.¸ Ihr seid nach meinem Geschmack!'¸ ließ er sich vernehmen.¸ Euer Wunsch soll euch erfüllt werden.'
Einige Minuten später wünschte sich ein ziemlich niedergeschlagener Thorin¸ diese Bitte lieber nicht ausgesprochen zu haben. Ohne weitere Umschweife hatte ihm Morgun erklärt¸ daß sich ein Drache in der Nähe der Stadt niedergelassen habe und in mehr oder minder regelmäßigen Abständen die Leute in Angst und Schrecken versetzte. Vor zwei Wochen war es dem Zauberer gelungen den Unterschlupf des Untieres zu finden und die Eingänge mittels seiner Magie und jeder Menge Felsbrocken soweit zu verschließen¸ daß der Drache gefangen war. Da sich ein solch mächtiges Wesen jedoch nicht ohne weiteres über längere Zeit hinweg gefangensetzen lie߸ schien es angeraten¸ den Kampf mit ihm aufzunehmen. Zuerst hatten sich einige Freiwillige gefunden¸ die jedoch alle nicht zurückgekehrt waren. Dann war man dazu übergegangen die im Kerker sitzenden Gefangenen mit ihrer Freilassung zu Ködern¸ wenn sie den Drachen unschädlich machten¸ doch auch das hatte bislang - außer einem leeren Kerker - keinen Erfolg gezeigt. Mittlerweile mußten jedoch die ständigen Versuche den Drachen zu töten zumindest soweit geführt haben¸ daß die Kreatur verwundet und somit eine leichte Beute war - so führte Morgun es jedenfalls aus. Und da dies ganz sicher der Fall war¸ sollten Thorins Chancen gar nicht so schlecht stehen¸ den Drachen zu besiegen und zumindest halbwegs heil wieder davonzukommen.
Bei diesem¸ wie der Dieb sarkastisch feststellte¸ äußerst ausgeklügelten Plan sollte das Amulett¸ das in der Lage war seinen Träger zumindest vor einem oder zwei Feuerstößen des Drachen zu schützen¸ und ein besonderer Dolch¸ mit dem man die ansonsten viel zu widerstandsfähige Haut des Drachen durchdringen konnte¸ eine entscheidende Rolle spielen. ¸ Nun was sagt ihr dazu ?'¸ fragte Morgun scheinheilig am Ende seiner Ausführungen.
¸ Habe ich denn eine Wahl ?'
¸ Ich denke nicht - falls ihr den Henker¸ wie ich vermute¸ nicht als Alternative betrachtet !'
¸ Warum geht ihr nicht - wenn ihr euch so sicher seid¸ daß eure Theorie den Tatsachen entspricht ?'
¸ Nun¸ ein gewisses Risiko¸ daß ich mich irre¸ besteht natürlich immer. In diesem Fall kann es sich unsere Stadt einfach nicht leisten einen seiner drei Herrscher zu verlieren. Und denkt an den Ruhm - und die Belohnung !'
¸ Nun¸ ich denke. Ich denke zum Beispiel daran¸ daß ein kleiner Teil der Schätze des Drachen als Bezahlung durchaus angebracht wäre.' Thorin wußte¸ daß Morgun natürlich irgend etwas in dieser Richtung von dem Dieb erwarten würde. Und er sah sich nicht getäuscht.
¸ Wie gerne¸ daß müßt ihr mir wirklich glauben¸ würde ich euch dies anbieten. Aber leider handelt es sich bei dem Schatz des Drachen natürlich um die den Bürgern dieser Stadt gestohlenen Wertsachen und ich bin dementsprechend verpflichtet sie wieder an die Besitzer zurückzugeben. Ihr könnt gar nicht ermessen¸ wie leid es mir tut¸ daß ich euch in dieser Richtung nicht entgegenkommen kann.'
¸ Oh¸ ich bin sicher¸ daß euch das wahrlich in eurer Seele schmerzt.'
Zwei Stunden später befand sich Thorin bereits auf dem Weg. Zusammen mit einer Truppe aus acht Wachen¸ die ihn - wie ihm Morgun versicherte - nur zu seinem Schutz bis zur Höhle des Drachen begleiten und ihm dann¸ nach Aushändigung des Dolches¸ den Weg ins Innere zeigen Würden.
Dort angekommen warf einer der Wachen besagte Waffe in einen dunklen Schacht¸ ehe der Dieb dann selbst an einem langen Seil hinuntergelassen wurde.¸ Gute Reise'¸ riefen ihm die Soldaten nach¸ ¸ und bring besser den Kopf des Drachen mit¸ wenn du möchtest¸ daß wir dich wieder heraufholen!' Mit lautem Lachen entfernten sich die Stimmen¸ nachdem man ihm noch eine brennende und zwei Reservefackeln hinuntergeworfen hatte.
Fortsetzung folgt...